Kasalla-Konzert in KölnAutos wackeln zu „Kumm mer lääve“

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Kasalla gewöhnt sich langsam daran, „vor Karren zu spielen“.

Kasalla gewöhnt sich langsam daran, „vor Karren zu spielen“.

Köln – Fast 36.000 Karten hatten Kasalla Anfang März für ihr Konzert im RheinEnergieStadion am 13. Juni verkauft. Doch dann wütete das Coronavirus und vermasselte die große Open-Air-Sause. „Jetzt sind wir froh, dass wir überhaupt wieder auf der Bühne stehen können. Besser als nix“, sagte Sänger Bastian Campmann. „Et jitt Car-Salla“ lautet der Titel der Tour, mit der die Formation seit Wochen durch die Autokinos der Region tingelt – und trotz der Einschränkungen überall Begeisterung auslöst.

So auch beim ersten ihrer fünf ausverkauften Konzerte am Samstagabend im Autokino Ehrenfeld, dessen Parkplatz mit 230 Wagen komplett besetzt war. Wie bereits bei den beiden Konzerten der Bläck Fööss feierten die Besucher in ihren Blechkarossen mit bemerkenswerter Kreativität gegen Lagerkoller und Virus-Frust – keine Spur von trister „Carantäne“.

Zu „Kumm mer lääve“ ließen sie ihre Autos wackeln und bei „Immer noch do“ und „Alle su Yeah“ wedelten sie mit gelben und roten Warnwesten aus den Seitenfenstern. Applaudiert wurde senkrecht mit gestreckten Händen durch das offene Schiebedach, sowie mit Lichthupe und Warnblinkanlage.

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„APP“ und „LAUS“ stand auf den weißen Blättern, die Max und seine Mutter aus den Fenstern hielten. Der Sechsjährige aus Junkersdorf war beim Auftritt seiner Idole aus dem Häuschen: „Wenn ich groß bin, will ich auch Kasalla sein.“

Ilka und Jörg Heinen hatten die Motorhaube ihres Familien-SUVs mit einer selbst genähten Kasalla-Piratenflagge abgedeckt, auf deren Totenkopf eine rote Pappnase blinkte. „Wir hätten schon lieber im Stadion abgerockt. Allein wegen der Bewegungsfreiheit. Aber das Konzert hier im Autokino ist auch ganz prima. Auf jeden Fall eine interessante Erfahrung“, meinten die Fans aus Lövenich.

Auch Julia und Louisa hatten Tickets für das Stadionkonzert im Juni. „Aber das ist keine schlechte Alternative. Hauptsache, unsere Jungs treten auf“, meinten die Freundinnen aus dem Bilderstöckchen, die ihr Wagendach mit elf gelben, grünen und blauen Luftballons dekoriert hatten. Ihren roten Mundschutz mit einer weißen „1“ hatten sie selbst genäht.

Ein Bezug zum Kasalla-Hit „Mer sin Eins“, den die Band als letztes ihrer 19 Lieder spielte. Dabei reckte Frontmann Campmann die Zeigefinger aneinander liegend hoch: Die „1“ als Botschaft für Zusammenhalt und Solidarität in einer herausfordernden Zeit.

„Es ist anfangs, schon schräg, vor Karren zu spielen. Aber dann nimmt man die Menschen im Auto immer mehr wahr. Es ist auf jeden Fall eine spannende Erfahrung. Die Leute waren kreativ und diszipliniert. Gut, dass nicht gehupt werden durfte. Ein Hupkonzert hatten wir in Kaarst. Das war schon nervig. Hupen ist wie Brüllen“, sagte Campmann.

Nach dem Konzert sammelte Kasalla für ihre Kollegen wie Bläser und Streicher, die sonst mit der Band auf der Bühne stehen, und die von der Krise besonders hart betroffen sind.

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