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KarnevalSo sehen die Wagen für den Kölner Rosenmontagszug aus

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Ein Motivwagen für den Rosenmontagsumzug zum Thema Trump.

Köln – Bis zum letzten Moment wurde mit der Fertigstellung gewartet, je nach dem wie in Berlin entschieden wurde: „Die große Kollision“ heißt nun der Wagen, dessen Name die eigentliche Persiflage ist. Angela Merkel und Martin Schulz stehen auf dem GroKo-„Spillplatz“ kurz vor dem Zusammenstoß auf der Schaukel.

„Jetzt ist alles fertig. Da fällt mir schon ein Stein vom Herzen“, sagte Alexander Dieper, für den es die erste Session als Zugleiter ist. Gestern stellte er die 25 Mottowagen für den Rosenmontagszug beim „Richtfest“ in der Wagenhalle vor.

Motto findet sich an jedem Wagen

„Wir fanden es wichtig, dass das Motto konsequent umgesetzt wurde“, so Dieper. Und so findet sich das Sessionsmotto „Mer Kölsche danze us der Reih“ an fast allen Wagen wieder, egal ob politisch und gesellschaftskritisch: Nordkoreas Diktator Kim Jong-un tanzt bei „Dirty Dancing“ eine Hebefigur mit einer Atomrakete, US-Präsident Donald Trump ist selbst der „Langsame Walzer“, als alles platt machende Walze.

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Peter Millowitsch hängt bei „Pitters letztem Tanz“ schon mal den Vorhang in seinem Theater ab, Angela Merkel schwoft auf einer Discokugel zu „Staying Alive“. Erstmals bekommt auch der ehemalige Zugleiter, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, eine Verewigung im Zoch: Als eine Art brasilianischer Vortänzer – passenderweise stammt auch seine Lebensgefährtin Katia aus Brasilien – schwingt er mit Tünnes und Schäl die Hüften. Nicht aus Pappe und Draht, aber trotzdem auf einem Wagen, sind Querbeat: Die Brass-Band darf erstmalig auf einem Wagen der Telekom mitfahren und gab in der Wagenhalle gestern schon ein kurzes Ständchen, bei dem ihr Gefährt heftig wackelte.

Auch Umweltthemen hat die hauseigene Kreativabteilung, die „Kritzelköpp“, für Rosenmontag entworfen: Die Biene Maja ist beim „Totentanz“ mit zwei Sensenmännern zu sehen, zwei Eisbären tanzen den „letzten Tango“ im Klimawandel, und Autokonzerne reihen sich zur „Diesel-Polonaise“ auf. Die Debatte zu #metoo wird zur „Schweine-Polka“, Rentner tanzen aus Altersarmut in Feinripp-Unterwäsche an der Stange. Nach der Pfeife der Fußballvereine tanzen im Tutu Neymar, Bale und Drogba im Transfer-Wahnsinn.

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Bei der ersten Vorstellung der Wagen war gestern auch der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly unter den 250 geladenen Gästen. Er bescheinigte den Kölner Kollegen ein „satirisch hohes Niveau“. Den Trump als Dampfwalze könne er sich sogar für den Düsseldorfer Zug vorstellen, so Tilly, und auch den Erdogan-Wagen „Danze nach Recep T.“, auf dem die Touristen am Strand eingesperrt sind. „Bei uns darf es nicht frech genug sein.“ Wenig mutig seien die Kölner beim Thema Kardinal Meissner gewesen – aber dafür sei es ja nun zu spät, sagte Tilly.

Gesegnet wurden die Wagen gestern von Stadtdechant Robert Kleine und Superintendent Rolf Domning. „Es soll ein Tag der Freude, Gastfreundschaft und Begegnung werden“, wünschte sich Kleine – und schloss auch den heiligen Petrus für gutes Wetter in sein Gebet ein.

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