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Impfzentrum in DeutzSo lief die Premiere fürs Kinderimpfen in Köln

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Impfzentrum Kinder

Trotz einer gewissen Skepsis entschieden sich Valesca und Ferdinand (12) für die Impfung. 

Köln – Der zwölfjährige Sebastian drängte seine Mutter Elke Schwieren-Mörsch regelrecht, ihn nach Deutz ins Impfzentrum zu fahren. „Weil ich es sinnvoll finde, geschützt zu sein, denn ich will nicht schwer erkranken und eventuell schwere Folgen haben“, erklärt der Junge. Bei seinem Kinderarzt steht Sebastian auf der Warteliste, der Doktor hat zurzeit keinen Impfstoff.

„Alle Kölnerinnen und Kölner ab 12 Jahre können sich ab jetzt impfen lassen und davon sollten wir alle Gebrauch machen“, hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker Freitag vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen und der Ausbreitung der Delta-Variante empfohlen. Kinder von 12 bis 15 Jahren können sich in Deutz ohne Termin den Piks setzen lassen. Sebastian bekam die Impfung als einer der ersten nach Freigabe der Immunisierung gegen Covid19.

Knapp 200 Kinder und Jugendliche kamen nach Deutz

Insgesamt knapp 200 12- bis 15-Jährige wurden am vergangenen Samstag und bis zum Montagnachmittag im Impfzentrum geimpft, sagte Professor Axel Lechleuthner, Leiter des Instituts für Notfallmedizin der Berufsfeuerwehr, zum Start des Kinderimpfens mit Biontec. Ihm liegt besonders am Herzen, dass sich Heranwachsende impfen lassen. „Ich begrüße, wenn sich mehr dafür entscheiden, es ist eine wichtige Sache“, sagte er auch mit Blick auf die wieder steigenden Inzidenzzahlen. Zur Beratung seien immer zwei Kinderärzte vor Ort im Impfzentrum. Jetzt müssten allgemein verstärkt auch die mobilisiert werden, die bisher zögerlich waren oder die sich bis jetzt noch nicht impfen lassen konnten oder wollten. Es gebe vielfältige niederschwellige Angebote.

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Zurück zu Sebastian. Dass seine ganze Familie das Impfen befürwortet, hat einen dramatischen Hintergrund. Mit fünf Monaten erkrankte er an Keuchhusten, wogegen Babys noch nicht geimpft werden können. Der Junge weiß von seinen Eltern, dass er „auf Leben und Tod“ im Krankenhaus lag. Und dann sind da noch die Großeltern, die Sebastian und sein Bruder Tobias während der ersten Pandemiewelle nicht besuchen durften.

„Zwiespältig“ sieht dagegen Valeska D. die Impfung von Kindern. Dennoch füllt sie die Unterlagen für Sohn Ferdinand aus. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagt der Zwölfjährige. Von der Impfung erhofft er sich Vorteile wie vielleicht den Wegfall der Tests, die er bisher zweimal wöchentlich in der Schule absolvieren muss. „Früher oder später könnte die Impfung Pflicht werden, und dann habe ich sie schon hinter mir“, meint der Gymnasiast . Über die Nebenwirkungen macht sich Ferdinand keine Gedanken, hat von Bekannten gehört, dass das „halb so wild“ sei.

Keine vorherige Terminanmeldung nötig

Die aus dem Iran stammende Familie Sepideh wird in zwei Wochen mit Tochter Kara wiederkommen. Jetzt nutzen erstmal Vater Nabili und Mutter Haghighat das Impfangebot ohne vorherige Terminvereinbarung. Dass Kara trotzdem ein Pflaster am Oberarm hat, kommt daher, dass sie die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs für Mädchen erhalten hat. Deshalb ist eine Wartezeit bis zur Covid19-Impfung erforderlich. Bedenken haben sie nicht, obwohl die Ständige Impfkommission (Stiko) die Kinderimpfung nicht ausdrücklich empfiehlt.

Vater Nabili versteht nicht wirklich, warum sich viele nicht impfen lassen wollen. Räumt aber ein: „Die vielen Informationen, die sich immer wieder ändern, bringen die Leute durcheinander.“ Die Familie ist entschlossen: „Wir wollen Schutz, auch wenn wir gehört haben, dass manche von der Impfung krank werden, sogar sterben, aber das Risiko, auf der Straße zu verunglücken ist sicher größer.“

Derzeit werden 7000 Menschen pro Woche in Deutz geimpft

Rund 7000 Impfungen pro Woche finden im Impfzentrum derzeit statt, so die Stadt mit Blick auf die Nachfrage, die in Ferienzeiten deutlich geringer ausfällt. In ganz NRW liegt die Impfquote der 12- bis 17-Jährigen aktuell laut der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein bei 19,7 Prozent (mindestens einmal geimpft) beziehungsweise 7,7 Prozent, die in der Altersgruppe vollständig geimpft sind. Niedrig. Noch.

„Alle Kölnerinnen und Kölner ab 12 Jahre können sich ab jetzt impfen lassen und davon sollten wir alle Gebrauch machen!“, appellierte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Freitag vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen und der Ausbreitung der Delta-Variante, die Impfangebote wahrzunehmen.

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Die ersten 12- bis 15-Jährigen nahmen in Begleitung von Eltern die Möglichkeit wahr und holten sich den „Piks“ im Impfzetrum: Insgesamt circa 150 12- bis 15-Jährige wurden am vergangenen Samstag und bis zum Montagmittag im Impfzentrum geimpft. Etwa 7000 Impfungen pro Woche finden dort derzeit statt, sagte die Stadt Köln mit Blick auf die Nachfrage. Bislang seien noch keine Impfdosen verfallen, die nicht mehr verimpft werden konnten.

In gesamt NRW liegt die Impfquote der 12- bis 17-Jährigen nach aktuellem Stand bei 19,7 Prozent (mindestens einmal geimpft) beziehungsweise 7,7 Prozent vollständig geimpft.

Die Zahl der insgesamt in Köln durchgeführten Impfungen (ohne betrieblich durchgeführte) in Impfzentren und Arztpraxen quer durch alle Altersgruppen beträgt laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein aktuell 1 229 317, davon sind 697 298 Erst- und 565 706 Folgeimpfungen.

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