Knapper ParkraumSteigende Zahl der Wohnmobile wird in Köln zum Problem

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Wohnmobile werden mittlerweile an vielen Stellen in der Stadt auf der Straße abgestellt.

Köln – Wer darauf achtet, dem begegnen sie in Köln auf Schritt und Tritt: Wohnmobile. Ob klapprige Uraltmodelle, schicke VW-Bullis oder raumgreifende Camper mit Küche, Klo, Dusche und mindestens vier Schlafplätzen an Bord – die Auswahl an Reisemobilen auf den Straßen der Stadt ist kaum zu übersehen.

Corona beschert dem Camping einen Boom

Die Corona-Pandemie hat die Lust auf Camping-Urlaub befeuert, im ersten Halbjahr 2021 stieg der Gesamtumsatz der Caravaning-Branche in Deutschland um 21,5 Prozent auf ein Allzeithoch von 6,8 Milliarden Euro. Dabei legte der Verkauf von neuen Wohnmobilen um 26,8 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zu, auch der Gebrauchtmarkt wuchs kräftig.

Der Eindruck, dass Urlaub im Wohnmobil auch bei den Kölnern immer beliebter wird, täuscht nicht. Im Juni waren nach Angaben der Stadt 4015 Wohnmobile in Köln zugelassen. Das waren 927 mehr als zu Beginn des Jahres 2016 – ein Zuwachs von 30 Prozent in fünfeinhalb Jahren. Im Vergleich zu Anfang 2020 stieg die Zahl der in Köln angemeldeten Reisemobile binnen 18 Monaten um 14 Prozent. Hinzu kommen gemietete Camper, die nicht in Köln zugelassen sind, aber hier genutzt und geparkt werden.

Auch mehr Pkw bevölkern die Stadt

Da auch die Zahl der Privat-Pkw in Köln weiter zugenommen hat – sie stieg seit 2016 von 356 auf 374 Pkw je 1000 Einwohner –, wächst auch die Konkurrenz um die Parkplätze. „Die Problematik der abgestellten Wohnmobile und Wohnwagen hat sich durch die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf das Reisen im gesamten Stadtgebiet verstärkt“, hat das Ordnungsamt beobachtet. Es sei festzustellen, dass in der Stadt „eine deutlich größere Zahl von Wohnmobilen und ähnlichem geparkt werden“. Daraus folge, „dass sich der bereits vorhandene Parkdruck erhöht, da Wohnmobile mehr Platz benötigen als Pkw“.

Da die Reisefahrzeuge zudem teilweise über einen längeren Zeitraum am Straßenrand stehen, verschärft sich das Problem des knappen Parkraums in bestimmten Vierteln zusätzlich.

Viele Wohnmobile passen nicht in die Garage

Martin Blatt fährt schon VW-Bulli, bevor der Hype um die urlaubstauglichen Fahrzeuge ausgebrochen ist. Derzeit ist ein alter T3 mit Hochdach auf ihn zugelassen. „In Bickendorf finde ich meistens einen Parkplatz, allerdings habe ich in Merkenich eine Halle gemietet, wo der Wagen im Winter steht“, erzählt er. Im Straßenland stehen aber auch deshalb viele Kleinbusse, weil diese meist zu hoch für eine normale Garage sind. Mitten in Ehrenfeld lebt Gregor Siebert mit seiner Familie, neben einem älteren VW-Bus T4 besitzt er einen Kleinwagen für die Stadt. „Den Bus nutze ich ab dem Herbst eher selten, ich bin froh, wenn ich einen Parkplatz in der Nähe unserer Wohnung gefunden habe“, erzählt er. Und wenn der Wagen erstmal steht, dann steht er.

Eine Handhabe dagegen sieht die Stadt jedoch nicht. Wohnmobile unter 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht seien Pkw gleichgestellt und dürften „grundsätzlich zeitlich unbegrenzt auf öffentlichen Straßen parken“, sofern dies nicht durch entsprechende Schilder ausgeschlossen sei, so die Verwaltung. Dagegen dürfen abgekuppelte Wohnwagen-Anhänger nur maximal 14 Tage auf demselben Parkplatz stehen, sonst droht ein Knöllchen.

Das Ordnungsamt hat nach eigenem Bekunden „aufgrund der deutlich gestiegenen Anzahl von Wohnmobilen und Wohnwagen“ bereits die Kontrollen verstärkt. Jedoch seien tägliche Kontrollen im gesamten Stadtgebiet nicht möglich, da hierfür das Personal nicht ausreiche.

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Im Übrigen gilt für Wohnmobile, dass man sie in der Kölner Umweltzone, die den Großteil des Stadtgebiets umfasst, nur fahren darf, wenn sie eine grüne Plakette haben. Allerdings können laut Stadt bei älteren Modellen für die Strecke vom Wohnort bis zur nächsten Autobahnauffahrt Ausnahmegenehmigungen erteilt werden, wenn das Wohnmobil vor dem 1. Januar 2008 auf den Fahrzeughalter zugelassen wurde und eine Nachrüstung technisch nicht möglich oder mit Kosten von mehr als 4500 Euro verbunden ist.

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