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Klaus, der GeigerKölns bekanntester Straßenmusiker gibt Konzert

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Linksalternativ, friedensbewegt, antirassistisch – so schlägt das Herz von Klaus dem Geiger bis heute.

Linksalternativ, friedensbewegt, antirassistisch – so schlägt das Herz von Klaus dem Geiger bis heute.

Köln – Wo Menschen in seinem Sinn protestieren, ist er dabei. Und das seit gut 50 Jahren. Klaus der Geiger, linksalternatives Urgestein aus der Südstadt, geigt dem Establishment etwas. Auch heute mit 79. Die politischen Songs des deutschlandweit bekannten Straßenmusikers dokumentieren die wichtigsten Proteste seit der Studentenrevolte. Am Samstag, 23. März, steht er bei einer Veranstaltung zur Ausstellung „Köln 68! Protest. Pop. Provokation.“ auf der Bühne im Stadtmuseum.

„Wahrscheinlich begleiten mich meine Kinder Markus und Antje“, erzählt der fünffache Vater und achtfache Großvater. Die Musiker sind mit seinen Songs aufgewachsen. „Früher sind sie manchmal zusammen mit mir in der Schildergasse aufgetreten. Wenn Sie dabei waren, war die Kasse doppelt voll.“ Nicht unwichtig. Denn Geld war für Klaus Christian von Wrochem, Sohn aus großbürgerlichem Haus, spätestens seit 1970 eher Mangelware.

Gesellschaftlich etwas bewegen

Rückblick: Statt sein klassisches Violinstudium für eine Karriere als Vollzeitberufsmusiker einzusetzen, wird er „Klaus der Geiger“, ein Musiker, der gesellschaftlich etwas bewegen will. Gemeinsam mit seiner damaligen Frau und Freunden gründet er an der Bottmühle 5 in der Südstadt die „Kommune Tabernakel“. Es gibt dort unter anderem eine gut besuchte Teestube und ein gemeinsames Schlafzimmer für 13 bis 15 Leute. Auch die Latzhose, bald bekannt als sein Markenzeichen, kommt um die Zeit ins Spiel. Bis heute verabscheut Klaus der Geiger Gürtel. Eingeengt zu sein, ist ihm zuwider. In jeder Beziehung.

Wann immer es künftig gilt, auf die Barrikaden zu gehen, ist Klaus der Geiger zur Stelle. Bei den Demonstrationen zum Erhalt der stillgelegten Schokoladenfabrik Stollwerck als alternativer Treffpunkt spielt er auf. Beim Widerstand gegen den Nato-Doppelbeschluss, den Blockaden in der Mutlanger Heide, den Demonstrationen der Friedensbewegung. Bei der Anti-Atomkraft-Bewegung, dem Protest gegen die Startbahn West¬ – und, und, und. Linksalternativ, umwelt- und friedensbewegt, antirassistisch und pazifistisch – so schlägt sein Herz bis heute. Und so textet er seine politischen Lieder, zu denen er furios fiedelt.

„Wir haben immer gekämpft“

Seine handschriftlichen Liederbücher hat er beim Auftritt am Samstag im Gepäck. „Da kann man dann drin rumblättern“ und sich erinnern. Oder man hört einfach zu: vielleicht Liedern wie „Erde, wir sind deine Kinder“, „Ich bin so satt“, „Drückeberger“ oder „Herstattblues“. Egal, welche Songs Klaus der Geiger spielt: Sie sind sozialkritisch, teils drastisch und beziehen engagiert Position. Texte wie „Das Merkel-Lied“ seien ihm schnell von der Hand gegangen, sagt er. An anderen hat er ausgiebig gefeilt.

Geige im Stadtmuseum ausgestellt

Klaus der Geiger ist einer der bekanntesten Straßenmusiker Deutschlands. Der Musiker, Komponist und Liedermacher tritt nicht nur solo auf, sondern auch mit Band, als Leiter des Kunstsalonorchesters oder als Gastmusiker der WDR-Bigband. Seine Straßenmusik-Geige sowie sein legendärer Rundbogen sind Teil der von der Rundschau präsentierten Sonderausstellung „Köln 68! Protest im Stadtmuseum. Pop. Provokation“. Sie endet nach Verlängerung am 31. März. (dha)

„Wir haben immer gekämpft“, stellt er fest. Manchmal mit Erfolg. Oft ohne. „Es ist nicht ausschlaggebend, zu gewinnen. Wichtig ist, dabei zu bleiben.“ Ihn trägt sein Gewissen. Die Jugendbewegungen heute gefallen ihm. „Überall setzen sich junge Leute mit den etablierten Situationen auseinander“, lobt er und fügt hinzu: „Wir hatten es einfach. Wir haben auf die Kacke gehauen. Das machen die heute nicht mehr.“ Momentan engagiert sich Klaus der Geiger für Geflüchtete bei der Aktion „Seebrücke“, für den Hambacher Forst und geigt bei den „Friday for Future“-Protesten. Dort gefragt zu sein, findet er toll. „Das ist Teil meiner Energie.“

Konzert, 23. März, 19 Uhr, Eintritt: 5 Euro (ermäßigt 3 Euro), Kölnisches Stadtmuseum, Zeughausstraße 1-3

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