In Köln beginnt UmdenkenKlimawandel wird die Metropolen Nordeuropas verändern

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Die Bäume sind entlaubt wie im Herbst.

Die Bäume sind entlaubt wie im Herbst.

Köln – „Wir haben jetzt einen Sommer wie in den Städten Südeuropas, aber wir haben nicht deren Architektur.“ Für Niklas Raffalski steht der Klimawandel außer Frage. Seit vielen Jahren beobachtet der Diplomingenieur für Raumplanung und Dezernent für Klimaschutz beim Landesamt für Natur und Umwelt die Veränderungen des Wetters. Und nun sei es höchste Zeit, dass sich auch die Städte verändern. Wenn sich Metropolen wie Köln nicht immer weiter aufheizen sollen, müssen sich Architektur, Stadtgrün oder auch die Gewässergestaltung auf heiße Sommer und extreme Regenfälle einstellen.

Voraussetzungen

Grundsätzlich empfiehlt Raffalski hitzegeplagten Großstädten einen Grüngürtel und große Wasserflächen. Köln ist also gut aufgestellt. Grüngürtel gibt es. Der Rhein ist eine Frischluftschneise durch die Stadt. Köln gilt im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten als eine grüne Metropole.

Dachbegrünung

Erst vor wenigen Wochen hat der Stadtrat einem Sonderprogramm für die Begrünung von Dächern und Fassaden zugestimmt. Mit 3,85 Millionen Euro (bezogen auf 5 Jahre) will die Stadt gezielt mehr Grün säen, um das Stadtklima zu verbessern. Auch der Entsiegelung von Flächen soll mit dem Programm begegnet werden. Der Autor und Fotograf Conrad Amber hat in seinem Buch „Bäume auf die Dächer – Wälder in der Stadt“ beschrieben, warum solche Maßnahmen für Metropolen wie Köln unverzichtbar werden: „Die meisten Gebäude in der Innenstadt in Köln stammen aus den 50er Jahren. Damals wurden fast nur Flachdächer gebaut, im Sommer wird ein Kies-Flachdach bis zu 80 Grad warm.“ Dadurch heizt sich das Klima der Stadt zusätzlich auf, Dachgrün kühlt es dagegen runter. Bei der Begrünung muss es nicht mit Rasenflächen und Sträuchern bleiben. Darmstadt hat auf dem Hundertwasserhaus „Waldspirale“ eine Landschaft mit meterhohen Bäume angelegt. Weiterer Fokus liegt auf versiegelten Flächen: Wenn der asphaltierte Innenhof eines Mehrfamilienhauses umgewandelt wird in einen Garten, kann Regenwasser ortsnah versickern, die Verdunstungskälte erzeugt einen positiven Effekt auf das Kleinklima in der Stadt.

Neue Straßenbäume

In den Straßen ist schon Herbst: Um Wasser zu sparen, werfen vor allem heimische Bäume, wie Linde und Ahorn, jetzt ihre Blätter ab. Ob sie bereits abgestorben sind oder noch an den Folgen der Hitze absterben, wird man erst im Frühjahr definitiv sagen können. „Langfristig muss der Baumbestand in der Stadt solchen Situationen besser angepasst werden“, sagt Dr. Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes. Mit dem heißen Klima kommen besonders Platanen aus dem Mittelmeerraum gut klar, der aus Ostasien stammende Schnurbaum oder der Lederhülsenbaum. Der Austausch gehe aber natürlich nicht von heute auf morgen und nur nach und nach, sagt Bauer. In Köln gibt es rund 80 000 Straßenbäume, darunter sind rund 15 000 Linden und 14 000 Ahorn-Bäume.

Frischluftschneisen

Die Luft muss rein in die Stadt. Nur so kann die Hitze weggeblasen werden. Versperren hohe Häuser die Schneisen, in deren Richtung der Wind in der Regel weht, staut sich die Wärme.„Bei den bestehenden Gebäuden können wir nicht mehr viel machen“, sagt Konrad Pechen, Leiter des Umweltamtes. Die Grundzüge der Kernstadt stehen seit dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg unverrückbar fest. „Da hatte noch keiner an den Klimawandel gedacht“, so der Amtsleiter. Auch bei Hochausriegeln aus den 70er Jahren kümmerte sich keiner um Windrichtungen. Doch bei neu zu planenden Siedlungen, wie bei der Parkstadt Süd oder bei Rondorf Nord-West werden die Frischluftschneisen Bestandteil des Bebauungsplanes.

Wasserflächen

Die Stadtentwässerungsbetriebe sind Vorreiter: Seit Jahren macht sich Vorstand Otto Schaaf für mehr Wasserflächen in der Stadt stark. Teiche und Weiher beeinflussen das Mikroklima positiv. Sie kühlen das Umfeld runter. Die Verdunstung macht die Trockenheit erträglicher. Doch es läuft zähflüssig mit der Einrichtung weiterer kleiner Teiche über das Stadtgebiet verteilt. „Es ist das berühmte Bohren dicker Bretter“, sagt Schaaf. Aller Flächenbedarf steht in Konkurrenz zur Wohnungsnot. Ein großer Wurf soll erneut mit der Parkstadt Süd gelingen. Für das Neubaugebiet ist ein neuer Weiher in einer Größe von 7000 Quadratmetern vorgesehen.

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