King Georg am EbertplatzDas Radio, das aus dem Kölner Büdchen kommt

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Auch direkt vorm Büdchen kann die Radiosendung verfolgt werden.

Auch direkt vorm Büdchen kann die Radiosendung verfolgt werden.

  • Im Sommer produziert Joscha Creutzfeld dienstags, mittwochs und donnerstags eine Radiosendung, die im Internet rund um die Welt zu hören ist – und direkt vorm Kölner Büdchen am Ebertplatz. Die Idee zu „dublab“ stammt aus dem USA.

Köln – Unaufhaltsam tickt die Uhr auf dem Bildschirm des Macbook: 17:58:23 – 24, 25, 26. „Das ist unsere Lieblingswebseite: Atomuhr.de“, sagt Joscha Creutzfeld. „Für die genaue Uhrzeit.“ Dann sind es noch drei Sekunden. Als die Uhr „18:00:00“ zeigt, geht Creutzfeld ans Mikrofon: „Hallo allerseits, ihr hört dublab aus dem King Georg Büdchen – kommt gerne vorbei.“

Idee stammt aus Los Angeles

Dann übernimmt DJ Inge als erster an diesem Abend die Plattenteller in dem Büdchen am Ebertplatz. Im Sommer produziert Creutzfeld mit seinem Team dienstags, mittwochs und donnerstags eine Radiosendung, die im Internet rund um die Welt zu hören ist. „Es hat sogar mal jemand aus Guadeloupe bei Instagram ein Bild gepostet, wie er unsere Sendung hört“ , sagt Creutzfeld. Über zwei Boxen ist die Sendung aber auch direkt am Büdchen zu hören. Rundherum stehen die Zuhörer, Bier oder Limo in der Hand, die es am Büdchen zu kaufen gibt. Manche sitzen auch auf dem Boden oder auf Hockern aus Holz. „Vom Vater mit zwei Kids bis zum Jutebeutel Hipster ist alles dabei“, sagt Creutzfeld über das Publikum.

Die Idee zu dublab stammt aus USA. 1999 gründeten Studenten der University of Southern California das nonprofit -Internetradio. Mittlerweile gibt es Ableger in Spanien, Japan und Deutschland. Finanziert wird die Sendung, die in Los Angeles produziert wird, durch Spenden oder Fördermittel. Auch Creutzfeld und ein Freund gehörten zu den Hörern von dublab. „Wir hatten die Idee, eine Party zu machen und die Einnahmen ans dublab zu spenden“, erzählt Creutzfeld. „ Die fanden das super in LA. Irgendwann haben die mich gefragt, ob ich nicht Bock habe, dublab in Deutschland zu machen“. Hatte er. Das war 2015. „Anfangs gab es keinen regelmäßigen Radiobetrieb“, sagt er. Auch kein Studio. „Wir haben die Sendung zum Beispiel im Plattenladen gemacht.“ 2017 bekommt das dublab ein Büro in Nippes. „Zum ersten Mal mussten wir nach der Sendung nicht mehr abbauen“, sagt Creutzfeld. Dann kommt das Angebot von André Sauer, der das King Georg betreibt. In dem Laden, der nur wenige Meter vom Büdchen entfernt ist, legt Creutzfeld öfter auf. „Dann haben wir im August spontan gesagt, wir machen das Programm im Büdchen“, sagt Creutzfeld. „Die Leute kamen vorbei und fanden das super.“

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Musik außerhalb des Mainstreams

Also sendet das dublab auch in diesem Jahr wieder vom Ebertplatz – bis es dafür im Herbst zu kalt wird. Und was wird so über den Äther geschickt? „Alles was im Mainstream-Radio nicht läuft“, sagt Creutzfeld. „Experimentelle Musik, afrikanische Sachen, Jazz, Soul oder Synthi-Pop aus den Eighties.“ Und das rund um die Uhr: Wenn es keine Live-Sendung gibt, kommt die Musik aus dem Archiv. Es gibt aber nicht nur Musik-Formate. „Wir machen auch Talk-Radio“, sagt Creutzfeld. Mit dabei war auch mal Grischa Göddertz, der Sohn des Künstlers, der den Brunnen auf dem Eberplatz entworfen hat. Thema war, wie Wasser einen Ort in der Stadt verändert.

Auch für die Musiksendungen lädt das Büdchenradio Gäste ein. An diesem Abend legen neben Inge auch die New Yorker DJs Nina und Cole auf. Die Kölner Produzenten und DJs Hulk Hodn und Twit One haben eine eigene Sendung. Sie waren auch beide dabei, als Creutzfeld diese kleine Panne unterlief. „Wir haben während die Musik lief, über Graffiti und Tour-Anekdoten gesprochen“, sagt er. „Sachen, die man nicht rauslassen will.“ Irgendwann fiel sein Blick auf einen Schalter. Ihm wurde klar: „Oh, das Mikro ist ja noch an.“

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