Vingst – Um 18 Uhr geht die Tür auf bei Familie Halbe in der Kurthstraße. Ein Notenständer wird rausgestellt, dann geht es los mit dem Nachbarschaftssingen. Für Ilona Halbe, die mit ihrem Akkordeon vor die Tür tritt, seit Wochen ein „fester Termin“, der sich aus einer spontanen Idee entwickelt hat und zum Mitmachen inspiriert. Wertschätzung für Helfer ist ihr in der Corona-Zeit wichtig und Zusammenhalt.

„Es werden immer mehr, die ans Fenster oder vor die Tür gehen, beim Spaziergang stehen bleiben und mitsingen“, erzählt sie. Unterstützt wird sie bei der Aktion von einem Nachbarn, der bekannte kölsche Lieder auf die momentane Situation umschreibt, ein anderer druckt die Texte aus und verteilt sie.

E paar Blömcher för de Ahl

Nach der Melodie von „Mer schenke der Ahl e paar Blömcher“ heißt es jetzt zum Beispiel: „Mer danke dänne Helfer mit paar Leedche, /die mer för sie ömjeschreve hät / mer danke mit paar kölsche Leedcher, /denn die Alldachshelde sinn dat wät.“

„Nicht zu rechtfertigen“

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Mit ihrem großen Engagement für die Hövi-Land-Ferienfreizeiten, vor allem im Bereich Tanz- und Akrobatiktraining inklusive Einradfahren, hat Ilona Halbe normalerweise viel um die Ohren, auch mit ihren sportlichen Triathlon-Ambitionen. Das alles rückt derzeit in die Kategorie „nebenbei“. Und mit Kochen für die Familie, Aufräumen, Ausmisten, Fenster schön machen fühlt sie sich auch nicht ausgelastet. „So nutze ich die Zeit und grüße mit meinem Akkordeon die Nachbarschaft“, meint sie: „Das ist zu einem richtigen Event geworden.“

Balsam für die Seele

Für sie selbst auch eine musikalische Herausforderung: „Ich kenne ja nicht alle Lieder, ich muss also jeden Tag üben.“ Sie hat Freude daran: „Neben meinem Laufen und Radfahren ist das richtig schön für die Seele.“

Dazu habe sie über die allabendliche Aktion Nachbarn kennengelernt, mit denen sie bisher nichts zu tun hatte. „Ich bin gespannt, ob dieser neue Kontakt sich nach Corona weiter entwickelt“, sagt sie.

Wie bei den vielen anderen Aktionen von Ilona Halbe auch, ziehen die Familienmitglieder – so sie denn Zeit haben – beim Nachbarschaftssingen ebenfalls kräftig mit – angefangen bei Ehemann Jürgen, hauptberuflich Mediziner, bis hin zu den zwei mittlerweile erwachsenen Töchtern Janina und Jasmin und Sohn Justus. „Bis morgen“, rufen sie von der Haustür-Bühne aus und winken noch einmal fröhlich in die Runde.