Umbaupläne für FahrradfahrerFragen und Antworten zur Kölner Hohenzollernbrücke

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Hohenzollernbrücke

Dieser Blick auf die unter Denkmalschutz stehende Hohenzollernbrücke, Dom und Altstadt könnte in Gefahr geraten.

  • Die Hohenzollernbrücke ist ein Wahrzeichen Kölns.
  • Für mehr als 50 Millionen Euro könnte sie verändern werden – Erweiterungen für Fußgänger und Fahrradfahrer sind geplant.
  • Doch ist das überhaupt umsetzbar? Die große Rundschau-Analyse.

Köln – Es ist eine Kölner Ansicht, die um die Welt geht: der Dom, die Altstadt und die Hohenzollernbrücke. Auf vielen Postkarten ist das Bild zu finden. Die bis 1911 errichtete Hohenzollernbrücke ist das stolzeste Brückenbauwerk der Stadt, direkt ausgerichtet auf den Dom, das Weltkulturerbe, die Wegführung zu Blüte und Pracht der Stadt.

Diese Marketingidee hatten die Preußen schon beim Bau der Vorgängerbrücke, der Dombrücke 1859. Damals rollte nur der Zugverkehr über die Querung, in den letzten Jahren sind es immer mehr Radfahrer und Fußgänger geworden. Daher will die Stadt einen Erweiterungsbau auf der südlichen Seite errichten: bis zu elf Meter breit, knapp 9 Meter könnten Passanten und Radler nutzen. Ein erster Entwurf, keine Ausführungsplanung, aber die Visualisierung einer möglichen Gestaltung liegt vor (die Rundschau berichtete).

Lässt sich ein Neubau verträglich gestalten?

Demnach würden Bögen das neue Bauwerk tragen, eine Anlehnung an die Hohenzollernbrücke ist erkennbar, dass es sich deutlich abheben würde, aber auch. Die Frage: Verträgt sich ein solcher Erweiterungsbau mit dem Denkmalschutz der Brücke? Stört eine neue Gestaltung nicht zu sehr die klassische Ansicht des Stadtpanoramas? Lässt sich ein Neubau überhaupt in Einklang bringen?

„Die neue Brücke ist schön, aber da passt sie nicht hin“, sagt Ralph Sterck, Fraktionschef der FDP. Als eigenständiges Bauwerk für Fußgänger und Radfahrer, wie die Stadt es an anderer Stelle prüft, wäre die Querung in Ordnung, aber nicht an der Hohenzollernbrücke. „Da muss etwas Historisches hin.“ Auch SPD und CDU sehen die Gestaltung kritisch. Die erste Frage müsse sein, ob der Neubau aus statischer Sicht überhaupt zwingend Bögen brauche. Ein Verzicht wäre am besten. „Sollte es nicht anders gehen, brauchen wir eine möglichst lichte, zurückgenommene Gestaltung“, sagt Niklas Kienitz, CDU-Fraktionsgeschäftsführer und Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. Es muss eine andere Variante her“, findet auch Michael Frenzel von der SPD. Der Gesamteindruck dürfe nicht beeinträchtigt werden.

Hohenzollernbrücke Umbau Plan

Diese Gestaltung der Fußgänger- und Radler-Querung ist ein erstes Gedankenspiel. 

Die Hohenzollernbrücke ist seit 1997 als Denkmal Nummer 63 der Stadt eingetragen. Stadtkonservator Thomas Werner hat sich bislang zurückgehalten und lediglich mitteilen lassen, grundsätzlich sei eine Erweiterung der Brücke denkbar. Bedingung: Die Gestaltung müsse sich an das vorhandene Bauwerk anpassen. Auf Anfrage der Rundschau sagte er: „Die Brücke in der Visualisierung erfüllt dieses Kriterium sicher nicht.“ Schon, weil sich die Bögen in der Mitte verjüngen. Man stehe aber erst am Beginn des Prozesses, nun sei ein erstes „Gedankenspiel“ auf dem Tisch.

Das Amt für Denkmalschutz habe nicht sofort eine Gestaltungsvorgabe machen wollen. Vorstellbar ist aus Werners Sicht, dass der Brückenneubau als vierte Bogenreihe entsprechend des Bestandes gestaltet wird – auch wenn keine Züge über den Neubau fahren werden. „Es ist aber auch eine moderne Neugestaltung denkbar“, sagt Kölns oberster Denkmalpfleger. Entscheidend sein, dass dabei die jetzige Hohenzollernbrücke nicht „überformt“ wird. Mit anderen Worten: Die Postkartenansicht darf nicht leiden.

Denkmalschutz, Rekonstruktion und Erweiterung

Grundsätzlich fordert der Denkmalschutz keine Rekonstruktion. Das Neue darf als neu zu erkennen sein. Aber ebenso grundsätzlich gilt: Das Neue darf sich bei Erweiterungsbauten nicht zu sehr in den Vordergrund drängen. Wenn die Stadt also also keinen vierten Bogenreihe die gut 400 Meter über den Rhein schlagen will, müsste es eine lichte und moderne, gleichzeitig zurückhaltende Variante sein. Klingt schwierig.

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Ganz ohne tragende Bögen auf oder unter der Querung wird es auf der Südseite nicht gehen. Anders als auf der Nordseite. Eine erste Studie der Stadt hatte ergeben, dass dort eine Erweiterung nicht neu gebaut, sondern auf die Kragarme aufgesetzt würde. Der Fußweg könnte so um fünf Meter verbreitert werden. Auf der Südseite dagegen, wo die größere Zahl der Passanten und Radler unterwegs ist, müsste ein breiterer Überweg her. Und damit eine neue Brücke. Weil sich hier bis zum Zweiten Weltkrieg eine Straßenbrücke befunden hatte, ruhen im Rhein noch alte Fundamentplatten. Diese könnten laut Gutachten für einen Neubau genutzt werden. Wobei die Lasten der früheren Brücke deutlich höher waren als die nun zu erwartenden.

„Köln hat sich immer verändert, das hört nicht auf“

Die Stadt hat mehrere Varianten untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass die vorgeschlagene Stabbogenbrücke „städtebaulich, wirtschaftlich und statisch eine optimale Lösung“ darstellen. Vorgespannte Massivbrücken oder eine Stahlbrückenkonstruktion seien aufgrund der statischen Anforderungen nicht geeignet. Nach Anforderungen der Bahn müsste der Neubau einen Abstand von einem halben Meter zum Bestandsbau haben.

Die Hohenzollernbrücke hat in den 109 Jahren mehrfach ihre Gestalt verändert. Die ursprüngliche Dreigliederung wurde erst vor gut 30 Jahren wieder hergestellt. Die Grünen sehen in der eigenen Gestaltung der Rad- und Fußgängerbrücke sogar eine Notwendigkeit: Eine historisierende Bogenkonstruktion fände sie „fragwürdig“, sagt Sabine Pakulat von den Grünen. Die Gestaltung der ersten Idee sei sehr wohl zurückgenommen. Im Übrigen: „Köln hat sich immer verändert. Das wird nicht aufhören.“

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