Drei verschiebbare BäumeDie „Wandelbaumallee“ begrünt vorrübergehend

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Baumallee_FOTO_STEFAN_RAHMANN

Altstadt-Süd – Gut, Allee ist ein wenig hoch gegriffen für drei Bäume, die so jung sind, dass man sie bequem in Handkarren von A nach B bewegen kann. A war in diesem Fall die Christuskirche im Belgischen Viertel und B die Kartäuserkirche in der Südstadt. Dort wurde die „Wanderbaumallee“ mit Jubel und Transparenten empfangen. Die Allee ist ein Projekt des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD). Mit-Initiator Ralph Herbertz erklärt, worum es geht: „Mit der Wanderbaumallee wird eine Straße für einige Wochen in eine grüne Allee verwandelt. Das gelingt mit bepflanzten fahrbaren Modulen, die in der Stadt beweglich sind und von einem Standort zum nächsten ziehen.“

Die Module können mit herausziehbaren Stangen geschoben werden. Sie rollen auf zwei Rädern und werden an ihrem Standort mit Gewichten beschwert und mit Standfüßen stabilisiert, sodass man auf den rundum angebrachten Sitzflächen Platz nehmen kann. Ziel des Ganzen ist eine „temporäre Intervention“, die für die Anwohner die Anmutung einer Baumreihe erlebbar macht, so Herbertz. Aufseiten der Kartäuserkirche war es vor allem Vikar Tim Lahr, der sich dafür eingesetzt hat, dass die Module momentan in der Einfahrt zum Kartäuserkirchhof stehen. Gut sichtbar für jeden. „Wichtig ist, dass wir vor Ort Leute haben, die sich um die Bäume kümmern“, erklärt Herbertz.

Vikar Lahr ist schon länger aktiv in Sachen Grün. Im vergangenen Jahr etwa hat er einen Gemeinschaftsgarten rund um die Kartäuserkirche gegründet. Er und seine Mitstreiter gärtnern unter den Motto „Lasset uns beeten“. Die Gruppe ist auch beteiligt an dem Projekt „Aktiv und mobil im Vringsveedel“. Köln nimmt an dem Bundesprogramm „Experimenteller Wohn und Städtebau“ teil. Zum Modellviertel erkoren wurde das Gebiet Vrings- und Pantaleonsveedel. Hier sollen in diesem Jahr Nachbarn, Bewohner, Geschäftsleute und Initiativen zehn Flächen ausgucken, die sie für die Dauer der Sommersaison anders nutzen. Parkplätze etwa, es können aber auch andere Flächen sein. Tim Lahr denkt nach über Sitzgelegenheiten an der Severinstraße. „Dort könnte zum Beispiel auch mal ein Chor der Gemeinde auftreten.“

Zurück zu den Bäumen. „Bäume sorgen für Verschattung und senken damit den Bedarf an Klima-Anlagen“, weist Herbertz auf einen wünschenswerten Aspekt der „Wanderbaumallee“ hin: „An heißen Tagen besteht zwischen den Außenbezirken und der Innenstadt ein Temperaturunterschied von zehn Grad.“

Unterstützung vom Grünflächenamt

Im Übrigen: „Der öffentliche Raum ist zu einem reinen Verkehrs- und Parkraum verkommen. Wo treffen sich heute Nachbarn, wo spielen Kinder? Überall Autos. Der öffentliche Raum hat eine eminent wichtige soziale Funktion.“ Das Grünflächenamt unterstützt die „Wanderbaumallee“. Das Ordnungsamt tut sich da deutlich schwerer. Entstanden ist die Allee im Vorfeld des Tags des guten Lebens im September in Ehrenfeld. Erster Standort war die Lessingstraße. Dort übernahmen die Nachbarn die Patenschaft, gossen die Bäume und tranken bei gutem Wetter gemeinsam Kaffee.

Das gefiel nicht jedem im Rathaus. Plötzlich klebten an allen Modulen grüne Zettel mit der Aufforderung, die Kisten zu entfernen. Andernfalls würden sie kostenpflichtig entfernt. Bei der Nutzung des öffentlichen Raums für zivilgesellschaftliches Engagement sieht das Ordnungsamt keinen Verhandlungsspielraum. Nach einem Gastspiel im Hof des Ehrenfelder Bürgerzentrums kam die Allee im Kirchenasyl unter. Zunächst vor der Christus-, jetzt vor der Kartäuserkirche. Auf privaten Grundstücken der Gemeinden. Aber vielleicht wird doch noch alles gut. „Wir stehen im Moment in intensiven und Hoffnung machenden Gesprächen mit dem Ordnungsamt. Wir haben das Gefühl, dass sich da etwas bewegt. Vielleicht können wir die Allee doch noch mit dem Segen der Behörden im öffentlichen Raum zeigen“, sagt Herbertz. Zum Beispiel in Poll und Höhenberg. Das sind die nächsten Ziele der Wanderbäume.  

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