Keine Einlasskontrollen im Kölner CinedomWer „schwarz“ sieht muss 60 Euro zahlen

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Köln – Schwarzfahren kostet 60 Euro, das ist bekannt. Schwarzsehen auch – zumindest im Cinedom. Und damit nicht genug der Parallelen: Wie in der U-Bahn wird dort beim Einlass nicht mehr kontrolliert.

Vor den 14 Kinosälen im Multiplex-Kino im Mediapark steht kein Kartenabreißer mehr und auch niemand mit Scanner für QR-Codes. „Die Mitarbeiter können an anderer Stelle effizienter eingesetzt werden“, begründet das Unternehmen.

Kontrolliert wird mit einer Kamera: Die nimmt während des Filmes ein Standbild vom Kinosaal auf, die dort besetzten Plätze werden mit den laut Computer verkauften Plätzen abgeglichen. Wer auffällt, weil er falsch sitzt, muss sein Ticket zeigen. Hat er keins, kostet das 60 Euro.

Online-Kauf mit Kundenservice

Das käme aber äußerst selten vor, heißt es. Stattdessen betont das Unternehmen den Service für die Kunden: Wer die Karte online zu Hause oder von unterwegs kauft, muss nur den Ausdruck oder die digitale Buchungsbestätigung dabei haben und kann direkt zu seinem Platz gehen. Anstehen an der Kasse, um sich die gekauften Karten ausdrucken zu lassen, ist nicht mehr nötig. Dementsprechend sind die Kassen – an denen auch immer noch Karten vor Ort gekauft werden können – im Foyer in den Hintergrund gerückt.

Mit seinem Verzicht auf Kartenkontrollen verblüfft das Cinedom die Kölner Kinowelt. Auch wenn das Verfahren des Videoabgleichs nicht allen unbekannt ist: Im Rex am Ring wird es seit der Wiedereröffnung 2017 genutzt, um auf Personal vor den einzelnen Sälen zu verzichten. Aber dort müssen sich die Besucher ihre online gekauften Karten noch an der Kasse abholen.

Erkennung über Kamera

Über die Kamera im Saal sehen die Mitarbeiter, wenn jemand auf einem nicht verkauften Platz sitzt. Das komme vor, aber nicht regelmäßig. „Manchmal sitzen die Leute auch einfach falsch“, sagt Mitarbeiter André Klausz. Dann werden sie freundlich darauf aufmerksam gemacht. Sollten sie sich jedoch ohne Ticket eingeschlichen haben, gibt es Hausverbot. Den Datenschutz sieht Klausz durch die Videokamera nicht verletzt: „Die Gesichter sind verpixelt. Es wird auch nichts gespeichert.“

„Da hätte ich keinen Spaß dran“, sagt Martina Borck, Geschäftsführerin vom Cinenova. Sie schätzt den direkten Kontakt zum Publikum, der sich beim Einlass in den Saal ergebe. Dort steht im Cinenova jemand, der die Kinokarten scannt – egal, ob sie online oder an der Kasse gekauft wurden.

Kim Koch, Geschäftsführer des Cineplex-Verbundes, fragt verwundert, wie denn bei einem Verzicht auf Kontrolleure der Jugendschutz gewährleistet sei. „Wir lassen nur Leute ’rein, die A: eine Karte und B: das richtige Alter haben“, stellt er fest. Der Jugendschutz sei auch im Cinedom gesichert, sagt eine Sprecherin. Bei Filmen ab 6, 12, 16 und 18 stehe noch jemand vor dem Kinosaal und achte auf das richtige Alter der Besucher. Aber eine Karte will auch der nicht sehen – dann eher noch den Ausweis.

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