Kalker Tunnel„Da kann man einen Affen kriegen“ – Kritik vom Kölner Verkehrsverein

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Dauerbaustelle: Am Kalker Tunnel wird nun schon seit Jahren gearbeitet. Komplett fertig sein soll er 2020.

Dauerbaustelle: Am Kalker Tunnel wird nun schon seit Jahren gearbeitet. Komplett fertig sein soll er 2020.

Köln – „Der Tunnel, ja der Tunnel – man kann einen Affen kriegen. Es ist nur noch peinlich, nur noch im komatösen Zustand zu ertragen. Das grenzt an Satire.“ Es war eine verzweifelte Rede, die Martin Schwieren, Vorsitzender des Verkehrsvereins, in Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Henriette Reker hielt. Welchen Tunnel er meint, dass brauchte er bei dem Neujahrsempfang des Interessenverbandes nicht extra erwähnen.

Dass es sich nur um den Kalker Tunnel handeln kann, war allen anwesenden Vertretern aus Politik und Wirtschaft zweifelsohne klar. Seit Jahren sei wegen der Sanierungsarbeiten ein wichtiges Einfallstor Kölns praktisch geschlossen, legte Schwieren nach. Zwar attestierte der Vorsitzende des Verkehrsvereins der OB, dass sie es nicht leicht habe in der mit Problemen beladenen Stadt Köln, dennoch schob er die flehentliche Bitte nach: „Machen sie den Verantwortlichen Beine. Sorgen sie bitte dafür, dass das bald eine Ende nimmt. Und dann schob er noch vorsichtig die Frage nach: „Gibt es überhaupt noch einen Abschlusstermin?“

Verwirrung um Fertigstellungstermin

„Ich glaube, das ist doch mittlerweile allgemein bekannt, dass der Kalker Tunnel in 2020 fertig werden soll“, ging Reker vorsichtig auf die Frage ein – und verursachte damit ein großes Missverständnis. Ein Raunen ging durch den Saal. Kopfschütteln allerseits. Hatte doch Kölns Verkehrsdezernentin Andrea Blome erst im vergangenen Dezember bekannt gegeben, dass die Arbeiten an dem Tunnel nicht mehr in 2018 beendet werden können, ein Ende der Baustelle also erst Anfang 2019 möglich ist. Und nun, gerade einmal einen Monat später, gibt Reker erneut eine Verschiebung um ein Jahr bekannt.

Alles zum Thema Henriette Reker

Die Oberbürgermeisterin ging über das Raunen hinweg. Erst später, als der Empfang bereits beendet war, schickte die Pressestelle der Stadt eine „Erläuterung“ heraus. Die Oberbürgermeisterin habe sich auf den endgültigen Abschluss aller Arbeiten an dem Tunnel bezogen. Der liege in der Tat erst im Jahr 2020. Doch bereits Anfang 2019 würde der Verkehr wieder frei durch den Tunnel rollen können, und das sei der Termin, auf den sich Verkehrsdezernentin Blome bei ihrer Ankündigung bezogen habe. Das weitere Jahr werde von da an noch für Nebenarbeiten benötigt.

Den Kurs in der Verwaltung zu ändern, könne noch ein paar Jahre dauern

Als das Missverständnis noch im Raum stand, warb Reker um Verständnis für die Misere am Kalker Tunnel. „Ich bin damals mit dem Gefühl angetreten, dass es so nicht bleiben kann, dass sich etwas ändern muss“, sprach sie die von ihr versprochene Verwaltungsreform an. Doch ein so grundlegendes Umdenken in der Verwaltung sei nicht per Dekret zu erreichen. Sei doch eine Verwaltung mit über 17 000 Mitarbeitern ein Hochseetanker, „dessen Ruder bisher kaum bewegt wurde“. Den Kurs zu ändern, gehe nicht „von jetzt auf gleich“. „Das wird noch ein paar Jahre dauern.“ Dennoch machte Reker Mut: „Köln ist immer dann gut, wenn es sich Herausforderungen stellen muss.“

Offen blieb dabei weiterhin, wie teuer die Kölner die „Herausforderung“ Kalker Tunnel am Ende zu stehen kommt. 30 Millionen waren ursprünglich veranschlagt. Auf 33 Millionen ist die Summe schon angewachsen. Wobei die Verwaltung im Dezember einräumte, dass es noch mehr werden wird. Wie viel, sei aber noch nicht absehbar, weil immer noch nicht die Mängelauflistung und Planung für die Beseitigung abgeschlossen ist.

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