Kein Ende in SichtDebatte um Zukunft des Odysseum geht weiter

Lesezeit 4 Minuten
Lego-Dinosaurier anschauen und bauen: Am Donnerstag hat die neue Ausstellung im Odysseum eröffnet.

Lego-Dinosaurier anschauen und bauen: Am Donnerstag hat die neue Ausstellung im Odysseum eröffnet.

  • Das Odysseum wurde vor zehn Jahren eröffnet um Kinder spielerisch für Wissenschaft zu begeistern.
  • Doch der Betrieb schreibt schwarze Zahlen , bleibt er weiterhin tragbar?
  • Die Politik ringt seit sechs Monaten – ab jetzt im Schulausschuss.

Der Kölner Rat hat bei seiner vergangenen Sitzung wieder nicht darüber entschieden, wie er sich die Zukunft des Odysseums vorstellt. Das Thema wurde kurzerhand von der Tagesordnung genommen und in den Schulausschuss verwiesen.

„Wir verstehen nicht, dass es keine Entscheidung gibt“, sagt Explorado-Geschäftsführer Andreas Waschk. „Wir haben der Stadt und der Stiftung ein Konzept vorgelegt, wie man sinnvoll weitermachen kann in den nächsten 20 Jahren.“ Die Explorado Group GmbH betreibt das Odysseum im Auftrag der Stiftung Wissen der Sparkasse Köln Bonn seit einigen Jahren.

„Andere Herausforderungen beim Lernen als früher“

Das Abenteuermuseum in Kalk hat unterdessen die nächste Sonderausstellung eröffnet. Bis zum Ende der Weihnachtsferien sind mehr als 50 Dinosaurier aus Lego-Steinen zu sehen, dazu kann frei gebaut werden. Am ersten Tag waren 2000 Besucher im Haus: „Die Eröffnung der Ausstellung ist extrem gelungen“, erklärt Waschk. Die Explorado Group gilt auch seit längerem als Interessent, sollte die Stiftung das Odysseum abstoßen wollen. Das Kindermuseum Duisburg steht ebenfalls unter der Regie von Explorado (siehe Kasten).

So machen es andere Wissenschaftszentren

Das Kindermuseum Duisburg

wird wie das Odysseum von der Explorado Group betrieben. Es „finanziert sich zu 100 Prozent selbst und erhält keinerlei finanziellen Mittel aus der öffentlichen Hand“, heißt es auf der Webseite des Museums. Der Förderverein Kind und Kultur Duisburg e.V. unterstützt das Kindermuseum, er wurde von Mitarbeitern gegründet und wird auch von ihnen verwaltet. Über den Verein können Unterstützer gewonnen werden. Das Duisburger Museum hat pro Jahr etwa 100 000 Besucher.

Das Futurium in Berlin beschäftigt sich seit September mit der Frage, wie die Zukunft der Menschen aussehen soll. Das moderne Gebäude entstand mitten im Regierungsviertel. Das Budget von etwa 18 Millionen jährlich trägt überwiegend das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Der Eintritt ist bis mindestens Ende 2022 frei.

Das Phaeno in Wolfsburg bietet eine Experimentierlandschaft mit 350 Phänomenen zu den Themen Energie, Spiegel, Sehen oder Leben. Das Phaeno ist „eine Initiative der Stadt Wolfsburg“, zu den Partnern des 2005 eröffneten Hauses zählen VW, die Sparkasse und das niedersächsische Kultusministerium. (kl)

Dass sich etwas ändern muss, dass die Dauerausstellung in die Jahre gekommen ist – darüber herrscht Einigkeit. 2013 war bereits eine Neuausrichtung erfolgt, nachdem die Zahlen hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren. Seitdem werden parallel zur Dauerausstellung mit Sonderaktionen Besucher angezogen. Zwischen 160 000 und 200 000 kommen jährlich ins Odysseum. „Es gibt andere Herausforderungen beim Lernen als früher“, bestätigt Waschk.

Wie soll das Engagement aussehen?

Kinder wollten nicht nur gucken, sondern selbst ausprobieren. Dazu gehörten Bewegungsangebote: „Man kann keine langwierigen Curricula aufbauen.“ Derzeit läuft der Betrieb unverändert weiter. Führungen, Aktionen, Ferienprogramme, werden vorbereitet und durchgeführt. Aber: „Es wird für uns zunehmend schwieriger“, sagt Museumsdirektorin Gonca Mucuk. „Wir würden uns freuen, wenn wir wüssten, wie es weitergeht.“ Anfang Juli hat der Rat einen Dringlichkeitsantrag der SPD zurückgestellt, ebenso Ende August. Änderungsanträge der Freien Wähler und der Linken kamen hinzu. Ende September hielt die Mehrheit von CDU, Grünen und FDP dann den Schulausschuss, der sich am Montag trifft, für das geeignete Gremium.

Das könnte Sie auch interessieren:

Konkret geht es um die Frage, ob und wenn ja wie sich die Stadt für den Erhalt des Odysseums als außerschulischem Lernort engagiert. Die CDU hatte wegen anderer kostenintensiver Großprojekte im Prinzip schon im Juli abgewunken. Die Grünen sahen statt der Stadt die Stiftung Wissen der Sparkasse Köln Bonn in der Pflicht. Die Entscheidung im Rat blieb trotzdem aus.

Eröffnung vor zehn Jahren als Geschenk an die Stadt

Der Stiftung als Eigentümerin entsteht durch den Betrieb ein Defizit, das durch die Sparkasse ausgeglichen wird. 2018 soll es sich um etwa zwei Millionen Euro gehandelt haben. Bis 2024 ist dem Vernehmen nach die Sparkasse noch in der Pflicht. Das Odysseum wurde vor zehn Jahren eröffnet, als Geschenk der Sparkasse, um Kinder spielerisch für Wissenschaft zu begeistern.

„Wir werden zügig und offen in die Gespräche mit dem Schulausschuss einsteigen“, teilt die Stiftung diplomatisch mit. Und: „Mit Blick auf mögliche Zukunftskonzepte und deren zeitliche Implikationen werden wir auch die Gespräche mit unserem Betreiber und potenziellen Investoren weiterführen.“ Theoretisch könnte die Stiftung ohne eine politische Willenserklärung Fakten schaffen.

Im März war das Stiftungskuratorium über die finanzielle Situation informiert worden. Gleichzeitig wurde das Konzept für die Dauerausstellung vorgelegt, mit mehr Spiel- und Bewegungsangeboten. Das rief die Politik auf den Plan. „Wir wollen das Odysseum als Bildungseinrichtung in Kalk erhalten“, konterte Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD). Das war vor mehr als sechs Monaten.

Rundschau abonnieren