Köln – Mer Kölsche laden uns op - met kölscher Musik, Muttersproch, lecker Kölsch und Fastelovend: Voller Power unterwegs sind nicht nur E-Jecke, lachende Emojis, Tablets und kölsche Ladestationen, die auch ohne Solarenergie funktionieren. Digital, analog – Hauptsach jot! Von Digitalisierung und (Bildungs)-Baustellen bis zur Marsmission: Viel Fantasie beweisen die über 100 Gruppen in den Schull- un Veedelszöch und begeisterten am Sonntag Hunderttausende Zuschauer.
Wenn durch Kölle die Stääne danze, sind nicht nur die Pänz der Montessori-Grundschule wieder los. Die Zöch, ein Walk of Fame mit vielen Stars und Sternchen: Superhelden, Glücksschweine, Leseratten mit ihren Lieblingsbüchern, Engel op Jöck und galaktischen Ideen. Das Sessionsmotto „Uns Sproch es Heimat“ liefert vielen eine Steilvorlage. „Uns Schull es Heimat für alle Pänz“, schreiben sich Kinder der Sankt Nikolausschule auf Narrenkappen und zeigen Flagge für die Vielfalt. „Uns schmeckt der kölsche Dialekt“ beweisen süße Kamelle der Förderschule Thymianweg. „Uns Kölle, uns Schull, uns Paradies“: Das Ursulinen-Gymnasium schickt rote Herzen als Liebeserklärung durch die Stadt. Mit Scrabble-Spielen und Buchstaben-Salat machen sich die „IGIS“-Gesamtschüler einen Reim aufs Motto. „Wenn mer uns zesamme donn, künne mer jede Sproch verstonn.“
Wetterkapriolen mit Regenschauern und grauen Wolken
Uns Sproch es Musik: Viel Samba, decke Trumms und Fastelovends-Hits heizen den Zuschauern ein – bei Wetterkapriolen mit Regenschauern und grauen Wolken. „Cool liere, heiß fiere“, das können nicht nur die FWG-Schüler, die sich trotz zeitweise kaputter Heizung das Feiern nicht vermiesen lassen. „Mer schaffe dat, mer stemme dat“: Starker Auftritt der Gewichtheber vom Rhein-Gymnasium, die trotz Herausforderungen wie der Rückkehr zu G9 oder Inklusion zuversichtlich sind. Als blühende Container demonstrieren die Königin-Luise-Gymnasiasten fantasievoll dafür, dass das ganze „Jrön“ im Schulgarten trotz Sanierung üvverlevve soll. Das Roulette beim Schulwahl-Verfahren nimmt das „Casino Royal“ (Gymnasium Schaurtestraße) aufs Korn.
Als beste Fußgruppe wurde mit knappem Vorsprung der Stammtisch Kölsche Sonnenkinder (287 Punkte) vor dem Stammtisch Ratteköpp (284) gewählt. Auf dem dritten Platz landete der Stammdesch Südtstadtjecke (277), gefolgt vom Stammdesch Kölsche Klüngel e. V. vun 1999 (274) und den Junge un Mädcher vum Erbhof von 1966 (258). Auf den Plätzen sechs bis zehn landeten: die Vringsveedeler Pänz (253), die Kölsche Fründe vun 1995 (252), der Stammdesch Veedels Jemös (251), die Katholische Jugend rund um den Chlodwigplatz (250) und die Cologne Alliance Gesellschaft zur Förderung der Städtepartnerschaft (244).
Erst nach einer Stichwahl setzen sich die Jecke Örhcher als beste Wagengruppe vor der Initiative „Pulse of Europe“ (beide 210 Punkte) durch. Auf den dritten Platz schafften es die Spillmannsgasser Junge e. V. (208), gefolgt von den Fidele Höhenberger (185), Fröbel Bildung und Erziehung GmbH (175) und dem Stammdesch Löstige Kalker (90).
Das Festkomitee kürte die „Katholische Jugend rund um den Chlodwigoplatz“ mit dem Originalitätspreis. Alle drei Sieger dürfen beim Rosenmontagszug teilnehmen.
Das Wurfmaterial für die Sieger stellten Prinzen-Garde, Ehrengarde und Rote Funken sowie zwei private Spender zur Verfügung. (tho)
Aufwendig: Das Heinrich-Mann-Gymnasium setzt sich als Rheinlauf in Szene, mit markanten Hinguckern wie Kranhäusern, Brücken: „He jehörn mir Kölsche hin!“ Plastikfreie Meere wünschen sich umweltbewusste Fische der Heinrich-Böll-Gesamtschule.
Keine Liebesschlösser mehr!
Wenn’s nach den Jecken aus den Veedeln geht, wird demnächst auch auf dem Mars Karneval gefeiert: Gleich drei Gruppen wollten die fröhliche und offene Art der Kölner ins Weltall exportieren – und die Kölsche Fründe vergessen dabei auch nicht den Kölsch-Vorrat, der ihnen statt Sauerstoff-Flaschen auf dem Rücken hängt.
Es grünt und blüht: Rundschau-Redakteur Jens Meifert und Sohn (l.) werfen Strüssjer fürs „Humboldt“, die Jecke in Rosa für die Kölsche Klüngel.
Zu Hause, in Köln, liegt so manches im Argen: Baustellen, Wohnungsnot, die Oper – da sind nicht nur die Heinzelmännchen der löstigen Reechterinne gefragt, sondern die Schnieke-Funke lassen sogar die Wasserspeier vom Dom herabsteigen, um’s zu richten. Und die Bahn droht doch tatsächlich damit, die Liebesschlösser von der Hohenzollernbrücke zu entfernen: Der Stammdesch Kölsche Sonnekinder baut einfach neue Liebesschlösser, und die passende Brücke gleich dazu. Aber: „Schwamm drüber!“, meint die Katholische Jugend vom Chlodwigplatz durchaus kritisch und präsentiert Tafeln, auf denen die Probleme einfach weggewischt werden: Ob Pöstchengeschacher oder FC in der 2. Liga – in Köln läuft alles weiter wie immer.
Viele der 52 Veedelsgruppen feiern aber auch ihre Stadt und zeigen immer wieder, was sie auszeichnet: den Dom natürlich, aber auch den Rheinauhafen, den WDR und Ford hat der Och Jeck e.V. in Kostüme verwandelt. Der Stammdesch Südstadtjecke huldigt jedem einzelnen Veedel mit liebevollen Details: Für Kalk zum Beispiel steht das Odysseum mit der WDR-Maus. In alle 24 Partnerstädte Kölns in der ganzen Welt zeigen die Wegweiser von Collogne Alliance, der Dachorganisation der Partnerstädte.
Und während der Stammdesch Löstige Kalker in seinem 41. Jahr mangels Beteiligung zum letzten Mal mitmacht– acht tapfere Mitglieder fahren noch hinten auf dem Wagen mit – und die Fidele Höhenberger sogar einen Jecken zu Grabe tragen , feiern viele Teilnehmer auch einfach den Karneval an sich: Lustig wackeln zum Beispiel hoch über den Köpfen die bunten Kamelle, die der Stammdesch Kölsche Klüngel auf seinen farbenfrohen Kostümen trägt.
Unser Veedel heißt Europa! Pulse of Europe zeigt im Veedelszoch zum ersten Mal Flagge für die EU.
