Wegen AbsagenCorona bedroht Existenz von Kölner Karnevalsvereinen

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Symbolbild 

Köln – In vielen Karnevalsvereinen und beim Kölner Festkomitee wird mit Hochdruck an Notfallplänen für die Session gearbeitet. Am Montagabend informierte der Vorstand des Festkomitees die Vereinspräsidenten über die Lage. Die Antworten zu den wichtigsten Fragen:

Warum werden Sitzungen nicht einfach abgesagt?

Weil es um die Existenz von Vereinen und Künstlern geht. „Wer jetzt Veranstaltungen absagt, bleibt auf den Kosten sitzen“, sagt ein Vorstandsmitglied des Festkomitees.

Blick in einen vollen Festsaal zu Karneval 

Blick in einen vollen Festsaal zu Karneval 

Denn in Köln haben die Vereine schon vor mindestens zwei Jahren Sitzungssäle und Künstler gebucht – Verträge sind unterschrieben. Pro Sitzung fallen durchschnittlich Kosten von rund 30 000 Euro an. Das Problem: Das neue Infektionsschutzgesetz schließt ein generelles Verbot von Veranstaltungen aus. Demnach können derzeit weder das Land noch die Stadt den Sitzungskarneval einfach verbieten. Nun hofft das Festkomitee, dass bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz eine Gesetzesänderung auf den Weg gebracht wird.

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Welche Vorkehrungen treffen die Vereine?

Mehrfach hat die karnevalistische Dachorganisation die Mitgliedsvereine aufgefordert, alle geplanten Veranstaltungen beim „Sonderfond des Bundes für Kulturveranstaltungen“ anzumelden. Hier kann eine Erstattung beantragt werden, falls Veranstaltungen komplett abgesagt werden müssen oder Sitzungssäle nicht mit voller Kapazität gefüllt werden dürfen.

Rosenmontagszug

11 Wochen noch, dann ist Rosenmontag. Die Vorbereitungen beim Festkomitee laufen, bereits im November ist mit dem Bau der ersten Persiflagewagen begonnen worden. Auch Tribünen für den rund sieben Kilometer langen Zugweg sind bereits bestellt und bezahlt worden, heißt es.

Viele Vereine haben wegen Lieferengpässen bereits Wurfmaterial für den Zug bestellt. Die Kosten tragen die Vereinsmitglieder, die beim Zug mitgehen und Kamelle werfen.

Für den Zug hat das Festkomitee mehrere Alternativpläne in der Schublade, die bereits für die vergangene Session entwickelt worden waren. Hierzu zählen ein verkürzter Zugweg, ein Zug durch das Rheinenergie-Stadion mit Zuschauern auf den Tribünen sowie das Ausstellen einiger Persiflagewagen auf den großen Plätzen der Innenstadt.

Die Neuauflage eines Miniaturzugs in Zusammenarbeit mit dem Hänneschen-Theater gilt als eher unwahrscheinlich. Entsprechend der Corona-Schutzverordnung soll Rosenmontag unter freiem Himmel stattfinden. (tho)

„Wenn es diese Form der Absicherung nicht gibt, bedeutet das für Vereine den Ruin“, warnt Dr. Joachim Wüst, Vizepräsident des Festkomitees und Finanzexperte. Doch derzeit gehört der Karneval noch nicht zu den zuschussfähigen Veranstaltungen. Auch in diesem Punkt hoffen die Verantwortlichen auf eine Rektion der Politik. Einige Verantwortliche hoffen nun auch auf die Einflussnahme des designierten Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD), dessen Wahlkreis in Köln liegt und der mit der wirtschaftlichen Dimension des Kölner Karnevals vertraut ist.

Warum ist die Kritik am Düsseldorfer Weg so groß?

Der Festausschuss in Düsseldorf hat bereits verkündet, den Karneval in den Mai zu verschieben. Das Unverständnis in Köln ist groß, denn der rheinische Karneval wird seit 2014 im Bundesverzeichnis als immaterielles Kulturerbe aufgelistet. Hierzu gehört die Einhaltung der zeitlichen Grenzen des karnevalistischen Brauchtums. Soll heißen: An Aschermittwoch ist alles vorbei. Dass Düsseldorf von dieser Devise abweicht, schürt Befürchtungen, den Status des Kulturerbes ad absurdum zu führen. Denn nur dieser Titel bietet dem Karneval die Chance, in den Sonderfonds aufgenommen zu werden - anders als Volksfeste.

Welche Probleme ergeben sich für Vereine?

„Wir müssen auf den Ruf des Karnevals achten und möchten erreichen, dass unter sicheren Bedingungen gefeiert werden kann“, sagt beispielsweise Björn Griesemann, Präsident der Blauen Funken. Er kann sich auch Sitzungen in kleinerem Rahmen vorstellen.

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Udo Beyers, Präsident des Vereins „Unger uns“, meint: „Solange das Infektionsgeschehen so hoch ist, wird es schwer zu vermitteln sein, wenn in Köln Karneval gefeiert wird.“ Auch er hält eine schnelle Entscheidung der Politik für erforderlich. Veranstalter und Organisatoren sehen aber auch eine logistische Herausforderung für die Vereine. Wenn Säle nur zur Hälfte gefüllt werden dürften, müsste der Kartenverkauf neu starten. Alle bereits verkauften Tickets wären ungültig, der Verkauf müsste neu organisiert werden. Für ehrenamtlich geführte Vereine sei das kaum zu leisten, so die Befürchtung.

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