Akute EinsturzgefahrSicherungsmaßnahmen der KHD-Hallen Kalk kosten 18 Millionen Euro

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Die KHD-Hallen 76 und 77 in Kalk werden immer maroder.

Köln-Kalk – Der Zustand der ehemaligen Hallen 76 und 77 von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) an der Neuerburgstraße in Kalk ist offenbar so schlecht, dass akute Einsturzgefahr besteht. Am Montag überraschte das Kulturdezernat den Bauausschuss mit einer Beschlussvorlage, die von der Bezirksvertretung Kalk am selben Tag per Dringlichkeitsentscheidung durchgewunken wurde.

Demnach soll der Stadtrat am 16. September 500.000 Euro für die „Planung von nutzungsunabhängigen Sicherungsmaßnahmen“ an den denkmalgeschützten Industriehallen beschließen. Die Gesamtkosten der Sicherung sollen sich nach einer groben Schätzung – hochgerechnet aus Annahmen aus dem Jahr 2014 – auf stolze 18 Millionen Euro belaufen.

Dächer und Tragwerkskonstruktionen stark beschädigt

„Die Maßnahmen sind zum Substanzerhalt der Gebäude und zur Gefahrenabwehr unverzichtbar und rechtlich verpflichtend als Folge der Betreiberverantwortung“, setzt das Kulturdezernat der Politik die Pistole auf die Brust. Bisher habe man „rudimentäre Bauwerkssicherungen“ durchgeführt, Fenster und Türen verschlossen und die Bauten eingezäunt, damit Unbefugte sie nicht betreten.

Nun müssten „die Maßnahmen deutlich ausgeweitet werden“, denn man habe festgestellt, „dass die Dächer sowie die Tragwerkskonstruktionen der beiden Hallen 76 und 77 so geschädigt sind, dass mit lokalem und eventuell feldweisem Bauteilversagen gerechnet werden muss“. Betroffen von „eklatanter Korrosionsbeschleunigung“ seien insbesondere die westlichen und nördlichen Außenfassaden sowie das Haupttragwerk und das Dach. „Teilweise sind die Dachflächen schon nicht mehr begehbar wegen mangelnder Tragfähigkeit. Bezogen auf die Dachkonstruktion besteht Einsturzgefahr“, warnt das Kulturdezernat.

Abriss bereits seit 2015 gefordert

Allerdings hatte die am 31. August aus dem Amt geschiedene Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach bereits im April 2015 den Abriss der 1901 bis 1906 errichteten Hallen wegen Baufälligkeit und „akuter Einsturzgefahr“ gefordert. Als die Politik dies ablehnte, kündigte sie im Juni 2015 eine dezernatsübergreifende Projektgruppe an, die den Erhalt der Baudenkmäler prüfen sollte. Ende 2018 hieß es dann, die Halle 76 solle zu einer zweiten Ausstellungsstätte des Museums Ludwig umgebaut werden, man arbeite dazu an einem Konzept.

Passiert ist seitdem wenig, die alten KHD-Hallen wurden weiter dem Verfall preisgegeben, die Frage, wer das zu verantworten hat, blieb ungeklärt. In einem 1994 mit den Sammlern Peter und Irene Ludwig geschlossenen Schenkungsvertrag hatte sich die Stadt verpflichtet, in Kalk eine Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst zu schaffen, doch darauf warten das Museum und die Ludwig-Stiftung bis heute. Und sie müssen wohl noch lange warten.

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Denn nun steht zunächst nur der nackte Erhalt der historischen Substanz auf dem Programm. „Es ist frustrierend, so viel Geld nur für die Sicherung der Gebäude ausgeben zu müssen“, meint die Bauausschussvorsitzende Stefanie Ruffen (FDP). „Dass der Handlungsbedarf jetzt so groß ist, ist nach 20 Jahren Untätigkeit jedoch nicht überraschend. Angesichts der hohen Kosten ist es nun dringender denn je, die Frage zu diskutieren: Was machen wir eigentlich damit?“

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