Interview mit Ralph Caspers„Ich sehe überall Fragen“

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Moderator Ralph Caspers

Ralph Caspers (49) ist wohl der bekannteste Besserwisser Deutschlands. Seit zwanzig Jahren moderiert er die Kindersendung „Wissen macht Ah!“. Sophie Deistler sprach mit dem Kölner.

Sie mögen es nicht nur, Fragen zu beantworten, sondern stellen auch gerne selbst welche. Was haben Sie sich heute gefragt?

Ralph Caspers: Persönlich habe ich mich heute etwas ganz Profanes gefragt: Welches T-Shirt soll ich heute anziehen?

Sie waren von Anfang an als Moderator bei „Wissen macht Ah!“ dabei. Hat sich über die Zeit etwas daran geändert, wie Wissen macht Ah Kinder anspricht?

Sowohl „Wissen macht Ah!“ als auch „Quarks“ sind Sendungen, die ich so mache, wie ich sie gerne anschauen würde. Es ist zwar toll, dass mein Geschmack anscheinend auch bei vielen anderen ankommt ist. Tatsächlich überlege ich aber immer, was mir selbst Spaß macht. Diese Herangehensweise hat sich nicht geändert.

An welchen Moment in 20 Jahren „Wissen macht Ah!“ erinnern Sie sich gerne zurück?

Mein großes Problem ist, dass ich mich noch an fast alles erinnere, was wir gemacht haben. In jeder Sendung gibt es etwas, das ich toll fand und woran ich mich gerne zurückerinnere. In einer Folge war ich zum Beispiel kurz tot. Ich bin dann auf unseren Studiohund Lumpi getroffen, der im Himmel lebendig war und nicht ausgestopft wie bei uns. Es war gar nicht so leicht, einen lebenden Hund zu finden, der genau so aussieht wie unser ausgestopfter Lumpi.

Welche Frage konnten Sie sich bei „Wissen macht Ah!“ selbst beantworten?

Bei uns Zuhause gab es nie viele Süßigkeiten und ich habe mich immer gefragt „Wie ist es wohl, wenn man so viele Süßigkeiten essen darf wie man will?“. Diese Frage beantworte ich mir regelmäßig bei Wissen macht Ah. Weil ich die Texte schreibe, kann ich auch reinschreiben, mit was wir arbeiten. Deshalb haben wir immer viele Süßigkeiten da.

Würden Sie sich selbst als Klugscheißer bezeichnen?

Ja, denn ich kann zu jedem Scheiß etwas Kluges sagen. Das Tolle beim Wort „Klugscheißen“: Wenn man die richtigen Buchstaben wegstreicht, steht da nur noch „Klug Sein“.

Wie schaffen Sie es, neugierig zu bleiben?

Ich denke gar nicht darüber nach. Das Hirn ist sehr toll: Je nachdem, was man macht, verstärkt das die Verbindungsmuster im Hirn. Wenn ich mir die ganze Zeit Fragen stelle, wie Dinge funktionieren und neugierig bleibe, dann werden genau diese Verbindungsmuster immer wieder aktiviert. Jemand, der sich ständig mit Mathematik beschäftigt, wird irgendwann überall Formeln und Winkel sehen – selbst da, wo andere Menschen niemals Mathe vermuten würden. Genauso ist das bei der Neugier auch.

Sehen Sie dann auch überall Fragen?

Ich sehe überall Fragen. Wenn man einmal angefangen hat, gewöhnt man sich daran, genau hinzugucken, wo sich noch eine Frage ergeben könnte. Mein Trick ist, sofort alles aufzuschreiben, damit ich es nicht vergesse.

Mit „Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?“ haben Sie einen Ratgeber für Eltern von trauernden Kindern veröffentlicht. Woher kam die Idee für dieses Buch?

Die Lektorin des Verlags hat mich gefragt, ob ich nicht ein Buch über Trauerbegleitung schreiben möchte. Ich bin Botschafter bei TrauBe. Das ist ein Verein für Trauerbegleitung bei Kindern und Jugendlichen in Köln.

Mein Vater ist gestorben, als ich 15 war, das ist meine Verbindung zum Tod. Eigentlich ist der Tod nur für die Menschen schlimm, die zurückbleiben. Und es wird doppelt schlimm, wenn man den Tod totschweigt und nicht anerkennt. Mir hilft es, Themen, die mit einem Tabu belegt sind, als ein Phänomen von allen Seiten zu betrachten. Das nimmt den Schrecken.

Sie sind Pate beim diesjährigen Ehrenamtspreis „Köln engagiert“. Wie kamen Sie dazu?

Ich bin gefragt worden und fand das eine gute Sache. Es ist wichtig, dass Menschen, die sich engagieren, gesehen werden und Anerkennung bekommen. Ohne dieses Engagement würde es in einer Stadt wie Köln schlecht aussehen.

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Wo und wie bringen Sie sich ehrenamtlich ein?

Ich kann mich zeitlich nicht so einbringen, wie ich es gern würde. Deshalb gebe ich hauptsächlich mein Gesicht für Vereine oder Organisationen. Ich bin unter anderem Botschafter des Trauerbegleitvereins für Kinder und Jugendliche, des Kinderhospiz-Vereins, der Kinderoper Köln und der U18-Wahl-Initiative.

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