Klinikbrand in MerheimDrei Menschen von Pflegerin gerettet – ein Mensch gestorben

Lesezeit 3 Minuten
20190729_tb_Klinikum_Merheim_Brand_006

Das Feuer war in der Nacht zum Montag auf einer Quarantänestation ausgebrochen.

Köln – Ein völlig verbranntes Zimmer, die Fassade geschwärzt bis zur verkohlten Dachrinne – die Spuren lassen erahnen, welche Kraft das Feuer hatte, das in der Nacht zum Montag in der Lungenklinik des Merheimer Krankenhauses einen Patienten (65) das Leben kostete. Was es auslöste, ist noch unklar. „Die Ermittlungen sind noch in vollem Gange, so dass über die Brandursache noch keine Aussagen gemacht werden können“, sagen die Kliniken der Stadt Köln in einer Pressemitteilung. Nach Rundschau-Informationen handelt es sich jedoch wohl nicht um einen technischen Defekt.

Um 4.05 Uhr am Montagmorgen schlägt die automatische Brandmeldeanlage der Klinik Alarm. „Unmittelbar nach dieser Feuermeldung gingen Notrufe aus der Klinik ein“, sagt ein Feuerwehrsprecher. Das Feuer war in einem Patientenzimmer auf der Infektionsstation der Lungenklinik ausgebrochen – ein langgezogener Bau aus den 1940er Jahren mit zwei Etagen. Eine Krankenschwester versucht unter „hohem persönlichen Einsatz“, so die Klinik, die Patienten auf der Station zu retten. Drei Patienten bringt sie aus der Gefahrenzone, doch für den Mann in dem Brandzimmer kann sie nichts mehr tun. „Das Zimmer befand sich im Vollbrand, als die ersten Kräfte eintrafen“, berichtet ein Feuerwehrmann.

Schwester rettet sich durch Sprung aus Fenster

Noch bevor der erste Löschzug mit drei Feuerwehrwagen und einem Rettungswagen anrückt, rettet sich die Krankenschwester selbst durch einen Sprung aus dem Fenster im ersten Stock. Denn zu diesem Zeitpunkt verhindert dichter Rauch bereits die Flucht durch das Treppenhaus. Die Schwester zieht sich leichte Verletzungen zu und wird sofort in der Notaufnahme der Merheimer Klinik behandelt, ebenso drei Patienten wegen leichter Rauch- und Brandverletzungen.

20190729_tb_Klinikum_Merheim_Brand_004

Das Feuer war in der Nacht zum Montag auf einer Quarantänestation ausgebrochen.

Die Bestürzung bei der Klinikleitung ist am Montag groß. „Wir trauern um den Patienten, der in unserem Haus verstorben ist. In Gedanken bin ich bei seinen Angehörigen sowie den Patienten und Beschäftigten, die Verletzungen erlitten und große Ängste erleben mussten“, sagt Holger Baumann, Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln. „Wir danken allen, die durch einen schnellen Einsatz dazu beigetragen haben, dass nicht noch mehr passiert ist.“ Noch auf der Anfahrt wird ein zweiter Löschzug alarmiert, schließlich ist die Feuerwehr mit knapp 80 Rettern im Einsatz.

Um 5.30 Uhr ist das Feuer endlich gelöscht

Um 5.30 Uhr ist das Feuer gelöscht und die Infektionsstation belüftet. Am Vormittag betreten die Brandermittler des Kriminalkommissariats 13 das Gebäude, um nach der Brandursache zu suchen. Sie prüfen auch, ob die Sauerstoffleitungen in den Zimmern zur schnelleren Ausbreitung der Flammen geführt haben. In Haus 24c der Merheimer Klinik werden Infektionskrankheiten der Lunge wie Tuberkulose oder Lungenentzündung behandelt. Für die Feuerwehrleute habe aber durch den Einsatz auf der Station keine Ansteckungsgefahr bestanden, so die Klinik. Die Löscharbeiten seien wie bei jedem anderen Zimmerbrand auch vonstatten gegangen.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat sich nach dem Brand zu Wort gemeldet und den Brandschutz in deutschen Kliniken und Pflegeheimen grundsätzlich als „nicht ausreichend“ bemängelt. Für Menschen, die sich selbst nicht retten könnten, reichten Brandmeldeanlagen nicht aus, teilte die Stiftung am Montag mit. „Es müssen endlich zusätzliche Sprinkleranlagen auf allen Stationen und in jedem Patientenzimmer gesetzlich vorgeschrieben werden. So etwas ist für Möbelhäuser und Lagerhallen heute schon längst Standard“, sagte Eugen Brysch, Vorstandsmitglied der Stiftung. Eine Kliniksprecherin betonte jedoch, von Seiten des Krankenhauses sei alles absolut vorschriftsmäßig gelaufen.

Rundschau abonnieren