Keinen Standort in Köln gefundenStadt Köln will Windräder in Pulheim bauen

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Seit Jahren findet sich im Stadtgebiet keine Fläche, nun könnte es ein Areal in Pulheim werden.

  • Windräder im Kölner Stadtgebiet? Vermutlich eher nicht. Nach vielen Versuchen in Köln nimmt die Stadt den nächsten Anlauf in der Nachbarschaft, und zwar in Pulheim.
  • Auf Pulheimer Stadtgebiet gehört der Stadt Köln eine große Ackerfläche, zunächst geht es darum, ob das Areal nördlich des Pulheimer Ortsteils Stommeln überhaupt geeignet ist.
  • Ob und wie viele Windräder tatsächlich gebaut werden, ist jedoch noch völlig offen.

Köln/ Pulheim – Kein Windrad, nirgends. Auf der Übersichtskarte des Landes Nordrhein-Westfalen zu Windrädern ist auf Kölner Stadtgebiet nichts zu finden – und das wird auf absehbare Zeit wohl so bleiben. Nach vielen Jahren vergeblicher Versuche in Köln nimmt die Stadt den nächsten Anlauf in der Nachbarschaft, und zwar in Pulheim. Das hat der Stadtrat in der jüngsten Sitzung im nicht-öffentlichen Teil beschlossen.

Auf Pulheimer Stadtgebiet gehört der Stadt Köln eine große Ackerfläche, zunächst geht es darum, ob das Areal nördlich des Pulheimer Ortsteils Stommeln überhaupt geeignet ist. Die Stadtverwaltung Pulheim wollte sich dazu nicht äußern, eine Sprecherin sagte: „Ich bitte jedoch um Verständnis, dass die Stadtverwaltung grundsätzlich keine Stellungnahme zu nicht-öffentlichen Vorlagen abgibt.“ Es bleibt also unklar, was die Nachbarstadt davon hält.

Prüfung bis Ende 2026

Pulheim hätte ja die Planungshoheit, darauf verweist das Kölner Liegenschaftsdezernat. Ob und wie viele Windräder tatsächlich gebaut werden, ist noch völlig offen – das soll die städtische Rheinenergie aber bis Ende 2026 prüfen. In dieser Zeit sollen unter anderem gesellschaftliche und politische Akzeptanz abgeklopft werden. Dafür reserviert die Stadt die 112 Hektar große Fläche der Rheinenergie. Das Areal entspricht umgerechnet rund 157 Fußballfeldern. Laut Ratsbeschluss könnten die Windräder bis zu 200 Meter hoch sein. Für die Rheinenergie ist das Bauen außerhalb Köln nichts Neues, ihre Tochtergesellschaft betreibt 108 Windkraftanlagen an 25 Standorten in Deutschland, unter anderem in Neuss.

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Macht Köln es sich einfach, in dem es die umstrittenen Windräder ins Umland stellen will? Mancherorts gründen sich Bürgerinitiativen gegen Windräder oder Windparks, etwa in Unkel am Rhein. Dort befürchteten Gegner den Schlagschatten der Rotorblätter oder das Verschandeln des Rheinpanoramas. Nach viel Streit kippte die Politik den Windpark. Das Landeswirtschaftsministerium urteilt: „Allerdings stößt besonders der Ausbau der Windenergie in Teilen des Landes zunehmend auf Vorbehalte in der Bevölkerung.“

Abstandsregel

1500 Meter beträgt der Mindestabstand zwischen Windrad und Wohnhäusern in NRW laut Wirtschaftsministerium. Um die Ziele zu erreichen, „ist es vor allem wichtig, für Akzeptanz bei der Bevölkerung zu sorgen“, sagte ein Sprecher. 1500 Meter gelten nicht für das Erneuern alter Räder.

Aktuell hat sich die Bundesregierung bei den Abständen grundlegend geeinigt: Ein 1000-Meter-Abstand soll im Baugesetzbuch festgeschrieben werden, die Länder aber selbst entscheiden, ob sie ihn nutzen. Was das für NRW heißt, ist noch unklar. (mhe)

Andererseits sind die Windkraftanlagen Teil der Energiewende, ihr Anteil an der Stromerzeugung soll kontinuierlich steigen. Das Land NRW spricht deshalb von weiteren Potenzialen im Wind-Bereich, bislang stehen 3660 Windräder in NRW. Aktuell hat Pulheim drei Windräder, sie liegen gut vier Kilometer von der Fläche der Stadt Köln entfernt in einer Windkraftkonzentrationszone. Es ist die einzige Zone in Pulheim, weitere prüft sie. Laut Kölner Liegenschaftsdezernat wird der Flächennutzungsplan vor Gericht behandelt. Mitte 2017 hatte ein Experte einen Zwischenbericht zu weiteren Standorten in Pulheim vorgelegt, darin gehört die Fläche der Stadt Köln nicht zur geplanten neuen Konzentrationszone. Drei Teile des Areals sind aber Gunsträume, also zumindest vorteilhaft. Allerdings beträgt bei einer Fläche der Abstand zu einem Hof nur 650 Meter, 1500 Meter sind aber Pflicht (siehe Info-Kasten).

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In Köln selbst gibt es seit 2005 nur eine Windkraftkonzentrationszone in Marsdorf, die Lage gilt aber als unattraktiv, deshalb beurteilte die Verwaltung sie später „als Maßnahme zur Verhinderung von Windenergieanlagen in Köln“. 2014 forderte der Rat eine neue Analyse, die Verwaltung urteilte 2017: Köln sei „aufgrund seiner Lage in der wind-armen Kölner Bucht für den wirtschaftlichen Betrieb von Windkraftanlagen nur sehr bedingt geeignet“. CDU, Grüne und die Ratsgruppe Gut nahmen 2019 einen neuen Anlauf, verwiesen auf neue Techniken, die sich an windarmen Standorten in Köln lohnen. Eine Antwort steht noch aus. Gerhard Brust, energiepolitischer Sprecher der Grünen, sagte: „Ich bin weiter dafür, Windräder in Köln zu prüfen, eventuell im Norden.“

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