Nadelöhr in Rath-HeumarLaster beschädigen häufig Pkw

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Das Verkehrsschild an der "Geheimrathsecke" wurde schon des öfteren Opfer von unachtsamen Lkw-Fahrern. 

Rath/Heumar – Kai Blume hat die Nase voll, aber so richtig. Mehrere vor seinem Haus abgestellte Fahrzeuge wurden schon von unaufmerksamen Lkw-Fahrern beschädigt, ebenso Dach und Fassade seines Cafés Geheimrath an der Ecke Rösrather Straße/Porzer Straße. Unangenehm ist das auch, weil sich die Fahrer meist sang- und klanglos aus dem Staub machen und zumindest die parkenden Autos dagegen nicht versichert sind: „Das Befahren der Porzer Straße mit Lkw hat mich persönlich bereits mehrere Tausend Euro gekostet“, sagt er.

Dabei sollte die Verwaltung über die Missstände Bescheid wissen, meint Kai Blume. Schließlich musste sie das Verkehrsschild neben dem Café Geheimrath in den vergangenen drei Jahren schon dreimal austauschen. Denn Lkw-Fahrer, die von der Rösrather Straße in die Porzer Straße einbiegen, patzen hin und wieder beim Kurvenmanöver, weil die Straßen hier in spitzem Winkel aufeinandertreffen. Dann wird das Schild gern mal gegen das Gebäude gedrückt. Dabei dürften die meisten Lkw-Fahrer hier gar nicht einbiegen: „Das ist eine reine Anliegerstraße, aber das halbe Bergische Land fährt hier durch.“ Denn die Porzer Straße werde gern als Schleichweg zur Frankfurter Straße genutzt, aber auch in umgekehrter Richtung sei einiges los. Das hänge auch mit dem heftigen Gewerbe weiter südlich am Alten Deutzer Postweg und an der Wikingerstraße zusammen, unter anderem ein Schrotthandel und eine Spedition. Aber auch die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB), die an der Wikingerstraße eine Umlade-Station betreiben, hielten sich nicht an das Durchfahrtsverbot.

Tempo 30 wird nicht eingehalten

Aufgrund der hohen Zahl an Fahrzeugen und speziell des Schwerlastverkehrs komme es in der engen Straße permanent zu Staus. „Oft kommt es regelrecht zu Rennen“, so Blume, „wenn jemand nicht warten möchte, bis der Gegenverkehr eine enge Stelle mit parkenden Autos passiert hat.“ Dabei würde die Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30 regelmäßig überschritten und die Gehwege überfahren. Auch das Verbot, von der Porzer Straße nach links in die Rösrather Straße einzubiegen, ignorierten viele. „Dann kommt es an der Einmündung zu Rückstaus, das ist morgens oft ein einziges Hupkonzert.“ „Bis zu 50 Prozent der Verkehrsteilnehmer“ hielten sich nicht an dieses Abbiegeverbot, stimmt Stefan-Clemens Müller zu, dies hätten seine persönlichen Recherchen ergeben. „Über die Porzer Straße wird seit zehn oder 15 Jahren immer wieder gesprochen“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU in der Kalker Bezirksvertretung (BV).

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In der Porzer Straße geht es häufig eng zu. 

Aufgrund der Arbeiten an der Unterführung der A3 und den damit verbundenen Verkehrsbehinderungen in der Eiler Straße, über die normalerweise ein Teil des Nord-Süd-Verkehrs in Rath-Heumar läuft, sei die Situation derzeit besonders angespannt. „Das wird sich in den nächsten zwölf bis 18 Monaten auch nicht ändern“, so Müller. Noch im Dezember hatte die BV die Verwaltung auf Antrag der CDU beauftragt, auf der Porzer Straße verstärkt Kontrollen durchzuführen, die Beschilderungen zu verbessern und insgesamt ein Konzept vorzulegen, wie man die Probleme besser in den Griff kriegen könnte.

Verkehrsuntersuchung war unauffällig

Doch die Antworten der Verwaltung sowohl auf diesen Antrag als auch auf eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ fielen ernüchternd aus. „Die letzte Verkehrsuntersuchung aus dem Jahr 2019 brachte das Ergebnis, dass sowohl die Verkehrsbelastung als auch das Geschwindigkeitsverhalten in der Porzer Straße in einem für eine Tempo 30-Zone /Quartiersstraße angemessenen Rahmen liegen“, richtete Katja Reuter vom Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aus. Das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung schreibt, im Oktober seien Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt worden: „Durchfahrten 10 126, hiervon Verstöße 61.“ Die Verwaltung verweist auch auf die bereits erfolgten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen: alternierendes Parken, die Aufstellung von Pollern zum Schutz der Gehwege, Halteverbotszonen.

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Weitere Maßnahmen, wie zusätzliche Poller oder Schilder etwa, lehnt sie ab. Ebenso Kai Blumes Vorschlag einer niedrigen Aufmauerung in der Mitte der Fahrbahn an der Einmündung in die Rösrather Straße, die dem Verkehr nur die Möglichkeit ließe, nach rechts abzubiegen: „Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen sind nur dort anzubringen, wo dies aufgrund der besonderen Umstände zwingend geboten ist“, schreibt das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung, und weiter: „Eine Verpflichtung der Straßenverkehrsbehörde, Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmenden durch bauliche Maßnahmen zu unterbinden, besteht darüber hinaus nicht.“ 

300 Unterschriften gesammelt

Wohl aber sei eine erneute Verkehrsuntersuchung bereits in Auftrag gegeben. „Aufgrund der Einschränkungen durch die Pandemielage kann jedoch keine Angabe zum Durchführungszeitpunkt gemacht werden.“ Daneben werde die Verwaltung die von Kai Blume namentlich genannten Unternehmen kontaktieren, „um die Einhaltung von Fahrtrouten zu erwirken, die die Anlieger der Porzer Straße nicht belasten.“ Stefan-Clemens Müller äußerte schon sein Erstaunen über den Befund der Verwaltung: „Mich würde interessieren, zu welchen Uhrzeiten die kontrolliert haben, bestimmt nicht in den Stoßzeiten.“ Und Kai Blume, sagt, er könne, wenn nötig, ganz andere Zahlen und Fakten liefern: „Eine Nachbarin hat wegen der Belastung zu einer Unterschriftenliste aufgerufen. Da stehen etwa 300 Namen drauf - praktisch die ganze Straße.“

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