Gemüseanbau in Ostheim„Gartenlabor“ als Erholungsfläche und Experimentierort

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Auf dieser Fläche werden die Parzellen angelegt, die dann von den Bürgern genutzt werden können.

Auf dieser Fläche werden die Parzellen angelegt, die dann von den Bürgern genutzt werden können.

Ostheim – Einen ungewöhnlichen Ort hat sich die Stadt für ihre Informationsveranstaltung für das neue Projekt „Gartenlabor“ ausgesucht. In der Kirche St. Elisabeth stellten Dr. Joachim Bauer vom Grünflächenamt, seine Mitarbeiter und Bio-Landwirt Evgeny Ivanov, der bereits vier Ackerflächen im gesamten Stadtgebiet für Hobby-Gemüsebauern zur Verfügung stellt, das Projekt vor.

Bauer zeigt sich ganz begeistert von dem großen Interesse, auf das die Veranstaltung trifft. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Junge Menschen, Familien, ältere Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund – die gesamte Bandbreite der Bewohnerschaft ist gekommen. Sie alle wollen sich eine Parzelle im Rahmen des Projekts sichern.

So wie Susann Tanh Mai Kieu. „Ich versuche schon seit Jahren kampfhaft, auf dem Balkon ein paar Pflanzen zu ziehen. Ein eigenes Gartenstück, auf dem ich mein Gemüse ernten kann, wäre wunderbar“, schwärmt die junge Mutter aus Buchforst. Dort sei alles eher grau als grün. Als sie von dem Projekt erfahren hat, war sie direkt Feuer und Flamme.

35 Hektar „Gartenglück“

Doch was plant die Stadt da eigentlich genau? Gärten gewinnen nach den Worten Bauers eine immer größere Bedeutung. Flächen für weitere Kleingärten stünden aber nicht zur Verfügung. Um dem Wunsch der Menschen in den rechtsrheinischen Veedeln trotzdem nachzukommen, wagt die Stadt nun ein „Experiment“ wie Bauer das Ganze bezeichnet. Auf zwei Ackerflächen, eine davon direkt an der Merheimer Heide an der Olpener Straße/Ecke Plettenberger Straße und die andere an der Gesamtschule Holweide, sollen künftig für das kleine „Gartenglück“ sorgen. 35 Hektar Land sind es insgesamt.

Beginnen will die Stadt an der Olpener Straße. Ein riesiges Schild weist seit Tagen auf die künftige Nutzung hin, und wer genau hinschaut, entdeckt auch den quietschgrünen Container und die mit Schottersteinen planierte Fläche davor. Bäume sollen noch folgen. Auf der Fläche sollen begleitende Feste und Workshops zum Thema Umwelt, Gärtnern und Ernährung stattfinden. Das Gartenlabor soll mehr sein, als die „essbare Stadt“ mit ihren Obstbäumen bislang bietet. Das Gartenlabor soll eben ein Experiment sein. Finanziert wird es durch EU-Fördermittel aus dem Programm „Grüne Infrastruktur“. Das Gartenlabor soll anders sein. „Wir legen hier keine Schrebergärten an oder stellen Pflanzkübel auf wie die Pflanzstelle in Kalk oder NeuLand in Bayenthal, die nur temporär eine Fläche besetzen“, sagt Bauer. Beim Gartenlabor sollen die Menschen direkt in der Erde wühlen können, sich begegnen und das Draußensein genießen.

Ein Ort der Gemeinschaft

15 Hektar groß ist der Acker an der Olpener Straße. Im Mai sollen die Parzellen vergeben sein. 80 Stück hat die Stadt geplant. Die Nachfrage ist groß. „Wir werden schon alle Interessenten unterkriegen“, meint Michael Heidbreder vom Grünflächenamt. Das erste Jahr dürfen die Menschen kostenlos gärtnern. Wie teuer eine Parzelle dann wird, steht noch nicht fest. Das Projekt soll sich entwickeln. Man will Erfahrungswerte sammeln und Anregungen der Bürger mitnehmen.

Es sollen vor allem Gruppen, etwa eine Hausgemeinschaft, Familien oder eine Kita- oder Jugendgruppen dort zusammenkommen. Das Gartenlabor will Erholungsfläche und Experimentierort sein.

Das Gartenlabor

Zwei Flächen werden für das Gartenlabor zur Verfügung gestellt. Den Anfang macht die Stadt auf der 15 000 Hektar großen Fläche an der Olpener Straße/Plettenberger Straße.

Die Bürger erhalten im ersten Jahr Parzellen in verschiedenen Größen kostenlos. Bio-Landwirt Evgeny Ivanov von „Gartenglück“ pflanzt das Gemüse ein, die Nutzer können ernten und nachpflanzen. Begleitet wird das Projekt in Ostheim durch Judith Mayer, die dort vor Ort Workshops zum Thema Ernährung, Umwelt und Landwirtschaft anbietet.

80 Nutzer können jeweils eine Parzelle erhalten. Die Anmeldefrist ist mit dem Tag der Informationsveranstaltung abgelaufen. Eine weitere Fläche an der Gesamtschule Holweide soll dann im nächsten Jahr folgen. Das Gartenlabor erhält ein Wegesystem, eine Streuobstwiese und eine Aufenthaltsfläche mit schattenspendenden Bäumen. Das Gartenlabor soll eine Fortsetzung des rechtsrheinischen Grüngürtels werden. (swa)

Andreas Hansmann vom Veedel e.V. zum Beispiel erzählt, dass auch das Jugendzentrum an der Gernheimer Straße in das Projekt involviert werden soll. „Wir stehen mit der Einrichtung bereits im Gespräch“, sagt er und fügt hinzu: „Das Soziale an dem Projekt ist enorm wichtig für das Veedel hier.“

Als Partner für das Projekt hat die Stadt Evgeny Ivanov von „Gartenglück“ gewinnen können. Ivanov, der zusammen mit seiner Frau im Bergischen zwischen Overath und Bergisch Gladbach einen kleinen Bioland-Hof unterhält und bislang vier Ackerflächen mit Gemüse im Stadtgebiet bestellt, das seine Parzellenmieter ernten können, wird nun Ähnliches auf dem Acker bereitstellen. Das Gartenlabor ist also eine Mischung aus bereits existierenden Dingen. Man müsse das Rad ja nicht neu erfinden, meint Bauer, der schon ganz gespannt ist, wie das Experiment ausgehen wird.

Nach der Pilotphase soll der Kreisverband der Kölner Gartenfreunde das Projekt übernehmen. Aber das dauert noch drei Jahre, denn so lange soll das Experiment auf dem Acker dauern.

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