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Rosenmontag in KölnEtwa 250.000 bei Friedensdemo – „Sach Putin, er soll heimjon“

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Rosenmontag '22 Köln: Die Kölner Innenstadt ist voll mit Demonstranten für den Frieden.

Mit einer Kundgebung auf dem Chlodwigplatz hat am heutigen Rosenmontag in Köln um 10 Uhr eine Friedensdemonstration begonnen, um ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen. Mit Blick auf die Ereignisse hatte das Festkomitee das ursprünglich geplante Rosenmontagsfest im Rheinenergiestadion mit anschließendem „Zoch“ abgesagt und sich stattdessen für eine Friedenszug durch die Stadt entschieden. 

Die 4,5 Kilometer lange Zugroute führte vom Chlodwigplatz über die Severinstraße, den Neumarkt, den Rudolfplatz und die Ringe Richtung Mohrenstraße.

Am Ende nahm eine überwältigende Menge an Kölnern am Rosenmontagszug für den Frieden teil.

Alles zum Thema Henriette Reker

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Polizei nennt Teilnehmerzahl mit 250.000 Menschen

Die vom Festkomitee Kölner Karneval am Rosenmontag angemeldete Demonstration ist mit in der Spitze 250.000 Menschen ohne Zwischenfälle durch die Kölner Innenstadt gezogen, wie die Polizei nach Ende der Demo mitteilt. 

Unsere Impressionen in Bildern

Die Rosenmontags-Friedensdemo ist beendet. Die Polizei forderte die Teilnehmer um 16 Uhr auf, sich in unterschiedlichen Richtungen zu entfernen. Die Stimmung war friedlich und ein Zeichen wurde gesetzt: Ganz Köln steht zusammen und gegen den Krieg in der Ukraine. Wir zeigen hier noch einmal die Bilder des Tages in einem Überblick.

Von Stille bis Samba ist alles dabei

15.00 Uhr: Die Stimmung auf der 4,8 Kilometer langen Strecke zwischen Chlodwigplatz und Mohrenstraße könnte wechselhafter kaum sein. An der einen Stelle herrscht komplette Stille, ein paar Meter weiter Frohsinn, wie er bei normalen Rosenmontagszug üblich ist. Am Rudolfplatz trommelt eine Samba-Gruppe auf ihren Bongos. Rund herum schwingen die Menschen die Hüften. Doch auch die Trommler senden damit ihre Botschaften. "Make Fastelovend. Not War" steht auf ihren Instrumenten. 

Singende Demonstranten: „Sach dem Putin er soll heimjon“

14.44 Uhr: Auf der Cäcilienstraße Richtung Neumarkt haben sich ein paar Demonstrierende in die Sonne gesetzt. Aber nur um eine kleine Pause zu machen. Dann geht es weiter. Friedlich bewegt sich die Menschenmasse durch die Stadt. Die einen ganz ruhig, die anderen mit Trommelbegleitung oder Gesang. „Sach dem putin er soll heimjon“, wird in einem der Lieder gesungen. 

Chlodwigplatz leert sich nur langsam

13.54 Uhr: Das Festkomitee hatte wohl nicht damit gerechnet, dass der Chlodwigplatz sich so langsam leeren würde. Die Playlist wiederholt sich bereits zum dritten Mal. Noch immer stehen Menschen auf dem Kreisverkehr Richtung Bonner Straße. "Wir haben ja Zeit", sagt Tobias Münker aus Engelskirchen. "Wenn wir heute Abend ankommen, wollen wir wieder zurück in die Südstadt und da noch ein bisschen durch die Kneipen ziehen."

Mindestens 150.000 bei Kölner Friedensdemo

13.30 Uhr: An der Friedensdemonstration am Rosenmontag in Köln haben sich bis zum Mittag mindestens 150.000 Menschen beteiligt. Das sagte der Sprecher des Festkomitees Kölner Karneval, Michael Kramp, am frühen Nachmittag im WDR Fernsehen unter Berufung auf die Polizei. „Es strömen immer noch von den Seitenstraßen Menschen hinzu.“ Es könne daher sein, dass die Zahl am Montagabend noch höher liege. „Aber Zwischenstand ist 150.000. Das ist Wahnsinn“, so der Sprecher.

