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Kölner DreigestirnDas sind Prinz Michael, Bauer Christoph und Jungfrau Emma

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Das neue Kölner Dreigestirn: Prinz Michael II. (Mitte)  mit Bauer Christoph (r.) und Jungfrau Emma (l.)  von der Nippeser Bürgerwehr.

Köln – Das neue Dreigestirn: Die Nippeser Bürgerwehr fiebert der  Karnevalssession entgegen, die heute eröffnet wird, denn nach 24 Jahren kommen Prinz, Bauer und Jungfrau wieder aus den eigenen Reihen. Die Euphorie ist groß – auch beim Trifolium. Wir stellen Prinz, Bauer und Jungfrau vor.

Zweimol Prinz zo sin . . . 

Michael Gerhold gehörte einst zum Kinderdreigestirn, nun hat er es ins große Trifolium geschafft.

Die E-Mail von Wicky Junggeburth kam kurz nach der Bekanntgabe des designierten Kölner Dreigestirns. Der Ex-Prinz (1993) der Nippeser Bürgerwehr, heute Moderator, Sänger und Karnevalsexperte, hatte eine persönliche Gratulation an Michael Gerhold geschickt, der nun der nächste Prinz des Traditionskorps sein wird. „Er hat angekündigt, es werde eine unvergessliche Zeit. Und er meinte, ich solle mein Ding machen“, erzählt Gerhold.

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Gratulation von Wicky Junggeburth

Trainer sagen solche Sätze gerne zu Jungspunden, bevor sie zum ersten Mal in einem Bundesliga-Stadion auflaufen dürfen. Mit 30 Jahren ist Michael Gerhold einer der jüngsten Prinzen, den es in Köln je gab. Zwischen Bauer und Jungfrau, die locker seine Väter sein könnten, wirkt er immer noch wie der Kinderprinz, der er 1996 schon einmal war. Doch der Eindruck täuscht.

Michael Gerhold weiß sehr genau, was er tut. Sein Patenonkel Manfred Wolff war mehr als 20 Jahre lang Präsident der Nippeser Bürgerwehr. Später übernahm Gerhold dessen Künstleragentur, von der sich unter anderem Bernd Stelter managen lässt. Mit Karneval verdient Gerhold sein Geld. Wenn er nun als Prinz etwa 400 Auftritte abspult, wird sein Vater die Geschäfte der Agentur leiten. „Das geht auch nur, weil die Session so kurz ist“, erklärt er. Schon am 8. Februar ist Weiberfastnacht.

Als Wicky Junggeburth 1993 im Rosenmontagszug Kamelle warf und von den Menschen als singender Prinz (Einmol Prinz zo sin) gefeiert wurde, was es bis dahin nie gegeben hatte, stand Michael Gerhold als junger Page auf dem Wagen. „Er hat mir das Prinzen-Virus eingepflanzt“, sagt Gerhold. Im Kindergarten seien seine Eltern wenige Wochen später einbestellt worden, weil er in der Fastenzeit bestens gelaunt „Einmol Prinz zo sin“ gesungen hatte. Ein paar Jahre später wurde er dann Kinderprinz. Später stand Gerhold oft als Alleinunterhalter am Piano in Foyers oder trat bei Geburtstagen auf, um für Stimmung zu sorgen. „Karnevalslieder gehen im Rheinland immer“, hat er festgestellt.

„Das Dreigestirn ist in seiner Form modern“

Revolutionieren wolle er das Ehrenamt des Prinzen nicht, kündigt er an. „Es gibt keinen Überholungsbedarf, das Dreigestirn ist in seiner Form modern“, sagt Gerhold, glühender Fan des 1. FC Köln. Als er beim Europacup-Auftritt seines Clubs im Emirates-Stadion in London saß, hatten ihn Kölner Fans erkannt und um ein Autogramm gebeten. Als Prinz gehört er zur Prominenz – zumindest bis Aschermittwoch.

Es ist nicht ganz klar, ob die Prinzen-Rolle für ihn nun Stress bedeutet oder eher Entspannung. Während einer Session beginne sein Arbeitstag in der Agentur morgens früh und ende nach Mitternacht, weil er traditionell noch mit den Künstlern telefoniere, um deren Erlebnisse abzufragen. Bei der Bürgerwehr ist er sonst als Literat für den reibungslosen Ablauf der Sitzungen verantwortlich. „Es wird schwer für mich werden, die innere Literaten-Uhr auszublenden“, fürchtet er. Gerhold könnte der erste Prinz werden, der den strengen Prinzen-Führer Rudi Schlott antreiben muss. Unterhaltungswert hätte es.

Ein eingefleischter Nippeser wird Bauer

Christoph Stock ist Metzgermeister, Vater von vier Kindern und designierter Bauer – und im Stadtteil tief verwurzelt.

Bislang hat Christoph Stock (50) in seinem Leben noch keinen Grund gefunden, Nippes länger als für Urlaube zu verlassen. Hier wuchs er auf, hier ging er zur Schule, hier wohnt er und hier arbeitet er. Die Frage, für welche Karnevalsgesellschaft er sich entscheiden könnte, stellte sich für ihn nie. „Dafür bin ich zu ortsverbunden“, sagt Stock. Also wurde er Appelsinefunk.

