Härtere Auflagen, mehr KontrollenPferde dürfen weiterhin im Rosenmontagszug mitgehen

Lesezeit 3 Minuten
Rosenmontag Pferde

Um Pferde im Rosenmontagszug gibt es schon länger eine große Diskussion.

Köln – Reiterkorps und Kutschen werden auch weiterhin im Kölner Rosenmontagszug zu sehen sein. Diese Entscheidung hat das Festkomitee nach der Aufarbeitung des Kutsch-Unfalls im diesjährigen Zug verkündet. Vier Menschen waren dabei verletzt worden. Allerdings sollen zum Schutz der Tiere strengere Auflagen gelten. Ein Überblick.

Neue Auflagen

Beim kommenden Rosenmontagszug gelten zahlreiche neue Anforderungen für Reiterkorps. Die Gesamteinsatzzeit von Pferden darf – einschließlich des Transports – neun Stunden nicht überschreiten. Nach vier Stunden müssen Pausen gewährt werden. Verboten sind ab sofort sogenannte „Pauken“-Pferde. Das heißt: Musiker berittener Kapellen dürfen im Sattel keine Trommeln mehr spielen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Generell sollen Pferde weit entfernt von Kapellen eingesetzt werden. Weil Pferde empfindlich auf schnelle Bewegungen reagieren, sollen nun auch Kamelle-Würfe vom Rücken der Pferde aus in die „Gelassenheits-Prüfung“ aufgenommen werden. Einen solchen Stress-Test muss jedes Pferd vor dem Zug bei der Reiterlichen Vereinigung (FN) absolvieren. Und: Es darf nur Zaumzeug verwendet werden, an das jedes Pferd gewöhnt ist. Zudem soll auf Tribünen die Musik ausgeschaltet werden, sobald ein Reiterkorps vorbeizieht.

Der Kutsch-Unfall

Auslöser für die Debatte über Pferde im Karneval war ein Unfall mit einer Kutsche des Traditionskorps Treuer Husar. Nach bisherigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft wurde eines der beiden Kutschpferde in der Neven-DuMont-Straße beworfen oder beschossen, anschließend war es durchgegangen. Dies war laut Festkomitee vor allem durch die Breite der Straße möglich, denn hierdurch konnte die Kutsche den vorausfahrenden Persiflagewagen überholen und in eine Fußgruppe laufen. Als die Kutsche aus dem Zug geholt werden sollte, sei das Pferd erneut durchgegangen und die Kutsche durchbrach ein Absperrgitter vor einer Lastwagen-Tribüne. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind noch nicht abgeschlossen, das Festkomitee durfte jedoch die Akten einsehen.

Stärkere Kontrollen

Zuletzt hatte das Festkomitee 40 Pferdekontrolleure eingesetzt. 390 Pferde waren Teil des Zugs, davon 240 Reitpferde. Das Veterinäramt der Stadt hatte dieses Jahr bereits die Zahl der Blutproben bei Pferden erhöht. Dieses Jahr seien mehrere Verstöße festgestellt worden – als Konsequenz muss ein Verein nächstes Jahr auf sechs Pferde verzichten. Einige Pferde hatten laut Festkomitee keine Gelassenheits-Prüfung beim Reit-Verband absolviert, sondern eine eigene Prüfung veranstaltet. Bei einem anderen Pferd war ein Berühigungsmittel nachgewiesen worden. Kommendes Jahr sollen zudem Ordner eingesetzt werden, die mit dem Rücken zum Zug stehen und das Publikum beobachten, um Würfe von Gegenständen zu erkennen. „Es scheint ein Sport geworden zu sein, Kamelle auf Zugteilnehmer zurückzuwerfen. Es gibt viele Klagen von unseren Gesellschaften“, sagt Festkomittee-Sprecher Michael Kramp.

Zwei Gutachten

Die Verschärfung der Anforderungen an Pferde und Reiter ist die Folge zweier Gutachten, die das Festkomitee in Auftrag gegeben hatte. Dr. Willa Bohnet von der Tierärztlichen Hochschule Hannover hat die Lage bewertet, zusätzlich ein Jurist. „Die Frage war, wie wir das Stress-Level der Tiere so reduzieren können, dass sie weiter im Zug mitgehen können“, erklärt Zugleiter Alexander Dieper. Das Festkomitee habe sich bewusst eine Expertin gesucht, die als kritisch gilt, was den Einsatz von Pferden bei Umzügen betrifft.

Rundschau abonnieren