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Interview mit Michael Mittermeier„Ohne Humor komme ich nicht durchs Leben“

Lesezeit 4 Minuten
Berichtet im E-Werk in zwei Shows über die Absurditäten des Alltags: Comedian Michael Mittermeier.

Berichtet im E-Werk in zwei Shows über die Absurditäten des Alltags: Comedian Michael Mittermeier.

Köln – Michael Mittermeier tritt in seiner aktuellen Show „Lucky Punch - Die Todes-Wuchtl schlägt zurück“ mit Humor gegen die Absurditäten des Lebens an. Am  heutigen Mittwoch sowie am Donnerstag ist er im E-Werk zu Gast . Dominic Röltgen sprach mit dem 53-jährigen Comedian über Humor als Allzweckwaffe und über Superhelden.

Als Lucky Punch bezeichnet man den glücklichen Siegtreffer eines eigentlich hoffnungslos unterlegenen Kämpfers. Fühlen Sie sich so?

Nicht immer, aber es gibt die Momente. Das Leben ist ja etwas sehr Gewaltiges, und wir sind im Grunde kleine Lichter hier. Ich versuche einfach, mit meinen Pointen aka Wuchtln kleine Nadelstiche gegen den Wahnsinn in der Welt zu setzen.

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Wie verlieren Sie bei all den oft niederdrückenden Themen Ihren Humor nicht?

Das ist schon auch eine Grundeinstellung. Es wird ja auch immer Leute geben, die eher jammern und schnell nicht mehr lachen können. Ich suche mir lieber die guten Dinge. Es hilft ja alles nichts. Wir können doch nicht einfach sagen: Och, blöde Welt, jetzt höre ich auf zu leben und hocke mich in den Keller. Es ist zwar manchmal anstrengend, aber ohne Humor komme ich gar nicht durchs Leben.

Sie kämpfen gegen die Absurditäten des Lebens und im Alltag. Das hört sich an, als würde das Programm stetig aktualisiert…

Genau, es kommen immer wieder Sachen hinzu und andere fallen dafür weg. Und ich improvisiere ja auch immer ein wenig…

Was ist derzeit das Absurdeste für Sie?

Da passiert so viel. Zum Beispiel habe ich letzte Woche gelesen, dass Donald Trump die Deutsche Bank verklagen will. Das hört sich für mich an, als würde ein Freier die Prostituierte verklagen, weil er zu oft gekommen ist. In solchen Zeiten brauchen wir einfach verdammt guten Humor.

Wir Deutschen gelten ja nicht gerade als die humorvollsten Menschen. Sie treten auch viel im Ausland auf – merken Sie da tatsächlich einen Unterschied?

Jedes Publikum in jedem Land ist anders. Aber wir haben schon ein sehr zwiespältiges Verhältnis zum Humor. Ich habe zum Beispiel mal recherchiert und kein positives Sprichwort zum Thema Humor gefunden. Wenn zum Beispiel jemand lustig ist und man dann fragt, ob derjenige einen Clown gefrühstückt hat – das hat ja auch schon fast etwas von Hannibal Lecter, der schlecht drauf war, weil ein Clown im Zirkus seinen Enkel nicht gut unterhalten hat. Mit solchen Klischees spiele ich natürlich gerne im Ausland.

Und innerhalb Deutschlands? Gibt es einen Unterschied zum bayerischen und Kölner Publikum?

Keinen, den man festnageln kann. Wenn ich in einer Stadt etwa mehrere Tage hintereinander auftrete, dann ist eigentlich auch jeden Abend die Reaktion anders. Es mag zwar bestimmte Landstriche oder Regionen geben, in denen die Menschen nicht als die Natural Born Comedians gelten, aber das ist auch immer eine Flucht von Komikern. Es ist ja unser Job, das Publikum, egal, wie es drauf ist, zu unterhalten und zum Lachen zu bringen.

Sie sagen selbst, dass es Ihnen egal ist, ob Ihre Kunst Kabarett oder Stand-up-Comedy genannt wird. Könnten Sie sich auch mal eine Session im Karneval als Büttenredner vorstellen?

Ne, das ist nicht meine Energiewelt. Da kann ich mich einfach nicht drin bewegen. Das wär so, wie wenn ich jetzt plötzlich Sketche spielen würde. Das kann ich auch nicht. Das soll jetzt aber gar nicht böse gemeint sein. Aber Büttenreden können andere besser. Was viele jedoch nicht wissen: Ich habe damals sogar im Fasching angefangen. Das war für mich mehr ein Finden meiner Fähigkeiten.

Ein Thema, das Sie in der Show abhandeln, sind Superhelden. Wenn Sie einer sein könnten, welcher wäre das?

Die coolste Sau ist einfach Batman – aber nicht diese Depri-Weichei-Version von Ben Affleck. Ich meine, für wen wurde der gemacht? Burnout ist ja mittlerweile sowas wie eine Volkskrankheit – aber wenn der Joker jetzt erfährt, dass Batman an Burnout leidet, wo soll das denn bitte enden?! Aber Christian Bale in Dark Knight, ja, der war schon cool. Superman zum Beispiel war mir auch immer viel zu lasch. Der jammert doch nur.

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