Auf der Neusser Straße, wo das Herz des Veedels pulsiert, führt Stock eine Metzgerei. Seitdem bekannt ist, dass er der designierte Bauer im Kölner Dreigestirn ist, komme es mitunter zu sehr emotionalen Momenten in seinem Laden. „Kunden kommen rein, nehmen mich in den Arm und sagen: Das ist so schön für Nippes“, berichtet er.

Zustimmung auch von Henriette Reker

Am Karnevalsdienstag kann er die Kamelle stets ins eigene Wohnzimmer pfeffern, denn der Nippeser Zug führt am eigenen Laden vorbei. Den Familienbetrieb hat er von seinem Vater übernommen. Ob er mal einen anderen Berufswunsch hatte? „Wer meinen Vater kennt, weiß: Mein Berufswunsch war vorgegeben“, sagt er so diplomatisch, wie es nur geht.

Ausufernde Gespräche sollen nicht zur Leidenschaft des Bauern gehören. „Er kann zwei Stunden nichts sagen und dann eine unfassbare Pointe raushauen“, meint Michael Gerhold, der angehende Prinz, anerkennend. Christoph Stock ist Familienmensch. Vier Kinder hat er, Kelly (13) und Sidney (15) gehen noch zur Schule, Isabel (24) besucht eine Business School in Bochum, Svenja (28) kümmert sich rund um die Uhr um Tochter Finja (9 Monate). Mit seiner Frau Anja (50) und den jüngsten Kindern wohnt er im Haus seiner Metzgerei.

Am 5. Januar wird das designierte Dreigestirn offiziell im Gürzenich proklamiert – die eigentliche Inthronisierung vollzieht sich jedoch stets beim so genannten Nick-Abend, bei dem die Oberbürgermeisterin per Kopfnicken ihr Einverständnis zur Dreigestirns-Wahl des Festkomitees signalisiert. Das Treffen wurde in der Wohnung von Stocks Eltern abgehalten. „Mein Vater hat sich immer gesorgt, was in der Session aus dem Laden wird. Aber seitdem die Oberbürgermeisterin in seinem Wohnzimmer stand, sind die Bedenken verflogen“, erzählt der designierte Bauer und schmunzelt. Nach Henriette Reker hatte also auch Vater Stock genickt. Mehr Zustimmung geht wohl kaum. 

Erich Ströbel wird Jungfrau Emma des Dreigestirns

Seine Freunde nennen ihn schon jetzt nur noch Emma. Zum Beispiel Jupp Menth, bekannt geworden als kölscher Schutzmann. Er gehörte zu den ersten Gratulanten, nachdem verkündet worden war, dass Erich Ströbel (50) die designierte Jungfrau Emma des Dreigestirns ist. Ströbel hat Jupp Menth jahrelang als Fahrer durch die Session begleitet. Nun wird er selbst gefahren. Er wird Kleid und blonde Zöpfe tragen.

Mit Emma hat alles angefangen. „Ich bin unserem Präsidenten schon vor Jahren auf die Nerven gegangen, weil ich unbedingt ins Dreigestirn wollte“, erzählt Ströbel mit seinem unüberhörbar süddeutschen Dialekt. In Creglingen (Main-Tauber-Kreis) wuchs er auf, den Fasching, wie er dort gefeiert wird, habe er stets für „aufgesetzt und gespielt“ gehalten.

Karneval in Köln „viel lebendiger“

Dann kam er nach Köln und erlebte den Karneval. „Das war viel lebendiger“, sagt er. In der Großen Junkersdorfer KG fungierte er als Literat, er plante die Sitzungsprogramme. „Hier habe ich erstmals wahrgenommen, wie das Dreigestirn in den Saal zieht. Ich habe mich sofort gefragt: Wie schaffe ich das“, erzählt er. Nun hat er zwei Mitstreiter gefunden und sich einen Traum erfüllt.

Wenn es so etwas wie einen Vater dieses Dreigestirns gibt, ist es wohl am ehesten Manfred Wolff, der einstige Präsident der Nippeser Bürgerwehr. „Er hat uns alle zur Bürgerwehr gebracht“, sagt Ströbel, der als Vertriebsmanager für einen Tiernahrungs-Produzenten arbeitet. Früher, als er noch in Süddeutschland lebte, hat er mal Schäferhunde gezüchtet. Inzwischen gehören kochen und backen zu seinen Hobbys.

Dass Erich Ströbel erstmals auf dem Alter Markt Karneval gefeiert hat, ist 17 Jahre her. Wenn am heutigen Samstag die Sessionseröffnung gefeiert wird und Tausende Jecke munter schunkeln, wird er selbst auf der Bühne stehen und erstmals öffentlich mit seinen Freunden als Dreigestirn auftreten. Ein Ziel hat er: „Wir wollen nach jedem Auftritt das Gefühl haben, unser Bestes gegeben zu haben“, bekennt er. 

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