„Es ist kaum noch Geld da“Nach dem Triathlon-Debakel droht die Insolvenz

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Da war noch alles in Ordnung: Im Fühlinger See absolvierten die Athleten in den vergangenen Jahren die Schwimmdistanz.

  • Ganz kurzfristig musste der Triathlon in Köln abgesagt werden.
  • Uwe Jeschke erläutert im Interview das Vorgehen.
  • Nach der Absage droht nun auch noch die Insolvenz – es ist kein Geld mehr da.

Köln – Nach der kurzfristigen Absage des Triathlon in Köln erklärt Uwe Jeschke, wie es zu dem Debakel kommen konnte.

Sie haben das Wochenende körperlich unversehrt überstanden. Hatten Sie mal Sorge um Ihre Gesundheit?

Uwe Jeschke: Die Polizei in Chorweiler hatte angeboten, vorbeizukommen, falls wir Hilfe brauchen. Ich habe mich vor die Sportler gestellt und Farbe bekannt – unabhängig davon, wie viel Schuld wir an der Absage tragen. Jetzt, wo das Adrenalin nachlässt, fühlt es sich nicht besser an. Auf Facebook haben die Sportler ihrem Ärger freien Lauf gelassen.

Welche Vorwürfe müssen Sie sich machen?

Wir haben mit Sicherheit den ein oder anderen Fehler gemacht, doch im Nachhinein weiß ich nicht, wo wir viel hätten anders machen können. Im Vorfeld hatten wir dieses Mal sehr viele Probleme. Und: Die Unterstützung für den Sport seitens der Stadt ist in Köln nicht unbedingt gut. Aber wir sind als Sportler mit Herzblut dabei und haben in Köln 14 Jahre lang viel investiert.

Können Sie die Startgelder erstatten?

Nein, es ist kaum noch Geld da. Wir haben Medaillen und Finisher-Shirts gekauft. Die Absperrungen sind bezahlt worden und mein Personal. Wir finanzieren uns nur durch Startgelder und könnten kaum etwas zurückzahlen. Wir suchen gerade einen Rechtsanwalt, der uns unterstützt und die Lage bewertet. Zusätzlich haben wir unsere Versicherung kontaktiert und zwei in der Vergangenheit interessierte Sponsoren. Werden wir da fündig, könnte das sofort die Lage entspannen. Wir wollen auch prüfen, ob wir möglicherweise Anspruch auf Schadenersatz haben.

Mit welcher Begründung?

Aus meiner Sicht wäre es möglich gewesen, die Veranstaltung vorläufig zu genehmigen, denn es war am Freitag abzusehen, dass wir zumindest für den Sonntag die geforderten Taucher hätten aufbringen können. Um 12 Uhr kam die Absage der Stadt, um 14.30 Uhr hatten wir die Zusage von Tauchern aus Bonn.

Sind die Auflagen nach dem Tod eines Schwimmers im Jahr 2017 verschärft worden?

Wir müssen das noch prüfen. Unserer Ansicht nach gab es 2013 die „Empfehlung“ der Feuerwehr, einen Taucher einzusetzen. Nun mussten wir zwei Taucher und einen Einsatzleiter vorweisen, ich kenne keine Veranstaltung, wo das auch so wäre. In den vergangenen Jahren hat die DLRG die Wassersicherheit übernommen, bislang hat die Stadt im Vorfeld nie so hartnäckig kontrolliert. Mir war nicht bewusst, wie eng der Markt an Rettungstauchern ist. Wir fragen uns, ob der Stadt die Konsequenz der Nicht-Genehmigung bekannt war.

Die Stadt hat auf die Einhaltung lange bekannter Vorgaben gepocht. Was ist die Konsequenz für Ihre Firma?

Wenn wir keine Regelung hinbekommen, werde ich Insolvenz anmelden müssen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wir überlegen, ob wir eine Gutschrift für das kommende Jahr anbieten. Dennoch benötigen wir auch reguläre Anmeldungen, um den Triathlon finanzieren zu können, sonst werden wir finanziell ausbluten. Ich habe nach Rücksprache mit Finanziers beschlossen, mindestens ein halbes Jahr auf eine befriedigende Lösung für alle hin zu arbeiten. In den vergangenen Jahren war es schon mal finanziell sehr knapp in Köln, so dass ich zwei Immobilien verkaufen musste, um die Firma zu retten. Das ist mein Lebenswerk.

Es gab dieses Mal auch Probleme bei der Genehmigung der Radstrecke.

Durch die Großbaustelle rund um die Leverkusener Rheinbrücke hatten wir große Schwierigkeiten, eine Strecke zu finden. Auch die Industriestraße stand nur eingeschränkt zur Verfügung.

Köln feiert sich gerne als Sportstadt. Sie sehen das vermutlich anders.

Aus meiner Sicht fehlt eine gewichtige Persönlichkeit, die sich für den Sport einsetzt. Ich selbst hätte mir gut eine Zusammenarbeit der drei Mitmach-Veranstaltungen Marathon, Rund um Köln und Triathlon vorstellen können. Dann hätten wir vielleicht mehr Stimmgewalt erzielt. Dazu ist es aber nie gekommen.

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