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Kampf gegen illegale ApartmentsVerwaltung prüft 1196 Hinweise in Köln

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In diesem Südstadt-Haus werden Apartments angeboten.

In diesem Südstadt-Haus werden Apartments angeboten.

Köln – Das Codeschloss an der Haustür wirkt verräterisch. Mit der richtigen Zahlenkombination gelangen Besucher in das Haus nahe der Severinstorburg in der Südstadt. Beim Amtsgericht gilt diese Adresse als Firmensitz einer Immobilienmanagement GmbH, am Klingelschild stehen die Namen der beiden Geschäftsführer. Doch es öffnet niemand, auch die Briefkästen wurden offenbar länger nicht geleert. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Am Freitag wollen sich Demonstranten vor dem Haus versammeln. Im Internet macht die Initiative „Bezahlbares Wohnen für Alle“ mobil, denn nach ihren Recherchen sind sämtliche Wohnungen in dem Haus in Apartments umgewandelt worden, die nun auf einschlägigen Miet-Plattformen nächteweise als Apartment angeboten werden.

Übernachtung ab 85 Euro

Auf „lonelyplanet.com“ finden sich acht Apartments mit der Adresse, auf „booking.com“ werden die gleichen Räume unter einer Nachbaradresse angeboten. Ab 85 Euro pro Nacht können sich Touristen einquartieren.

Die Stadt ist alarmiert, weil immer öfter Wohnungen in Apartments umgewandelt werden und dadurch bezahlbarer Wohnraum knapp wird.

Kommenden Donnerstag wird sich der Sozialausschuss in einer Aktuellen Stunde dem Thema widmen. „Auf Basis eines Lageberichts der Verwaltung möchten wir über mögliche Konsequenzen beraten, diese Entwicklung von Wohnraumzweckentfremdung wirkungsvoll einzudämmen“, heißt es im gemeinsamen Antrag von CDU und Grünen.

Im Juli 2014 hatte der Stadtrat die „Wohnraumschutzsatzung“ verabschiedet, seitdem dürfen Wohnungen nur noch mit Erlaubnis der Stadt touristisch genutzt werden. Doch es gelten Ausnahmen, wenn weniger als die Hälfte der Wohnfläche zweckentfremdet wird oder wenn der Vermieter selbst dort wohnt.

Besitzer sind nicht in Köln gemeldet

Die Geschäftsführer der Immobilienmanagement GmbH, deren Namen am Klingelschild des Apartmenthauses in der Südstadt stehen, sind offiziell in Bergheim und in Duisburg gemeldet. Gegründet haben sie ihre Firma im Frühjahr 2018. Wie die Rundschau erfuhr, hat die Stadt nun ein Bußgeldverfahren gegen den Mieter des Südstadt-Hauses eingeleitet. „Eine zweckfremde Nutzung wurde nicht genehmigt“, sagt Stadtsprecherin Sabine Wotzlaw.

Für Schlagzeilen hatte zuletzt die Vermietung von Apartments im Studentenwohnheim „Castell Deutz“ und in der Gebrüder-Coblenz-Straße in Humboldt-Gremberg über die Internetplattform Airbnb gesorgt. Beide Wohnheime gehören dem Luxemburger Fonds Avia Rent, dieser hatte offenbar mehrere Wohnungen an eine Firma aus Rondorf vermietet, die dann die Räume im Internet angeboten und weitervermietet hat. Inzwischen hat Avia Rent nach eigenen Angaben der Firma gekündigt.

Im Amt für Wohnungswesen kümmern sich laut Stadt derzeit vier Sachbearbeiter und zwei Ermittler um die Zweckentfremdung von Wohnraum. Seit Einführung der Wohnraumschutzsatzung seien dem Amt 1196 Verstöße gemeldet worden, derzeit seien 274 Verfahren in der Bearbeitung. Hinzu kommen laut Verwaltung 108 Anträge, weil Wohnungen abgebrochen werden sollen.

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