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„Happy Colonia“So läuft der Freizeitpark

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Die Kirmes Happy Colonia findet noch bis zum 22. August auf der Deutzer Werft statt.

Köln – Lange ist es her, dass an der Deutzer Werft lautes Freudengeschrei und den Geruch von frisch gebrannten Mandeln, Lebkuchen und Zuckerwatte zu vernehmen war. Die Pandemie hatte die traditionellen Volksfeste, die Oster- und Herbstkirmes, verhindert und die Schausteller vor existenziellen Sorgen gestellt. Seit dem Wochenende gibt es dort allerdings mit dem temporären Freizeitpark „Happy Colonia“ noch bis zum 22. August eine etwas abgespeckte Version, die von den Kölnern bereits am Eröffnungstag dankbar aufgenommen wurde, wie die langen Schlangen vor den beiden Eingängen zeigten.

„Für uns ist das schöner als Ostern und Weihnachten an einem Tag, wir haben schließlich nun fast zwei Jahre keine Freude in die Stadt bringen dürfen“, freute sich Otto-Ernst Weber vom Vorstand der „Gemeinschaft Kölner Schausteller“ über den Start der Pop-up-Kirmes und „die vielen strahlenden Kinderaugen“, die er da bereits erblicken durfte. Rund 4700 Besucher zählten er und seine Kollegen am Ende des ersten Tages – also 700 Gäste mehr, als insgesamt auf das Gelände dürfen. Denn natürlich findet das Vergnügen wegen Corona unter strengen Auflagen statt.

Wie funktioniert „Happy Colonia“?

Rein kommt, wer zum einen den Eintrittspreis von einem Euro bezahlt und zudem genesen, negativ getestet oder vollständig geimpft ist. Masken müssen in den Warteschlangen und auf den Attraktionen wie Geisterbahn, Breakdance und Autoscooter getragen werden. Auf dem Gelände selbst gilt ein Einbahnstraßensystem, das zwar verhindert, dass jeder Gast den schnellstmöglichen Weg zum Fahrgeschäft seiner Wahl nehmen kann, dafür aber für die größtmögliche Sicherheit sorgen soll.

„Happy Colonia“: Deutzer Werft.  13 bis 21:30 Uhr. Ruhetage: 2. und 3. August, 9. bis 11. August , 16. und 17. August.

Familientage (halber Fahrpreis): 4. August, 12. August, 18. August, Eintrittspreis 1 Euro für Gäste ab 6 Jahre (Fahrgeschäfte werden extra bezahlt).

www.volksfest-koeln.de/happycolonia

Tatsächlich waren am Samstag auch nur vereinzelt Besucher zu sehen, die entgegen der vorgeschriebenen Laufrichtung unterwegs waren. Für Weber ohnehin ein eher geringes Problem: „Schau dir doch mal die Schildergasse an, da läuft alles kreuz und quer. Hier sind zudem alle Gäste mindestens getestet, und alle Schausteller sind geimpft oder genesen. Ich glaube, einen sicheren Ort gibt es derzeit kaum in Köln“, so der Kölner Schausteller. Trotzdem sollen sechs Notausgänge sowie 25 anstelle der sonst acht bis zehn Sicherheitsmitarbeiter für zusätzliche Ordnung sorgen.

Wie geht es den Schaustellern?

Es waren mehr als harte Monate für die Branche. Das letzte Volksfest und somit die Möglichkeit, Geld zu verdienen, liegt für einige fast zwei Jahre zurück. So wie für Daniel Rasch von der Firma Becker Eventservice aus Karlsruhe. „Im Dezember 2019 hatten wir das letzte Mal ein Fahrgeschäft aufgebaut“, erzählt er. In Deutz betreibt das Unternehmen das Riesenrad, was beinahe noch schiefgegangen wäre. Wie berichtet musste das 38 Meter hohe Fahrgeschäft, weil es zunächst an falscher Stelle aufgestellt worden war, am Dienstag wieder ab- und an neuer Stelle aufgebaut werden. „Ich habe den Anruf mit einem weinenden und einem lachenden Auge aufgenommen, das trifft uns schon extrem hart“, erzählt Rasch. Vor Corona sei man ein gesundes Unternehmen gewesen, die Schulden, die man gemacht habe, wieder abzubauen, werde nun Jahre dauern – stattliche Hilfszahlungen habe man keine erhalten. Dass es nun zumindest unter Auflagen wieder losgehen könne, stimme zwar glücklich. „Wirklich schlafen können wir aber trotzdem derzeit nicht, weil man ständig das Infektionsgeschehen und die Zahlen mit Sorgen im Auge behalte.“

Ist der Freizeitpark die neue Normalität

Ob es diesen Herbst bereits wieder ein reguläres Volksfest an der Deutzer Freiheit geben kann, will Otto-Ernst Weber noch nicht beurteilen. Möglicherweise wird das Konzept „temporärer Freizeitpark“ vorerst Standard. Weber blickt aber optimistisch nach vorn: „Ich darf zwar keine Namen nennen, aber ich habe mit jemanden von der Stadtspitze gesprochen, und der meinte, dass er uns dahingehend voll unterstützen will. Er war richtig begeistert, wie ordentlich und sicher das hier abläuft“, verrät der Kölner Schausteller.

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