In voller MonturFlughafenfeuerwehr und Sporthochschule entwickeln Fitnessprogramm

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Einzelne Fitnesstests müssen in voller Arbeitskleidung absolviert werden.

Einzelne Fitnesstests müssen in voller Arbeitskleidung absolviert werden.

Köln – „Wir haben schon einen komischen Beruf“, ist sich Ralf Schellander bewusst. „Wir rennen da rein, wo andere rauswollen“. Dennoch liebt er seine Arbeit, bezeichnet die Flughafenfeuerwehr als Familie. „Das ist mein Traumberuf, ich könnte mir keinen anderen vorstellen“. Wie sehr der Traumberuf jedoch auch an die Substanz geht, weiß Schellander aus eigener Erfahrung. Seit 18 Jahren ist er bei der Feuerwehr des Flughafens Köln/Bonn beschäftigt und als Sportbeauftragter auch ein Stück weit für die Fitness seiner Kollegen verantwortlich. Dort sieht er Verbesserungspotenzial. „Bei uns wird besonders viel wert auf den Fitnesszustand gelegt. Das ist wichtig, die Anzüge werden immer schwerer, man hat mehr Ausrüstung und Technik dabei.“

Zunächst werden Ausdauer und Kraft von Ralf Schellander gemessen.

Zunächst werden Ausdauer und Kraft von Ralf Schellander gemessen.

Also hat sich der 47-Jährige an die Sporthochschule gewandt, um gemeinsam ein Trainingsprogramm zu entwickeln, das speziell auf die Belastungen und Herausforderungen des Feuerwehreinsatzes zugeschnitten ist. „Es geht um Erhalt der Fitness und maximale Kraftanstrengung ohne Aufwärmzeit. Mit Tests finden wir heraus, welche Belastungen erfolgen und wie man sich vorbereiten kann“, sagt Dr. Heinz Kleinöder von der Spoho. Dort sind Schellander und sein Kollege Dirk Jansen am gestrigen Vormittag zu Gast.

Zur Ergebnissicherung wird Schellander Laktat entnommen.

Zur Ergebnissicherung wird Schellander Laktat entnommen.

Zunächst wird gewogen und mit kleinen Griffen gemessen, wie kräftig die beiden zupacken können, das ist schließlich für Feuerwehrleute elementar. Zum Aufwärmen geht es für Schellander aufs Laufband, Jansen fährt Fahrrad. Alles noch in normalen Sportklamotten. Kein Problem, schließlich machen beide auch in ihrer Freizeit viel Sport. „Ich fahre Mountainbike oder Inliner und schwimme. Eine Grundfitness sollte man bis ins Alter erhalten“, sagt der 47-Jährige, der früher Leistungssport betrieben hat. Anschließend geht es an die Beinpresse zur Maximalkraftmessung, Sprünge vom Boden in die Luft und von einem Kasten herunter stehen anschließend auf dem Programm. Jeder einzelne Schritt wird festgehalten und mit Hilfe einer Software ausgewertet.

Jeder Schritt wird in einem Computerprogramm festgehalten.

Jeder Schritt wird in einem Computerprogramm festgehalten.

Die Feuerwehrleute schnaufen ein wenig, richtig anstrengend wird es allerdings erst, als sie in ihre Einsatzmontur schlüpfen. Schellander bringt bei 1,70 Meter Körpergröße rund 74 Kilogramm auf die Waage, mit Anzug, Schlauchkoffer und Gasflasche sind es knapp über 153. „Man kommt sich vor wie in einer Sauna. Wenn Hitze durchdringt und ich bin komplett verschwitzt, ist das, als würde ich dünsten“, gibt er einen Einblick, wie sich ein Feuerwehreinsatz anfühlt.

Die komplette Arbeitskleidung eines Feuerwehrmanns.

Die komplette Arbeitskleidung eines Feuerwehrmanns.

Auch die Sprünge sehen natürlich nicht mehr so leichtfüßig aus wie zu Beginn, die ganze Anstrengung des Jobs zeigt sich dann aber beim Ziehen des Feuerwehrschlauchs. Die 60 Meter lange Testlaufstrecke bewältigt Schellander gerade so, schließlich wiegt ein mit Wasser gefüllter Schlauch etwas über 200 Kilo. Mit jedem Schritt wird die Anstrengung größer. „Und jetzt stell dir mal vor, wir müssen damit in den 12. Stock...“ , sagt Jansen.

Nach rund zweieinhalb Stunden und einer Abschlusseinheit in voller Montur auf dem Laufband sind die beiden Feuerwehrleute fertig – mit dem Test und der Kondition. „Der Job ist schon sehr hart, vor allem, wenn man nachts um drei einen Einsatz hat und innerhalb weniger Sekunden sofort von Null auf 100 da sein muss“, erklärt Jansen. Und auch Schellander ist die Erschöpfung anzusehen, er hat in seinem Anzug in einer Stunde rund 1,5 Liter Wasser verloren. Es zeigt sich, wie wichtig solch ein Test und die Fitness der Feuerwehrleute ist – spätestens, wenn sie wieder rein rennen, wo andere raus wollen.

Immer im Einsatz

Die Flughafenfeuerwehr Köln/Bonn beschäftigt insgesamt 107 Mitarbeiter, von denen in jeder Schicht 23 am Flughafen sein müssen. Der Anteil von Feuerwehrfrauen liegt in Köln/Bonn und auch bundesweit bei unter einem Prozent.

Ihr Haupteinsatzgebiet sind sogenannte ABC-Frachten, also alles, was als atomar, biologisch oder chemisch einzustufen ist. Flugzeugbrände hingegen kommen nur sehr selten vor.

Vor Berufsantritt muss natürlich ein Eignungstest absolviert und die Fitness überprüft werden. Dafür, sich fit zu halten, ist jedoch jeder Feuerwehrmitarbeiter selbst verantwortlich. (mob)

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