„Club der roten Bänder“Damian Hardung über Fußball, Musik und Weihnachten

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Schauspielerei ist harte Arbeit – das hat auch der junge Kölner Damian Hardung  schon gelernt.

Schauspielerei ist harte Arbeit – das hat auch der junge Kölner Damian Hardung  schon gelernt.

Köln – Spätestens seit seiner Rolle in der Vox-Serie „Club der roten Bänder“ ist Damian Hardung ein bekannter Schauspieler. Im Gespräch mit Bernd Imgrund  geht es aber auch um Fußball, Musik und Weihnachten.

In dem kleinen Deutzer Café ist es so voll wie eng. Damian Hardung, gerade 19, wird fotografiert und interviewt. Aber der Junge antwortet so unbefangen und offen, als säßen wir in seiner elterlichen Küche.

Sie haben mit 14 ein Hochbegabtenstipendium für eine New Yorker Privatschule bekommen. Inwiefern sind Sie hochbegabt?

Das Wort „hochbegabt“ finde ich total blöd. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist damit meistens lediglich das Abschneiden in der Schule gemeint, das ist mir zu eindimensional. Mir fällt dazu ein Zitat von Einstein ein: „Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.“ Es gibt einfach so viele Menschen, die Spätzünder sind und nach der Schule ein ungeheures Feuer entwickeln.

Mir ging es ja jetzt konkret um Sie: Hatten Sie tatsächlich überall Einsen auf dem Zeugnis?

(lacht) Ja, mein Abitur war schon sehr gut. Für das Stipendium damals ging es aber auch um Breitenbegabung. Ich habe da schon geschauspielert, ich habe in einer Band Klavier und Schlagzeug gespielt, und ich war im Fußballverein. Ihr Club war Fortuna Köln. Welche Karriere liegt da hinter Ihnen? Oh oh. Die endete im Grunde mit dem Stipendium, denn in Amerika habe ich mir das Schienbein gebrochen.

Weil die Amis nicht Fußball spielen können?

(lacht) Das Niveau dort ist jedenfalls deutlich unter dem europäischen. Nach meiner Rückkehr habe ich noch das Rehaprogramm der B-Jugend mitgemacht, aber dann kam mir die Schauspielerei dazwischen. Beides geht nicht.

Mein Sohn spielt in der U19 von Fortuna. Warum ist das ein sympathischer Verein?

Fortuna ist gelebte Integration. Zeitweise war ich der einzige Deutsche in meiner Mannschaft, da wurde dann auch ganz anders gesprochen: „Ey Alter, chill“ und so weiter – schon klar. Meine Mutter fand das auch nicht wirklich cool, zu Hause musste ich immer wieder umswitchen. Aber ich hatte da eine tolle Zeit.

Worin besteht Ihre schauspielerische Ur-Vorbildung? Waren Sie Klassenclown und im Schultheater?

Nix Schultheater, ich war in der Fußball-AG! Wahrscheinlich habe ich das letztlich von meiner Mutter geerbt, die während des Studiums Kabarett gemacht hat. Ich habe dann 2009, mit zehn, für einen Studentenabschlussfilm zum ersten Mal vor einer Kamera gestanden. Damals noch ohne Bezahlung, versteht sich.

Ihre bekannteste Rolle bislang war die des Jonas in der VOX-Serie „Club der roten Bänder“, die unter krebskranken Jugendlichen spielt. Wie wurden Sie dafür gecastet?

Na ja, die Agentur fragt an, und dann geht man da hin. Und dann stehen Sie vor einem wichtigen Regisseur und der sagt: Heul mal! (lacht) Noch beliebter ist: Spiel mal! Bei mir begann das mit einem E-Casting – wir haben ein kleines Video gedreht, in dem ich beschreibe, wie ich mir die Rolle vorstelle, was diese Krankheit mit einem macht und so weiter. Ohne den Vergleich zu weit zu treiben: Fortuna Köln, der Fußball war mein Ein und Alles, und durch den Schienbeinbruch, durch die Zeit im Rollstuhl wusste ich zumindest, was es bedeutet, wenn so eine Welt zusammenbricht.

Was haben Leute wie Leonardo DiCaprio oder Johnny Depp, das Sie noch lernen müssen?

Schauspiel ist Arbeit, Arbeit, Arbeit. Erst wenn du wirklich alles verinnerlicht hast, kannst du loslegen mit dem Spielen. Ich kenne die Ex-Coachin von Brad Pitt. Der hat jahrelang gekellnert und all sein Geld in das Coaching gesteckt, bevor er berühmt wurde. Der hat seine innersten Geheimnisse nach außen getragen, um weiterzukommen, er hatte eine echte Vision von dem, was er erreichen wollte. Und das ist es, was ihn so erfolgreich gemacht hat.

Es geht darum, restlos alles der Karriere unterzuordnen?

Ein Coach hat mal zu mir gesagt: Es ist ein deutsches Problem, dass zu viele Schauspieler aus der Oberschicht kommen. Ich weiß nicht, ob ich das unterschreiben würde. Aber fest steht: Um wirklich großartig zu werden, muss man aus seiner Komfortzone radikal ausbrechen.

