Initiative „Völkermord erinnern“Chorgesänge für armenische Opfer am Mahnmal am Dom

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Trauer und Reden am Mahnmal: Nur für die Veranstaltung baute die Initiative „Völkermord erinnern“ die Gedenkstele an der Hohenzollernbrücke nahe Philharmonie vorübergehend wieder auf.

Trauer und Reden am Mahnmal: Nur für die Veranstaltung baute die Initiative „Völkermord erinnern“ die Gedenkstele an der Hohenzollernbrücke nahe Philharmonie vorübergehend wieder auf.

Köln – Still legten schon Stunden vor Beginn der großen Gedenkveranstaltung erste Besucher am kurzfristig aufgestellten Mahnmal Blumen ab. Im Gedenken an die Opfer des armenischen Genozids und der Verfolgung, die am 24. April vor 104 Jahren im damaligen Osmanischen Reich begann. Wehmütige armenische Gesänge, berührende Erinnerungen an Schicksale der Opfer der Massaker – und eine Rede von ARD-Monitor-Leiter Georg Restle zu aktuellen Problemen durch Rassismus und Nationalismus standen Mittwochabend auf dem Programm. Zahlreiche Kölner folgten der Einladung der Initiative „Völkermord erinnern“ und kamen am Platz zwischen Philharmonie und Hohenzollernbrücke zusammen.

Sänger des Chores der armenischen Gemeinde und des Vereins „Silva Kaputikian“ eröffneten den Abend mit Stücken des bedeutenden Komponisten und Geistlichen Komitas, der 1915/16 selbst verfolgt wurde. Neben der Erinnerung an Opfer wurden auch Beamte des damaligen türkischen Staates gewürdigt, „die sich dem Morden entgegenstellten“, so die Initiative. Nicht zuletzt kam die deutsche Mitverantwortung im Ersten Weltkrieg zur Sprache.

„Dieser Schmerz betrifft uns alle“

Für einige Stunden kehrte ein Kölner Genozid-Mahnmal wieder an den Platz an der Hohenzollernbrücke zurück: „Das Kunstwerk wird nach der Veranstaltung dort abgebaut“, erklärte Ilias Uyar von der Initiative „Völkermord erinnern“. Vor genau einem Jahr hatte sie im Rahmen einer Aktion die Stele am Zugang der Hohenzollernbrücke errichtet – ohne zuvor eine Genehmigung einzuholen: Die Stadt ließ das Mahnmal wieder entfernen. Die Initiative setze sich für die dauerhafte Aufstellung des Mahnmals ein, so Uyar, auf dem ein geschlitzter Granatapfel als Symbol für den Genozid steht. Die Inschrift: „Dieser Schmerz betrifft uns alle.“

Der Gedenkabend fand viele Unterstützer, darunter die Armenische Gemeinde, Melanchthon-Akademie, Katholisches Bildungswerk, AG Christlicher Kirchen, Verein EL-DE-Haus, Kavod e.V. Freunde jüdischer Kultur, Lern- und Gedenkort Jawne, Menschenrechtsverein Türkei/ Deutschland Tüday, Kulturforum Türkei und andere. Erstmals war dieses Jahr der 24. April in Frankreich ein nationaler Gedenktag für den armenischen Genozid. Der Bundestag verabschiedete 2016 eine Resolution, in der das Vorgehen als Völkermord eingestuft wurde. Die Türkei kritisierte die Einordnung und verwies darauf, dass es sich um Kriegsopfer gehandelt habe. Nicht als Genozid sieht die „Initiativplattform der türkischen Vereine und Verbände in Köln und Umgebung“ die Vorgänge an, sagt Levent Taskiran, eine genauere historische Aufarbeitung sei erforderlich. (MW)

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