Blaue Funken nicht mehr an der Spitze unterwegs

12.50 Uhr: Zehntausende Menschen ziehen meist schweigend durch Köln. Die offizielle Zugspitze mit Blauen Funken, Festkomitee und dem Wagen, der die aufgespießte Friedenstaube zeigt, führt den Friedensmarsch längst nicht mehr an.

Tausende Teilnehmer haben sich davor eingereiht. Auf dem Neumarkt stehen fünf Persiflagewagen, die hier bis Dienstagmittag zu sehen sein werden. Beliebtestes Fotomotiv ist der Wagen, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin persifliert. 

Der Friedenszug kommt, aber er rollt langsam – „Gänsehautstimmung“

12.45 Uhr: Weil immer mehr Menschen aus allen Richtungen zum Zug dazustoßen, geht es nur langsam voran. Der Chlodwigplatz ist noch voll, auch auf der Bonner Straße stehen Tausende Demonstranten und warten darauf, dass es losgeht. Die Stimmung ist aber gut, auch weil das Wetter bisher mitspielt. Aus den Boxen erklingen das Veedelslied und der "Stammbaum"  von den Bläck Fööss. Die Menschen auf dem Chlodwigplatz singen und schunkeln. "Gänsehaut-Stimmung", findet einer von ihnen. 

Zehntausende Menschen sind in Bewegung

12.30 Uhr: Auch hier am Rudolfplatz sind zahlreiche Menschen unterwegs, um gegen den Krieg in der Ukraine zu demonstrieren.

Inzwischen hat der Friedenszug den Neumarkt erreicht und kommt weiterhin eher langsam voran. Am Neumarkt hatten bereits hunderte weitere Menschen gewartet, die sich nun einreihen - ebenso wie am gesamten Zugweg.

Zug kommt kaum voran –  Seitenstraßen auch voll von Menschen

12 Uhr: Immer mehr Menschen schließen sich dem Friedensmarsch an, die Traditionskorps und Karnevslisten, die vorweg gehen sollten, kommen kaum von der Stelle. Mit Schätzungen zur Teilnehmerzahl hält sich die Polizei zurück. Von mehreren Zehntausend Menschen ist die Rede. In den Seitenstraßen rund um die Severinstorburg stehen ebenfalls Tausende Menschen, die sich dem Zug anschließen möchten. Zeitweise herrscht Stillstand am Chlodwigplatz. Per Durchsage wird um Geduld gebeten.

Friedensdemo setzt sich in Bewegung

11.24 Uhr: Der Friedensmarsch hat sich in Bewegung gesetzt. Weil auf der Severinstraße und in den Seitenstraßen schon viele Menschen bereitstanden, löst sich die Menschenmenge auf dem Chlodwigplatz nur langsam auf. 

11 Uhr: „Für uns ist es unglaublich wichtig heute hier zu sein aus Solidarität“, sagt Anna-Sophia Sahm, Tanzmariechen der Ehrengarde. „Der Karneval ist schon immer ein Bindeglied zwischen allen Nationen, jung und alt und allen Religionen gewesen. Gerade heute am Rosenmontag ist es wichtig zu zeigen, was der Karneval bedeutet: Frieden, zusammen in Ruhe gemeinsam mit Respekt zu feiern. Und wir denken dabei natürlich an die ganzen Menschen in der Ukraine und auch an die Ukrainer, die hier in Deutschland leben und hier in unserer Stadt und möchten ihnen einfach ein Zeichen senden, dass die hier nicht alleine sind. Auch wenn es sich für manche gerade vielleicht so anfühlt.“

Henriette Reker hält Ansprache: „Wahrlich nicht nach feiern zumute“

10.30 Uhr: „Mit ist wahrlich nicht nach Feiern zumute“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei einer Rede während des Auftakts für die Friedensdemo. Der Karneval habe aber immer Halt gegeben. „Der Karneval ist ein Lebensgefühl über Grenzen hinweg“. Er verbinde und stehe für Frieden und frei Meinungsäußerung.

