Der erneute TatortEbertplatz nach Bluttat wieder im Brennpunkt Kölns

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Bei der Auseinandersetzung am frühen Sonntagmorgen kam ein Mann ums Leben.

Köln – Der Kontrast könnte nicht größer sein: Neben der Plakatwand, auf der die kulturellen Aktivitäten auf dem Ebertplatz dokumentiert sind, hat die Polizei einen weißen Sichtschutz aufgebaut. Dahinter arbeiten Spurensicherung und Mordkommission. Wieder gibt es einen Toten auf dem Platz. Ein 25-jähriger Somalier ist gewaltsam ums Leben gekommen.

Der Ebertplatz als Tatort. Schon wieder. Vor zwei Jahren war ein 22-jähriger Drogendealer aus Guinea auf dem Platz erstochen worden. Der Platz geriet bundesweit in die Schlagzeilen. Das Bauwerk aus dem Jahr 1977 ist eine Betonwüste mit unterirdischer, unwirtlicher Passage. Wer kann, meidet sie, daran hat sich nicht sehr viel geändert, trotz aller Bemühungen der Stadt, den Platz zu beleben. Die Bluttat rückt den Ebertplatz als Brennpunkt wieder ins Bewusstsein.

Entwicklung des Platzes im Vordergrund

Dennoch relativiert Polizeipräsident Uwe Jacob. Obwohl der Ebertplatz ein Anziehungspunkt für Kriminalität sei, „spiegelt das Tötungsdelikt nicht die Realität auf dem Platz.“ Der Platz habe eine gute Entwicklung genommen. Das betont auch Stadtdirektor Stephan Keller, der ebenso wie Jacob zu einer spontanen Pressekonferenz in die nördliche Innenstadt gekommen ist.

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„Über die Tat sollten wir das Positive nicht vergessen, das sich hier entwickelt hat“, sagt Keller. Langfristig sei auf dem Ebertplatz ein Umbau nötig. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer baulichen Kriminalprävention.“ In der zweiten Jahreshälfte sollen die Planungsaufträge in die Wege geleitet werden. Als möglichen Baubeginn nennt Keller das Jahr 2021.

Massenschlägerei mit zehn bis 15 Beteiligten

Zu den Hintergründen der jüngsten Tat ist offiziell noch nichts bekannt. Klar ist, dass die Polizei gegen 4.45 Uhr einen Notruf erhielt. Es war von einer Massenschlägerei mit zehn bis 15 Beteiligten die Rede. Als zwei Minuten später der erste Streifenwagen eintraf, stoben die Männer auseinander. Das Opfer lag schwer verletzt am Boden und starb trotz erster Hilfe durch die Beamten und einen Notarzt noch vor Ort. Zehn tatverdächtige Afrikaner wurden festgenommen. 

Ebenso wie das Opfer, das in Paderborn gemeldet ist, sind sie alle nicht aus Köln. „Sie kommen von weiter weg“, so Jacob. Zum Aufenthaltsstatus von Opfer und Festgenommen wollte sich die Polizei während der laufenden Ermittlungen nicht äußern. Wie der Somalier zu Tode kam, ist noch nicht offiziell bekannt. Dem Vernehmen nach spricht vieles für eine Stichverletzung, möglicherweise wurde er mit einer abgebrochenen Flasche angegriffen. Ob es sich um eine Auseinandersetzung im Drogenmilieu handelt, ist ebenfalls noch unklar.

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Dass am Ebertplatz gedealt wird, ist auch von Seiten der Polizei unbestritten. „Wir gehen hier mit Nadelstichtaktik vor. Das heißt, es gibt viel Polizeipräsenz, Kontrollen und auch immer wieder Razzien“, sagte Polizeisprecher Wolfgang Baldes. Der Platz wird als Brennpunkt eingestuft. Seit langem ist geplant, dass eine Videoüberwachung installiert wird. Derzeit werden die Fundamente gebaut.

Ende des Jahres dürfte die Videobeobachtung in Betrieb gehen. In Köln sind seit den Übergriffen an Silvester 2015/16 sowohl rund um den Dom als auch auf den Ringen Kameras installiert worden. Laut Jacob hat das Land NRW rund eine Million Euro für den Ausbau von Videoüberwachung in Köln bereitgestellt.

Geplante Veranstaltung abgesagt

Sowohl der Bürgerverein Ebertplatz als auch ein Galerist reagierten schockiert. „Der Platz ist ein lebendiger und belebter Ort geworden, er wird sehr stark von der Bevölkerung angenommen. Es wäre schade, wenn die viele Arbeit zunichte gemacht würde. Wir sind auf so einem guten Weg“, sagte Ruth-Lucia Wennemar, Sprecherin des Bürgervereins Kölner Eigelstein.

Für den Sonntag waren mehrere Kulturveranstaltungen am Ebertplatz geplant. Es sollte ein fröhlicher Tag bei schönem Wetter werden, unter anderem mit einem Kindersingen. Es wurde abgesagt. 

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