Es gibt hierzulande nicht genug Jürgen Vogels?

So kann man das sehen.

Gehört es mit zu Ihrer Arbeit, bei Sendungen wie zuletzt „Grill den Profi“ mitzuwirken?

PR ist leider ein integraler Bestandteil des Jobs. Es ist einfach so, dass es hilft, eine gewisse Reichweite zu haben, um von den Produktionen gebucht zu werden. Und je bekannter, desto besser. Aus genau dem Grund werden auch immer mehr Youtuber in Filme integriert. Die haben zwar unter Umständen keine schauspielerische Erfahrung, aber mal eben ein paar Millionen Follower, die dann auch den Film pushen.

Wie berühmt macht einen so eine Serie? Lauern morgens Mädchen in Ihrem Vorgarten?

(lacht) Klar, und die reißen sich um meine getragenen Unterhosen. Aber ernsthaft: Es wird tatsächlich immer mehr. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass ich angesprochen werde. Aber oft nicht nur als Fernsehgesicht, sondern wegen der Thematik von „Club der roten Bänder“.

In welcher Form?

Da kommen dann Leute und bedanken sich dafür, dass so eine Serie existiert. Die zeigen mir Fotos aus der Zeit ihrer Krebsbehandlung und stehen als – hoffentlich für immer – geheilte Menschen vor mir. Das ist sehr schön.

Hatten Sie häufig mit echten Krebskranken zu tun?

Permanent, über die sozialen Medien, aber auch privat. Dieses Frühjahr habe ich ein Praktikum in der Onkologie der Uniklinik gemacht, irgendwann will ich mal Medizin studieren. Viele Patienten sagen: Die Zeit im Krankenhaus ist hart, aber du hast dort eine Aufgabe: die Krankheit zu besiegen. Noch härter ist es, danach wieder ins richtige Leben zu finden.

Schämt man sich anfangs ein bisschen, so eine lebensgefährliche Krankheit nur zu spielen?

Definitiv. Ich betone immer wieder: Ich weiß nicht, wie es ist, wirklich Krebs zu haben. Das wäre anmaßend, ich habe das nicht durchlebt, und mir wurde kein Bein amputiert wie meiner Filmfigur Jonas. Der Applaus dafür gebührt den Patienten, die nach einem Dutzend Operationen wieder im Leben stehen. Und für uns in der Serie bleibt das Gefühl, offenbar etwas Gutes getan, ein bisschen Aufklärungsarbeit geleistet zu haben.

Was war Ihre beste Drehpanne als Einbeiniger?

Eine Szene war jedenfalls in jenem Moment lustig: Ich fahre im Rollstuhl auf eine Tür zu, die ich öffnen soll. Lande dann aber nicht auf der Klinkenseite, knalle voll gegen die Tür und fliege aus dem Rollstuhl. Das echte Bein ist während der Dreharbeiten abgeklebt, deshalb war der Sturz sehr realitätsnah.

Apropos Stürze: Steht heutzutage in Ihren Filmverträgen, dass Motorräder, Skifahren und Fußball verboten sind?

Motorradsport ist laut Vertrag nicht drin, genauso wie Fußball.

Die dritte und letzte Staffel der Serie endete am 11. Dezember. Wird der morgige Heilige Abend für Sie ein Dreh- oder Familientag?

Über Weihnachten wollte ich eigentlich eine Woche Skifahren mit Freunden. Das fällt leider auch flach, seit ich einen Vertrag für Anfang des nächsten Jahres unterschrieben habe. Da spiele ich in einer internationalen Serienverfilmung von

„Der Name der Rose“ eine Hauptrolle. Aber fünf Monate Rom sind natürlich auch nicht schlecht. (lacht)

Sie verdienen mittlerweile gutes Geld als Schauspieler. Haben Sie trotzdem einen Wunsch zu Weihnachten?

Es klingt klischeehaft, ist aber immer wieder wahr: Ich wünsche mir Gesundheit für meine Liebsten und für die Menschen, die das am dringendsten brauchen.

Zur Person

Damian Hardung wurde 1998 in Köln geboren. Als Vierzehnjähriger erhielt er ein Stipendium für Hochbegabte an einer Privatschule in New York. Er machte Musik in einer Band, spielte erfolgreich in der Jugend von Fortuna Köln und absolvierte sein Abitur mit einem Durchschnitt von 1,0.

Ab 2010 spielte er in ersten Kurzfilmen mit. Als Schauspieler bekannt wurde er mit der VOX-Serie „Club der roten Bänder“ um eine Gruppe krebskranker Jugendlicher. Das Team gewann den Ensemblepreis beim Deutschen Schauspielerpreis 2016. Im Frühjahr dreht er für einen Mehrteiler auf der Basis von Umberto Ecos „Name der Rose“.

Damian Hardung lebt nach eigener Aussage, wo immer er gerade dreht.  

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