Dieser Protest sei ein großartiges Symbol des Festkomitees. Man werde in Köln alles tun, um den Menschen zu helfen. „Wir geben nicht auf, was wir aufgebaut haben. Der Hass hat keinen Platz in unserer Mitte.“ Reker äußert Respekt für russische Bürger, die trotz der Angst vor Repressalien auf die Straße gehen. Lang anhaltender Applaus.

In ihrer Ansprache betonte Oberbürgermeisterin Henriette Reker zudem die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und die Bedeutung des Friedens. „Europa hat sich 70 Jahre um den Frieden verdient gemacht. Das geben wir nicht auf", so Reker. Zudem zollte sie ihre „Bewunderung für alle Russinnen und Russen, die seit Freitag auf die Straßen ihres Landes gehen“.

Brings spielen zum Auftakt – Chlodwigplatz ist rappelvoll

10.24 Uhr: Zum Auftakt der Friedensdemo ist der Chlodwigplatz schon rappelvoll, wie dieses Video eindrucksvoll zeigt. Die Polizei im Vorfeld gesagt, dass sie mit 30.000 Leuten rechnet.

Wolfgang Niedecken und Bläck Fööss bei Friedensdemo dabei

10.05 Uhr: Wolfgang Niedecken ist mit seiner Frau Tina da. „Es ist eine unglaublich charmante Idee, den höchsten kölschen Feiertag umzuwidmen zu einer Friedendsdemo. Ich denke, dass die Leute das heute sehr ernst nehmen.“ Mann müsse den Tag mit Würde begehen. „Das System Putin hat die Ukraine angegriffen, nicht das Land Russland.“ Bilder wie heute und aus Berlin werden den Leuten Kraft geben.

„Es ist wie 1991“, sagt Bömmel Lückerath von den Bläck Fööss. Auch damals war der Zoch ausgefallen.“ „Die Bedrohung ist dieses Mal viel näher.“ von den Fööss gehen auch Pit Hupperten und Christoph Granderath mit.

„Will, dass die Menschen in der Ukraine nicht mehr leiden“

09.55 Uhr: Moritz (rechts) ist mit seiner Familie auf den Chlodwigplatz gekommen. „Er hat uns dazu überredet, heute mit dabei zu sein“, sagt seine Mutter. „Ich will einfach, dass die Menschen in der Ukraine nicht mehr leiden müssen“, sagt Moritz. „Ich finde es gut, dass hier so viele Leute gekommen sind.“

Sonderwagen zeigt aufgespießte Friedenstaube

09.44 Uhr: Eine halbe Stunde vor dem geplantem Beginn des Demozuges füllt sich der Chlodwigplatz immer mehr. Die Blauen Funken werden den Zug anführen. Der Persiflage-Sonderwagen des Festkomitees zeigt eine Friedenstaube, aufgespießt auf einer blutgetränkten russischen Fahne. Entworfen wurde der Wagen von Werner Blum und seiner Frau Halila Öabusga.

Das Künstlerpaar hat schon zahlreiche Wagen für die Rosenmontagszüge in der Stadt gebaut und in den vergangenen Tagen an diesem besonderen Auftrag des Festkomitees, einem Wagen, der den Angriff Russlands auf die Ukraine thematisiert, gearbeitet. Der Wagen bildet die Spitze des Friedensmarsches. „Dies war die wichtigste und emotionalste Arbeit“, sagte Werner Blum der Rundschau.

Auch in den sozialen Netzwerken zeigte das Paar den Wagen. Die Fotos haben die Künstler mit einer persönlichen Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin versehen. „Sehr geehrter Herr Putin, schauen Sie sich das genau an. Das haben Sie zu verantworten!“, schreiben Blum und Labusga.

09.24 Uhr: Musiker Peter Brings ist einer der Redner bei der Auftaktkundgebung. „Das ist der wichtigste Rosenmontagszug, seit ich auf der Welt bin“, sagte Brings vorab der Rundschau. Und: „Das Allerwichtigste für uns Karnevalisten ist es, Flagge zu zeigen und ein politisches Bewusstsein erkennen zu lassen“. Derzeit sind Tausende Menschen auf dem Weg in die Stadt.

08.46 Uhr: Vor dem Zug am Rosenmontag wurde, um Solidarität mit der Ukraine zu bekunden, am Sonntagabend das Rheinenenergiestadion in blau-gelb beleuchtet.

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