Historisches Pförtnerhaus abgerissenKölner beklagt Unsensibilität der Stadt

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Markus Georgino auf dem Grundstück, auf dem vor Kurzem ein Pförtnerhäuschen und ein Stück Mauer aus den 1930er Jahren abgebrochen wurden.

Köln-Ostheim – Jahrelang war der Anblick des kleinen Naturstein-Gebäudes für Markus Georgino selbstverständlich. Am Rande des Grundstücks an der Ecke Olpener Straße/Madausstraße in Merheim gelegen, erzählte es dem 57-Jährigen ein Stück Kölner Stadtgeschichte.

„Das Pförtnerhäuschen gehörte zu einem Nebeneingang des Fliegerhorsts Ostheim“, sagt der historisch interessierte Anwohner, somit stamme es aus den 1930er Jahren. Doch seit den Osterferien sind das Pförtnerhäuschen sowie ein daneben liegendes Stück Mauer aus derselben Epoche verschwunden.

Firma errichtet Lageräume 

Das Unternehmen Shurgard, das Lagerräume vermietet, lässt auf dem Grundstück einen dreigeschossigen Standort errichten. Sämtliche Altbauten wurden vor wenigen Tagen abgerissen, darunter ein Weinlager aus den 1970er Jahren – und die Relikte des Ostheimer Fliegerhorsts, der 1937 während der NS-Zeit im Grenzgebiet von Merheim, Brück und Neubrück für kriegerische Zwecke angelegt wurde.

Markus Georgino ist vom Umgang mit der historischen Bausubstanz erschüttert: „Das war Zeitgeschichte, auch wenn es die dunkelste deutsche Geschichte ist“, sagt er: „Ich finde es abartig, wie die Stadt mit ihrer Geschichte umgeht.“ Dem für den Neubau zuständigen Architekten des Büros „Kottmair Architekten“ zufolge gab es keine Verwendung für das seit Jahren ungenutzte Häuschen: „Es macht keinen Sinn, Gebäudeteile zu erhalten, die Sie keiner Nutzung zuführen.“ Zudem sei der winzige Pavillon innen sehr marode gewesen. Die rund 100 Meter lange Mauer daneben wiederum hätte dem Neubau im Wege gestanden. Das Unternehmen Shurgard teilt auf Anfrage mit, dass man sich „aufgrund von zahlreichen Planungsvorgaben im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens“ für den Abriss entschieden habe, dies im Einvernehmen mit der zuständigen Behörde.

Kölner trauert um ein Stück Geschichte 

Die Beseitigung diene zudem dem Umweltschutz, würden doch „weitreichende Entsiegelungsmaßnahmen“ vorgenommen. Nicht zuletzt habe kein Denkmalschutz bestanden, was die Stadtverwaltung bestätigte. Auch Werner Müller vom historischen Luftfahrtarchiv Köln ist verärgert. Überall in Köln werde erhaltenswerte historische Bausubstanz beseitigt, zuletzt etwa Hallen aus der Pionierzeit des Motorenbaus an der Deutz-Mülheimer Straße.

Die Stadt kümmere sich zu wenig um ihre Vergangenheit: „Stadtgeschichte ist für Politik und Verwaltung ein ungeliebtes, lästiges Erbe.“ Auch weitere Gebäude des Fliegerhorsts Ostheim stünden bedauerlicherweise nicht unter Denkmalschutz. Dabei seien auch Hinterlassenschaften aus der Nazi-Zeit erhaltenswert: „Es ist unsere Geschichte und wir müssen aus Geschichte lernen.“

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Der einstige Militärflugplatz Ostheim erstreckte sich von 1937 bis 1945 auf dem Gelände zwischen Olpener Straße, Rather Kirchweg, Ostmerheimer Straße und Autobahn 3. Neben dem Butzweilerhof und dem Fliegerhorst Wahn war es der dritte Flugplatz in Köln. Einige der größeren Gebäude von damals werden noch heute vom Merheimer Krankenhaus genutzt. Schon wenige Monate nach Kriegsende waren sie von den Alliierten an die Stadt übergeben worden, die dringend ein neues Krankenhaus brauchte. Das Bürgerhospital am Neumarkt war nämlich im Krieg zerstört worden, während die Anlagen im Kölner Osten noch größtenteils intakt waren.

Werner Müller geht davon aus, dass rund die Hälfte der historischen Bausubstanz erhalten geblieben ist. Vor einigen Tagen ist es wieder ein bisschen weniger geworden.

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