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Gemeinsam gegen MüllWie der Verein Krake Sammelaktionen veranstaltet

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Christian Stock (l.) und ein Mitstreiter am Deutzer Rheinufer bei einem Aufräum-Einsatz

Kalk – Zwei Hände reichen nicht, um die Natur von den Hinterlassenschaften der Menschen zu befreien. Eine Umarmung ist in ihrer Reichweite zu beschränkt, um den Planeten zu umschließen. Diese gleichermaßen simple wie weise Erkenntnis führte Christian Stock im Jahr 2016 Jahr zur Gründung des Vereins „Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit“ ( Krake). Mit seinem schnell wachsenden Kreis von Mitstreitern wirft die Krake seitdem ihre Fangarme am Flussufer aus, um achtlos entsorgten Müll einzusammeln.

Plastik richtet Schaden an

„Ich möchte ein Stück weit die Welt retten. Das ist letztendlich unsere Mission. Es gibt keinen Grund, das kleinzureden. Denn wenn es nicht gelingt, die Leute dafür zu sensibilisieren, dass jedes weggeworfene Plastikteil für Tiere und den Mikrokosmos großen Schaden anrichtet, der wieder auf uns zurückfällt, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn die Lebensqualität für alle verloren geht“, erklärt der Schauspieler (u. a. Alarm für Cobra 11, Tatort, SOKO Köln), für den eine Auslandsreise vor einigen Jahren zur Initialzündung geriet: „Ich habe gesehen, wie die Leute ihre Abfälle einfach in den Fluss warfen – so nach dem Motto Aus den Augen, aus dem Sinn – Problem gelöst.

Im übertragenen Sinne sah ich diese Sorglosigkeit auch hier in Deutschland. Deshalb fing ich vor circa fünf Jahren an, meine direkte Umwelt ohne lange Planungen mit einfachsten Mitteln von Müll zu befreien“, berichtet der 38-Jährige aus Kalk. Die Idee, mit vielen Armen regelmäßig Abfälle einzusammeln und den Kollegen der Abfallwirtschaftsbetriebe aushändigt, fand schnell Resonanz.

Alles zum Thema Henriette Reker

Erster Rhine-Cleanup Day 

Bereits 2018 fand der erste „Rhine-Cleanup Day“ mit rund 300 Helfern und annähernd 1000 Kilogramm gesammeltem Müll statt. Im September 2019 erhielten die Ehrenamtler für ihr Engagement von Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Kölner Ehrenamtspreis verliehen. „Derzeit haben wir 137 Vereinsmitglieder, die größtenteils mit anpacken, wenn es zu unseren großen mehrstündigen Sammelaktionen am Wochenende, etwa an die Porzer Groov, nach Mülheim oder bis hinauf nach Stammheim geht.

Dabei sind alle Altersklassen vertreten. Unser jüngstes Mitglied ist zwei, das älteste 85 Jahre alt. Alle Kulturen und Berufsfelder sind vertreten. Unser Motto ist «Anpacken statt rumjammern»,“ sagt Stock, der über eines der Meetings seine Partnerin kennen lernte. Allein auf seiner Facebook-Seite verzeichnet die gemeinnützige Initiative nahezu 6000 Follower. „Bei unseren Sammelaktionen wollen wir jedoch nicht belehrend auftreten. Wir setzen auf Freundlichkeit und Gemeinschaftsgefühl, wenn wir auf Personen zutreten, die beispielsweise am Aachener Weiher ihren Müll herumliegen lassen. Außerdem stehen wir für Vorträge an Schulen zur Verfügung“, so Stock , der aus dem hessischen Fulda stammt.

Müllauffangbecken ist in Planung

Für die Zukunft plant die Initiative ein Müll-Auffangbecken auf der linken Rheinseite unweit der Hohenzollernbrücke. Mit der Gaffel-Brauerei und der Rhein-Energie habe man bereits Sponsoren für die Finanzierung des Unterfangens gewinnen können. Corona sei für die Kraken zu keiner Auszeit geworden. „Wir finden jetzt verstärkt Verpackungsmaterialien von den Lieferdiensten. Auch der Hausmüll wird nicht selten in die öffentlichen Eimer gestopft, weil scheinbar zu Hause kein Platz ist. Grundsätzlich vergeht keiner unserer Ausflüge ohne gefüllte Säcke.“

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Demnach gäbe es keine Objekte, die nicht schon aus dem Fluss gefischt, vom Ufer, den Wegen oder Wiesen entsorgt wurden: „Da ist alles dabei. Unglaublich. Von Autoersatzteilen über benutzte Windeln und Hundekot-Beuteln bis hin zu Urin-Kathetern, Spritzen und Kühlschränken. Eine befreundete Initiative aus Dormagen hat sogar das Skelett einer Männerleiche gefunden. Neuerdings nehmen Atemschutzmasken zu“, weiß der selbstständige Filmemacher Jan Odenthal, der im Verein als zweiter Vorsitzender fungiert.

Hier geht es zur Webseite der Krake.

Leider sei es in der Vergangenheit auch zu Verletzungen gekommen, etwa an einer mutmaßlichen Drogenspritze. Glücklicherweise konnte durch die rasche Hilfe eines Arztes eine Infektion ausgeschlossen werden. Auch Wespenstiche gehören im Sommer zu den möglichen Nachteilen der Touren. „Mittlerweile weisen wir unser Team auf die Gefahren hin. Ein Erste-Hilfe-Kit ist neben den Handschuhen und Greifzangen zu unserer Standardausrüstung geworden“, informiert Christian Stock, der weiter auf die Kraft seines Symboltieres setzt: „Der Krake ist ein unglaublich intelligentes, verwunderliches und sympathisches Wesen, genauso wundervoll wie die Natur an sich. Sie darf nicht zerstört werden. Wir alle können uns für diese Vision einsetzen.“

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