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Jüdischer KarnevalsvereinUnbemerkt haben sich 2017 die „Kölsche Kippa Köpp“ gegründet

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Zum Vereinsvorstand gehören Patric Levy (v.l.), Carlos Levy, Aaron Knappstein, Frank Levy und Volker Scholz-Goldenberg. Rosenmontag 1936 (o.r.) wurden Juden im Karneval brüskiert.

Zum Vereinsvorstand gehören Patric Levy (v.l.), Carlos Levy, Aaron Knappstein, Frank Levy und Volker Scholz-Goldenberg. Rosenmontag 1936 (o.r.) wurden Juden im Karneval brüskiert.

Köln – Wie ist der Vereinsname zustande gekommen: Kölsche Kippa Köpp?

Früher gab es den Kleinen Kölner Klub, kurz KKK genannt. Wir wollten die Anfangsbuchstaben gerne behalten, unser Vizepräsident Patric Levy hatte dann die Idee, uns Kölsche Kippa Köpp zu nennen.

Hatten Sie den Gedanken schon länger, einen jüdischen Karnevalsverein zu gründen?

Ich selbst hatte den Gedanken immer mal wieder, doch das ließ dann auch wieder nach. Es gab stets die Unsicherheit, nicht zu wissen, wie viele jüdische Karnevalisten Lust haben, sich persönlich aktiv einzubringen. Letztlich hatte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn an verschiedenen Stellen gebohrt und uns animiert, den Verein, den es vor dem Zweiten Weltkrieg gab, wiederzubeleben. Er kennt die Levy-Brüder von den Blauen Funken, mit ihnen hat er ebenfalls mehrfach gesprochen.

Der Kleine Kölner Klub hatte einst Kostümbälle veranstaltet, bei denen unter anderem die Rote Funken zu Gast waren. Präsident Max Salomon flüchtete schließlich in die USA. Wie wollen Sie an die Historie des Vereins anknüpfen?

Max und Willi Salomon wollten damals keinen jüdischen Karneval feiern und sich separieren. Sie haben gezeigt, dass Jüdinnen und Juden immer im Kölner Karneval aktiv waren. Es standen eben auch nicht nur Juden auf der Bühne. Dies ist auch unser Anliegen. Unser Vorstand ist in vielen anderen Karnevalsvereinen aktiv, bei der Stattgarde, bei der KG Alt-Köllen, nun bringen wir unser karnevalistisches und unser jüdisches Gen zusammen. Wir feiern mittendrin.

Im Jahr 1824 hat der jüdische Geschäftsmann Simon Oppenheim die Prinzessin Venetia verkörpert. Welche jüdischen Karnevalisten gab es sonst?

Einer der bekanntesten Künstler vor dem Zweiten Weltkrieg war Hans-David Tobar, er hat Karnevals-Revuen geschrieben und war ähnlich erfolgreich wie Willi Ostermann. Heute kennt ihn kein Mensch mehr. In der Bütt nannte er sich „Der verdötschte Jüd“ und hat Reden gehalten. Im Jahr 1939 ist er mit seiner Familie nach New York geflohen.Es gab auch noch andere jüdische Künstler.

Gab es jemals einen jüdischen Karneval?

Nein. Es gibt das religiöse Purim-Fest, das durchaus karnevaleske Züge hat. Der Kleine Kölner Klub war ursprünglich ein Kegelverein, aus dem dann ein Karnevalsverein geworden ist. In den 1920er Jahren gab es andere Vereine, die keine Juden mehr aufgenommen haben, vielleicht war dies eine Reaktion darauf.

Traurige Berühmtheit hat ein judenfeindlicher Persiflagewagen erlangt, der 1936 im Rosenmontagszug zu sehen war. An solche Ereignisse wollen Sie bewusst erinnern.

Bei unserem karnevalistischen Frühschoppen in der Synagoge wird der Historiker Marcus Leifeld einen Vortrag halten. Wir wollen dort bewusst keinen Rumtata-Karneval feiern, hierfür eignet sich der Karnevalssonntag gut. Es wird zudem eine Führung durch die Synagoge geben, letztlich geht es ums Kennenlernen, bevor wir nächstes oder übernächstes Jahr vielleicht eine kleine Sitzung veranstalten.

Wie viele Mitglieder haben Sie bislang?

Ein Dutzend.

Für den Elferrat reicht es.

Ja. Und einer reicht die Getränke. Das Ziel ist es auch nicht, einen riesigen Verein zu gründen. Wir wollen wieder sichtbar sein.

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