Keine ErlaubnisDie Bergung der E-Scooter aus dem Rhein wird zur Farce

Lesezeit 4 Minuten
schiff

„Doris“ wäre zur Bergung bereit gewesen. 

Köln – Die „Doris“ stand am Deutzer Rheinufer bereit. Die Aussicht auf den Dom konnte an diesem Vormittag nicht besser sein. Aber die Aussicht, dass endlich die massenhaft im Rhein liegenden E-Scooter herausgeholt werden, schwindet zunehmend.

Die für Montag geplante Bergung musste erneut verschoben werden. Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes lag keine Erlaubnis für die Aktion vor. „Es wurde versäumt eine Genehmigung einzuholen und uns vorzulegen“, sagte Markus Neumann, Leiter des Außenbezirkes Köln der Wasserbehörde. Bereits mehrfach wurde die Bergung verschoben. Die Verantwortlichen der Betreiberfirmen der E-Scooter hätten genau gewusst, dass noch Papiere vorgelegt werden müssen, „aber es geschieht nicht“. Wie zu erfahren war, stoppte die Wasserschutzpolizei die Aktion am Montag.

Auflagen

Eine ganze Reihe von Auflagen hat die Stadt Köln bereits mit den E-Scooter-Verleihern aufgrund der zahlreichen Probleme mit den Gefährten ausgehandelt. Sieben Verleiher sind in Köln unterwegs. Ihre Flotte von insgesamt 7000 Rollern in der Innenstadt wurde auf 4500 Fahrzeuge reduziert.

In der Altstadt dürfen die Scooter nur noch in vorgeschriebenen Zonen abgestellt werden. Andernorts ist die Abmeldung für die Ausleiher nicht mehr möglich. Angewandt wird dieses Prinzip mittlerweile auch auf den Ringen zwischen Friesen- und Rudolfplatz sowie im Bereich des Zülpicher Platzes und des Belgischen Viertels. Zudem: Von Freitagabend bis Sonntagmorgen dürfen die Verleiher in diesen Bereichen keine Roller mehr aufstellen. Generell dürfen die Elektroroller nicht mehr in direkter Nähe von Weihern und dem Rhein abgestellt werden.

Am 1. November nimmt Kölns neuer Verkehrsdezernent Ascan Egerer seinen Dienst auf. Im Laufe des Novembers soll dann zusammen mit ihm nochmals Bilanz gezogen werden, inwieweit die bisherigen Regelungen greifen oder ergänzt werden müssen. (ngo)

Die Verstimmung ist groß

Neumann ist mittlerweile mehr als verstimmt, wenn er auf das Thema „E-Scooter im Rhein“ angesprochen wird. Es gebe seit rund einem halben Jahr Gespräche mit den Betreiberfirmen. Dabei sei ihnen mehrfach deutlich gemacht worden, dass eine Bergungsaktion mit einem Schiff auf dem stark befahrenen Rhein nicht einfach so zustande kommen kann. „Das ist eine Bundeswasserstraße. Für eine Bergung müssen größere vorbereitende Arbeiten stattfinden und eben Genehmigungen“, so Neumann.

Auch in den Planungen für eine Suche nach E-Scootern mit einer modernen Unterwasserdrohne sei den Verantwortlichen der E-Scooter klar gemacht worden: „Ohne Genehmigung durch die zuständige Behörde geht es nicht“. Bisher liege die auch nicht vor. Wie geht es weiter? „Wir wissen nicht, wann es zu einem neuen Bergungsversuch kommen kann“, stellt Neumann im Gespräch mit der Rundschau klar.

E-Scooter ist ein Aufregerthema für Köln

Die E-Scooter im Wasser erregen schon seit Monaten die Gemüter in Köln. Umweltverbände fordern eine sofortige Bergung wegen der möglicherweise undichten Akkus, und auch die Politik forderte die Betreiber zu schnellem Handeln auf.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Verband der Betreiberfirmen, Shared Mobility, wies die Kritik an der Bergungsaktion zurück: „Der Antrag, der die Beschreibung der Maßnahmen und auch einen Lageplan mit den Tauchstandorten enthält, wurde Mitte Oktober eingereicht und liegt dem Wasser- und Schifffahrtsamt vor“, sagte ein Sprecher. Es sei ein formloser Antrag angefordert worden. „Wir haben nach besten Wissen und Gewissen gehandelt“. Der Stopp der Arbeiten sei überraschend gekommen. Nun seien erweiterte Dokumente angefordert worden. Der Verband will bei einer Genehmigung noch diese Woche E-Scooter bergen.

Kommentar: Es ist nicht zu begreifen

Es ist nicht zu begreifen. Seit Monaten wird in der Stadt darum gerungen, wie mit dem Problem der E-Scooter umgegangen wird. Es gab Krisengipfel mit den Verantwortlichen, die Stadt rang ihnen Auflagen ab, die Betreiber kommen ihnen allerdings nur bedingt nach. Noch immer stehen die Roller kreuz und quer in der Stadt herum. Auch die massenhaft im Rhein liegenden Geräte sollten schon mehrfach geborgen werden – bisher mit höchst dürftigem Erfolg. Am Montag nun der nächste Fehlschlag: Die Scooter-Betreiber chartern ein Schiff samt Bagger – allerdings ohne die nötige Genehmigung für den Einsatz.

Am Ende stoppt die Polizei das Boot in Deutz. Wann die Geräte geborgen werden? Völlig unklar. Man kann nur hoffen, dass die private Aufräuminitiative „Krake“ weiter E-Scooter vom Ufer aus aus dem Fluss holt. Die kriegen es wenigstens hin.   

Rundschau abonnieren