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Karneval in KölnSchaurig-schöner Geisterzug zog durch Kalk

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Erstmals zog der Kölner Geisterzug an Karnevalssamstag 2018 durch Kalk.

Köln – Noch viele Stunden lang herrscht in ganz Kalk karnevalistischer Ausnahmezustand. Der Geisterzug hatte sich gegen neun Uhr abends aufgelöst, etwa zwei Stunden war der alternative Karnevalsumzug unter dem Motto „Poppe nit kloppe“ durch das Veedel gezogen. Aber noch bis spät in die Nacht feiern die Jecken im Rechtsrheinischen zu selbst gemachter Trommelmusik auf dem Postplatz oder in den verschiedenen Kneipen des Veedels. Im sonst vergleichsweise nicht so jecken Quartier war das ein ungewohnter Anblick.

Aber es musste auch jeden mitreißen, wie die Geister in Buchforst, Kalk und Deutz um die Häuser zogen. Die Jecken trommelten, tanzten und feierten ausgelassen. Wie immer beim Geisterzug ohne Musik aus der Konserve, erlaubt ist nur, was selbst gemacht wird. Kamelle gibt es nicht, schon gar keine streng organisierten Teilnehmergruppen. Stattdessen darf sich jeder einreihen und mitgehen oder stehen bleiben und einkehren, ganz nach Lust und Laune.

Wie zum Beispiel Sid, Katharina und Carola. Tropenforscher, Blumenstrauß und Regenbogen sind sie und alle drei mit kleinen Lichterketten ausgestattet. „Aber wir lernen dazu“, sagt Katharina, „beim nächsten Mal bringen wir auf alle Fälle auch Rasseln mit“. Sie ist zum zweiten Mal beim Geisterzug, für Sid aus den Niederlanden ist es eine Premiere. Er kommt zum Karneval am liebsten nach Köln, denn hier sei es so viel schöner als bei ihm zu Hause.

Ebenfalls sein Karnevals-Debüt feiert Peter aus Australien. Seit Donnerstag ist er mit einem Kumpel im Kneipenkarneval unterwegs. Der Geisterzug ist nun sein erster Umzug und ihn begeistern vor allem die Kostüme. Er lässt den Blick über das jecke Treiben schweifen. „You Germans are crazy“ - ihr Deutschen seid bekloppt, sagt er und es klingt äußerst anerkennend. Umso mehr, da er selbst die Maske des Chaos-Gottes Cthulhu aus den Schauerromanen H.P. Lovecrafts trägt.

Chaotisch im eigentlichen Sinn ging es aber nicht zu. Der ursprüngliche, politische Hintergrund des Geisterzugs als Demonstration schien noch in einigen Plakaten durch – „Et jitt kei Wood für Rheinmetall“ oder „Make Fastelovend, not war“ – im Großen und Ganzen wirkt die Veranstaltung heute aber vor allem wie basisdemokratisches Brauchtum. Dass jeder mitmachen kann ist eine der lediglich sieben Zugregeln. Selbst Unmaskierte waren vereinzelt zu entdecken und wurden akzeptiert.

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