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Themenabend Umgang mit ComputerspielenWenn Eltern nicht wissen, was ihre Kinder tun

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Diskutierten über den Umgang mit Computerspielen von Jugendlichen und wie sich Eltern gegenüber ihren Kindern verhalten sollten: (v.l.) Frank Liffers (junge Stadt Köln), Dr. Jörg Bernardy, Oliver Achilles (Leitung Stadtteilbibliothek Kalk), Daniel Heinz (Projektleitung Spieleratgeber NRW).

Diskutierten über den Umgang mit Computerspielen von Jugendlichen und wie sich Eltern gegenüber ihren Kindern verhalten sollten: (v.l.) Frank Liffers (junge Stadt Köln), Dr. Jörg Bernardy, Oliver Achilles (Leitung Stadtteilbibliothek Kalk), Daniel Heinz (Projektleitung Spieleratgeber NRW).

Kalk – Was bewegt Jugendliche, die sich über Stunden hinweg in Computerspiele vertiefen? Um diese Frage ging es beim Themenabend „Lost in Games“. Eingeladen hatten der Verein junge Stadt Köln, der Spieleratgeber NRW und die Stadtteilbibliothek Kalk, in deren kürzlich renovierten Räumen die Veranstaltung stattfand. „Wir möchten Vorurteile aus dem Weg schaffen und einen Dialog zwischen den Generationen in Gang setzen“, so Frank Liffers von junge Stadt Köln, der den Abend moderierte: „Computerspiele werden oft verteufelt. Für die, die sie spielen, bedeuten sie aber meistens eine Leidenschaft, die viel mit Fantasie zu tun hat.“

Als Gastredner hatten die Veranstalter den Hamburger Philosophen und Sachbuchautor Jörg Bernardy gewonnen, der sich in seinen Forschungen unter anderem mit der Philosophie der Medien beschäftigt. Auch jugendliche Experten kamen zu Wort. German und Rafael, Mitglied der Jugendredaktion beim Spiele-ratgeber-NRW und Spieletester für die Stadtteilbibliothek, schilderten den Gästen ihre eigenen Erfahrungen. Demnach könne man mit Computerspielen durchaus auch Gemeinschaft, Disziplin, Ausdauer und Frustrationstoleranz erlernen – also gerade solche Kompetenzen, die nach gängigen Vorurteilen durch intensives Spielen verloren gehen. Schließlich gehe es bei vielen Spielen darum, sich über verschiedene Level hinweg emporzuarbeiten. Das könne nur gelingen, indem man das eigene Spiel verbessert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse ließen sich durchaus auch auf das reale Leben abseits von Computer und Handy übertragen. Je nach Spiel, ginge es auch um spannende Geschichten und Rätsel. Daran lasse sich die Fähigkeit erlernen, diese nachzuerzählen und gut zusammenzufassen.

„Viele Menschen assoziieren mit dem Spielen Entspannung“, gibt Frank Liffers eine Erkenntnis des Abends wieder. Das gelte keineswegs nur für Jugendliche: Laut Statistik seien 30 Millionen Menschen in Deutschland von Computerspielen begeistert: „Das entspricht in etwa der Zahl der Fußballfans.“

Spieler-Ratgeber

„Hilfe, mein Kind spielt Computer!“ – Was sind Fortnite, Minecraft und Roblox? Damit Eltern nicht verzweifeln, sondern den Durchblick behalten, gibt es den Spiele-ratgeber-NRW. Auf dessen Website können Eltern und Pädagogen Infos über die neuesten Spiele und Trends abrufen – verständlich formuliert auch für Jahrgänge vor 1990. Hier erfahren sie zum Beispiel, ob es bei bestimmten Spielen ums Töten geht oder ob die Kreativität durch das Aufbauen virtueller Welten gefördert wird, ob das Geschehen eingebettet ist in eine Rahmenhandlung und ob nur virtuelles oder auch reales Geld zum Einsatz kommt.

Die Einschätzung der Spiele wird medienpädagogisch begleitet, bildet aber auch die Meinung junger Zielgruppen ab: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene testen und bewerten Spiele. Die Initiative wird gefördert vom Familienministerium des Landes.

www.spieleratgeber-nrw.de

Eltern sollten Spiele ihrer Kinder selbst ausprobieren

„Ich verstehe einfach nichts von diesen Spielen. Mein Sohn erzählt mir nichts“, berichtete eine der Mütter, die sich von dem Abend neue Erkenntnisse erhofften. Im Gespräch entstand die Idee, dass man in solchen Fällen auch einfach mal andere Jugendliche fragen könne. Kontakt könnte man zum Beispiel über den Spieleratgeber erhalten.

Noch besser würde man aber die Spiele selbst ausprobieren, meinte Daniel Heinz, Projektleiter beim Spieleratgeber. Natürlich gebe es aber auch Situationen, in denen Eltern klare Ansagen machen müssten, weil die Jugendlichen ihren Konsum nicht mehr allein steuern könnten. Den Ärger von Sohn oder Tochter müsse man dann in Kauf nehmen.

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