JVA Köln in Coronazeiten70 Häftlinge dürfen den Klingelpütz verlassen

Lesezeit 2 Minuten
Haftentlassung: 70 Häftlinge durfen erstmals raus.

Haftentlassung: 70 Häftlinge durfen erstmals raus.

Köln – Der Pandemie-Arbeitskreis in der Justizvollzugsanstalt Ossendorf (JVA) bekommt jetzt richtig Arbeit: 70 Häftlinge sollen in den kommenden Tagen und Wochen entlassen werden – vermutlich aber noch mehr. Die JVA unter der Leitung ihrer Chefin Angela Wotzlaw muss damit eine Anordnung von Justizminister Peter Biesenbach umsetzen. Die nordrhein-westfälische Landesregierung will wegen der Corona-Krise Häftlinge vorzeitig freilassen. Es werden für den Fall eines Ausbruchs der Krankheit im Strafvollzug rund 1000 freie Zellen, um Quarantänezonen schaffen zu können, sagte der Minister am Mittwoch. Im „Klingelpütz“ sollen so schnell wie möglich die Vierer-Zellen aufgelöst werden, damit es dort nicht zu einer Infektion kommt. Nach den Worten von Wotzlaw sollen nicht nur 70, sondern möglichst deutlich mehr Häftlinge freikommen: „Ich brauche Platz für zwei Quarantäne-Stationen“. Bislang gibt es die Stationen nicht. Am Eingang der JVA werden die Neu-Ankömmlinge gefragt, ob sie Fieber haben, werden untersucht und gefragt, aus welchen Ländern sie kommen. Bislang gebe in der JVA Ossendorf keine mit dem Coronavirus infizierten Strafgefangenen, auch die Mitarbeiter seien bisher gesund. Der Besuchsverkehr in den Gefängnissen war bereits weitgehend eingeschränkt worden. Im Gegenzug wurden mehr Telefonate und im offenen Vollzug auch stundenweise die Nutzung von Handys erlaubt. Wotzlaw betont, dass es sich bei der Maßnahme nur um eine Haftunterbrechung handelt und die Betroffenen wieder in die Anstalt müssen. Einen Zeitplan gebe es dafür nicht: „Das ist noch vollkommen unklar“.

Der Pandemie-Arbeitskreis muss sich nun mit jedem einzelnen Häftling befassen. Frei kommt nur der, der einen festen Wohnsitz vorzuweisen hat. Drogenabhängige müssen nach der Freilassung weiter ärztlich versorgt werden. Weil einige Häftlinge auch aus anderen Städten in Köln einsitzen, muss dies nun aufwendig mit den jeweiligen Gesundheitsämtern besprochen werden.

Rundschau abonnieren