Jörg DetjenKölner OB-Kandidat der Linken setzt auf Soziales und Ökologie

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Jörg Detjen (67) von den Linken

Unter den 13 Bewerbern, die sich am 13. September um das Oberbürgermeisteramt bewerben, ist er der Kandidat mit der längsten kommunalpolitischen Erfahrung in Köln. Seit 1999 gehört Jörg Detjen (67) dem Kölner Stadtrat an, seit 2005 führt er die Fraktion der Linken. Sie ist die viertgrößte Fraktion im Rat, 2014 holte sie 6,96 Prozent und damit sechs Sitze.

Im nächsten Rat sollen es mehr werden, findet Detjen. Es ist das erste Mal, dass die Linke in Köln einen eigenen OB-Bewerber aufstellt. Und so ist seine Kandidatur wohl weniger der Versuch, tatsächlich das Rathaus zu erobern, als eine Strategie, mehr Wähler aus dem linken Spektrum für die Partei gewinnen.

Vielleicht ergeben sichneue Macht- und Gestaltungsoptionen

Und angesichts der neuen Offenheit der Bundes-SPD gegenüber den Linken, die in Köln inhaltlich mit der SPD oft auf einer Wellenlänge liegen, ergeben sich im nächsten Rat vielleicht neue Macht- und Gestaltungsoptionen.

Er wolle den Wahlkampf spannender machen und OB Henriette Reker in eine Stichwahl zwingen, hatte Detjen nach seiner Kür im Juni gesagt. Am Mittwoch stellte er seine Pläne vor, betonte: „Wir brauchen einen sozialen und ökologischen Umbau und einen entsprechenden Politikwechsel.“

Er will einen Wettbewerb der besten Lösungen

Als OB wolle er das Soziale und die Ökologie zusammen denken und entsprechend handeln, das sei der rote Faden seines Programms, so Detjen. Um diese Ziele zu verwirklichen, brauche es „eine andere plurale Politik – kein Koalitionsgeschacher, sondern einen Wettbewerb der besten Lösungen“.

Die wolle er im Stadtrat mit wechselnden Mehrheiten umsetzen. Von 2006 bis 2009 hatte die Linke bereits mit SPD und Grünen im Rat zusammengearbeitet.

Forderung nach sozialen Lösungen

Er erwarte, dass Köln durch Corona in die Krise gerate und die Arbeitslosigkeit weiter steige, so Detjen. Es brauche „Umverteilung statt kostspieliger Projekt des Bürgertums“. Der beschlossene Anbau des Wallraf-Richartz-Museums sei zu teuer, eine Olympia-Bewerbung Kölns lehne man ab, und bevor Köln eine Historische Mitte neu baue, sollten erst die begonnenen Baustellen fertig werden.

Mehr Unterstützung für Kinder und bezahlbaren Wohnraum

Jedes Kind mit Köln-Pass soll kostenlos einen Laptop oder ein Tablet bekommen. Um den Wohnungsbau anzukurbeln, will die Linke eine weitere städtische Wohnungsgesellschaft neben der GAG und der WSK gründen und mit Grundstücken ausstatten.

Darauf sollen zügig Wohnhäuser in Holzbauweise gebaut werden. Das sei auch ein Angebot an die Grünen, die das gleiche fordern. Er werde eine „Taskforce Wohnen“ einrichten, um das Thema voranzubringen, so Detjen.

Ein Programm soll ökologisch nachhaltige Beschäftigung sichern

Durch ein gemeinsames Investitionsprogramm von Stadt und Stadtwerken soll ökologisch nachhaltige Beschäftigung gesichert werden. Detjen will zudem bis 2030 alle Stadtteile an das S-Bahn- oder Stadtbahn-Netz anschließen. Das sei eine optimistische Prognose, aber sinnvoller als ein teures Tunnelprojekt auf der Ost-West-Achse. Die solle oberirdisch ausgebaut werden. Bus und Bahn sollen kostenlos werden, als erster Schritt soll ein 365-Euro-Jahresticket kommen.

Als OB werde er das Bürgerbegehren für die Energiewende 2030 möglich machen, so Detjen. Dächer städtischer Gebäude sollen zügig Photovoltaik-Anlagen erhalten.

Ein gebürtiger Schweriner tritt in Köln an

Jörg Detjen wurde 1953 in Schwerin geboren und wuchs in Osnabrück auf, wo er eine Ausbildung zum Drucker machte. In den 70er-Jahren war er im Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) aktiv, für den er mehrfach bei Wahlen kandidierte. 1980 zog er nach Köln, wechselte zum Bund Westdeutscher Kommunisten (BWK) und lernte Verlagskaufmann.

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1992 trat Detjen in die PDS ein, für die er ab 1999 im Kölner Stadtrat saß. Seit 2005 führt er die Fraktion der Nachfolgepartei „Die Linke“. Er leitet den Rechnungsprüfungsausschuss, ist Mitglied im Finanz- und Sozialausschuss und im Aufsichtsrat der Stadtwerke. Er ist verheiratet und Rentner. Detjen kandidiert als OB-Bewerber und Direktkandidat für den Stadtrat im Wahlkreis 19 (Ehrenfeld 2), steht auf Platz sechs der Reserveliste.

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