Kampf gegen Coronavirus in KölnImpfstoff von Astrazeneca stößt auf Ablehnung

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Astrazeneca_Impfstoff

Eine Ampulle des Astrazeneca-Impfstoffs

Köln – Viele Mitarbeiter in Pflege- und Gesundheitsberufen in Köln lehnen es ab, sich den Impfstoff des Herstellers Astrazeneca injizieren zu lassen. Täglich stehen im Kölner Impfzentrum 500 Dosen des Stoffes zur Verfügung, zuletzt wurden hiervon jedoch im Schnitt nur 120 verabreicht, die übrigen Empfänger lehnten eine Impfung ab. „Die Vorbehalte gegen den Impfstoff von Astrazeneca sind nicht zu konkretisieren und sachlich nicht belegbar“, wettert Dr. Jürgen Zastrow, Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung in Köln.

Ein neues Impfangebot wird den Verweigerern vorerst nicht gemacht. Sie rücken nach Informationen der Stadt ans Ende der Schlange. „Vielen Menschen scheint das nicht klar zu sein. Der Impfstoff ist erst dann frei wählbar, wenn langfristig genügend zur Verfügung steht“, erklärt Zastrow.

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Wer also Astrazeneca ablehnt und auf eine Impfung mit dem mRNA-Stoff von Biontech/Pfizer spekuliert, droht sich zu verzocken. Als drittes Mittel ist der Impfstoff des Herstellers Moderna in Deutschland zugelassen.

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Impf-Experten betonen Qualität von Astrazeneca-Vakzin

Der Impfstoff von Astrazeneca hat spürbar ein Imageproblem. Derzeit bemühen sich Ärzte und Experten bundesweit um Schadensbegrenzung. Auch der Virologe Hendrik Streek, Dauergast in Polit-Talkshows, sieht „keinen Impfstoff erster oder zweiter Klasse“. Weil noch nicht genügend Studien über die Wirksamkeit von Astrazeneca bei älteren Menschen vorliegen, wird der Vektorimpfstoff in Deutschland derzeit nur bei Menschen bis 65 Jahre geimpft.

Das Infektionsgeschehen in Köln

64,3 lautet die Inzidenzzahl in Köln, also die Zahl der Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. 187 Infizierte werden im Krankenhaus behandelt, 60 liegen auf Intensivstationen.

Vier weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus wurden dem Gesundheitsamt gemeldet. Gestiegen ist die Zahl der festgestellten Virus-Mutationen. Die britische Variante wurde bislang 532 Mal nachgewiesen, die südafrikanische Variante ist nach Angaben der Stadt bislang in 157 Fällen festgestellt worden. (tho)

Zuletzt hatten Meldungen über Krankheitssymptome bei Geimpften für Diskussionen gesorgt. Nun beruhigen viele Ärzte die Gemüter, auch Zastrow: „Impfreaktionen sind normal, sie treten übrigens auch bei Biontech/Pfizer auf. Für mich ist dies ein Zeichen für eine bessere Antikörperbildung“, so Zastrow.

Die Zurückhaltung der Menschen, die beim Impf-Marathon zur Eindämmung des Corona-Virus eigentlich an der Reihe wären, bedeutet laut Zastrow nun einen „Riesenaufwand“ bei der Neuorganisation. Mit dem Impfstoff von Astrazeneca soll zunächst das medizinische Personal geimpft werden, ältere Menschen erhalten das Mittel von Biontech/Pfizer.

Die Skepsis in der Bevölkerung führen viele Mediziner auf die in Studien errechnete Wirksamkeit der Impfstoffe zurück, denn diese wird für Biontech/Pfizer mit 90 Prozent und für Astrazenca mit rund 60 Prozent angegeben. Die Chance, sich trotz einer Impfung mit Corona anzustecken, ist also größer, wenn auch anders als diese immer wieder genannten Prozentzahlen suggerieren, nur geringfügig größer. „Allerdings ist nach einer Impfung die Wahrscheinlichkeit eines milderen Verlaufs größer“, erklärt Zastrow.

Für Köln befinden sich noch mehr als 5000 Impfdosen im Depot. Für jeden abgelehnten Impftermin gäbe es laut Stadt Dutzende Anfragen von Menschen, die gerne möglichst schnell geimpft werden möchten. Doch die Impfreihenfolge bleibe bestehen.

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