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Kardinal WoelkiTief in Köln verwurzelt

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Der damalige Weihbischof Woelki im August 2011 im voll besetzten Dom

Der damalige Weihbischof Woelki im August 2011 im voll besetzten Dom

Köln – Er ist acht Jahre alt, da nimmt sein Vater ihn, das älteste der drei Kinder, zum ersten Mal mit zum FC. „Das war noch in der alten Hauptkampfarena. Drüben in der Nordkurve haben wir mitten in der Menschenmasse gestanden“, erzählte Dr. Rainer Maria Woelki 2003, als er in seiner Funktion als Weihbischof eine Loge im Rheinenergie-Stadion segnete. „Er war ganz locker, hat mitgejubelt und mitgelitten, wie alle Fans“, erinnert sich der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma, der damals bei der Segnung dabei war. Die Liebe zum FC ist eine der Wurzeln zu seiner Heimat Köln, die er sich auch als Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im fernen Berlin nicht nehmen ließ. Doch ihn verbindet weit mehr mit der Stadt – hier ist er groß geworden.

Am 18. August 1956 wurde Rainer Maria Woelki, der nun die Nachfolge von Erzbischof Kardinal Meisner antreten soll, in Köln geboren. Seine Eltern waren aus dem ostpreußischen Ermland ins Rheinland geflüchtet. In der Bruder-Klaus-Siedlung in Mülheim bezogen sie im Züricher Weg ein Reihenhäuschen. Hier wuchs auch Pfarrer Franz Meurer auf, der heute die Gemeinden St. Elisabeth (Höhenberg) und St. Theodor (Vingst) betreut. „Er war für mich einer der Kleinen“, erinnert sich Meurer. Sein jüngerer Bruder ging mit dem Nachbarsjungen in eine Klasse.

„Wir wuchsen alle in kleinen Verhältnissen auf“, sagt Meurer. Die Siedlung bot speziell kinderreichen Familien die Möglichkeit, Eigentum zu erwerben. Die Kinder spielten zusammen auf der Straße, die Situation war bei allen zu Hause die gleiche. „Das Geld war immer knapp, Bildung war für uns sehr wichtig“, denkt Meurer an die Zeit zurück. Entsprechend eifrig wurde gelernt. Woelki machte fünf Jahre nach Pfarrer Meurer sein Abitur am Hölderlin-Gymnasium. „Er war damals sehr beim Bund Neudeutschland engagiert“, so Meurer. Die Gemeinschaft wurde 1919 als katholischer demokratischer Schülerverband gegründet, mit dem Ziel, Kirche und Gesellschaft aktiv mitzugestalten.

Gemeinsam wurden von der Pfarre aus Ferienreisen in die Eifel unternommen. Schon der Schüler Woelki war ein langer „Schlaks“ – heute soll er 1,92 Meter groß sein. „Er stieß auf dem Bauernhof in der Eifel immer gegen die Türrahmen“, erinnert sich Meurer. „Ansonsten war er ein ganz normaler Junge. Nie hätte einer von uns gedacht, dass er mal Pfarrer werden würde. Wir dachten immer, er würde sich verloben, er hatte eine feste Freundin“, erzählt Meurer. Stattdessen ging Woelki nach dem Abitur zum Panzerartillerielehrbataillon 95 in Munster, Niedersachsen. Danach begann er sein Theologiestudium. In Woelki als Kölner Erzbischof sieht Meurer eine gute Wahl. „Er guckt von unten nach oben auf die Welt.“ Und beim Fußball, da sitzt er bei den Fans am liebsten mittendrin.

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