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BundestagswahlStummes Entsetzen bei CDU und SPD in Köln

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CDU Köln

Verhaltene Reaktionen bei der Kölner CDU um 18 Uhr im Rathaus

Köln – Keine Jubelbilder, keine Triumphrufe. Als um 18 Uhr die ersten Prognosen des Abends bekannt gegeben werden, herrschen bei CDU und SPD Schweigen und Nachdenklichkeit, teilweise ist den Vertretern der Volksparteien das Entsetzen im Gesicht abzulesen.

Die CDU hat sich im Consilium, dem Restaurant des Rathauses, zur Wahlparty getroffen. Parteichef Bernd Petelkau zeigt sich entsetzt über das starke Abschneiden der AfD. Dass die CDU stärkste Partei bleibt und wohl wieder Angela Merkel an Kanzlerin stellen wird, war auch angesichts der hohen Verluste nur schwacher Trost. „Dieses Ergebnis wird das Land verändern“, sagte Heribert Hirte, der im Kölner Süden kandidierte und recht sicher sein konnte, diesen Wahlkreis gegen Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes zu gewinnen. Die hohe Zahl der AfD-Mandatsträger würden im Parlament für „Zunder“ sorgen, dem gelte es, entschlossen zu begegnen.

Martin Börschel „erschüttert“

Lange Gesichter auch bei der SPD: Fraktionschef Martin Börschel zeigte sich „erschüttert“. „Das Ergebnis ist desaströs für die SPD, aber auch die Union hat historisch schlecht abgeschnitten.“ Dies könne für die SPD nur den Gang in die Opposition bedeuten, auch damit diese von einer demokratischen Partei angeführt werde.

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Spürbar war das Aufatmen bei den Grünen. Viele hatten ein deutlich schlechteres Abschneiden erwartet. „Wir werden gebraucht“, schlussfolgerte Katharina Dröge, die über die Liste in den Bundestag einziehen wird. Der NRW-Landesvorsitzende Sven Lehmann, ebenfalls im Bundestag, sagte mit Blick auf die AfD: „Ich will mich nicht daran gewöhnen, dass Rechtsextreme im Bundestag sitzen. Wir werden ihnen Feuer machen, damit sie beim nächsten Mal wieder rausfliegen.“ Es gehe nun darum, die rechnerische Mehrheit für ein Jamaika-Bündnis in eine politische zu verwandeln.

Daran hat auch die FDP Interesse. Bei den Liberalen war die Stimmung im Rathaus noch am besten. Reinhard Houben, der für die Liberalen nach Berlin gehen wird, sagte: „Man kann sich nicht vorstellen, wie glücklich wir sind. Mit einem zweistelligen Ergebnis haben wir absolut nicht gerechnet.“ Die AfD verfolgte das Geschehen nicht gemeinsam im Rathaus.Klar ist mit dem Abschneiden aber, dass Fabian Jacobi (der in Porz antrat) und Jochen Haug (Süden) in den Bundestag einziehen werden. Für die Linke, bei denen die Stimmung verhalten war, konnte sich Matthias W. Birkwald über den Wiedereinzug in den Bundestag freuen.

Ein enger Wahlausgang war im Wahlkreis 101, Köln IV erwartet worden. Im Kölner Osten (Mülheim) und Leverkusen, trat der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (54) gegen Helmut Nowak (76) von der CDU an. Auch im Wahlkreis I (Porz und Kalk) galt ein eher enges Rennen als wahrscheinlich. Hier standen sich Karsten Möring (CDU) und Martin Dörmann (SPD) gegenüber. Die CDU galt im Süden der Stadt (Lindenthal, Rodenkirchen) als klarer Favorit. Klar vorn erwartet wurde auf Seiten der SPD Rolf Mützenich, der im Norden der Stadt antrat (Chorweiler, Ehrenfeld, Nippes). Er konkurrierte mit Gisela Manderla (CDU), die aber auf einen Wiedereinzug über die Liste hoffen durfte.  

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