Köln – Das Gespräch findet in einem Café am Rathenauplatz statt. Martina Pfaff ist im Süden der Stadt zu Hause – noch. Im Café kommt schon ein bisschen Wehmut auf, dass sie in absehbarer Zeit nach Nippes umziehen wird. Aber es schwingt auch Vorfreude mit, schließlich gibt es nun erste sichtbare Ergebnisse einer jahrelangen Vorbereitung. Die Baugrube im Clouth-Quartier ist ausgehoben, die Bodenplatte wird gegossen, der erste Spatenstich ist vollzogen. In den vergangenen zwei Jahren haben die Mitglieder der Baugruppe in der Woge eG. Ideen und viel Papier kreiert, jetzt wächst daraus ein Haus.
Die Woge
Die Woge Köln eG., Genossen- schaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen,hat sich 1998 gegründet. Bisher wurden unter ihrem Dach zwei Wohnprojekte in Köln verwirklicht. Das dritte Projekt ist der Neubau auf dem Clouth-Gelände.
Die Genossenschaft funktioniert so, dass Mitglieder Anteile erwerben. Mit dem Eigenkapital verfügt die Genossenschaft über eine gewisse Bonität, um Finanzierungen mit Banken zu verhandeln. Mit einer monatlichen Nutzungsgebühr tragen die Bewohner die Kosten des Gebäudes.
Die Gebäude bleiben im Eigentum der Genossenschaft und werden nicht wiederveräußert. So soll langfristig Wohnraum erhalten bleiben, der nicht den Preisentwicklungen des Wohnungsmarktes unterworfen ist. (ron)
Eins, in das nach derzeitigem Stand 17 Erwachsene und acht Kinder einziehen werden. „Wir hatten zum Schluss zwei Familien, die uns sehr sympathisch waren“, so Pfaff. Per Los wurde entschieden. „Das war echt hart“, sagt sie. Ohnehin liegt hinter den Mitgliedern der Wohngenossenschaft ein arbeitsintensives Jahr. Im Februar haben sie den Bauantrag abgegeben – und machten die gleichen Erfahrungen wie viele Bauherren in Köln. Die Genehmigung zog sich bis in den November hin – durch die Verzögerung stiegen die Kosten.
Zur Vorarbeit zählte auch Abstimmung mit anderen drei Baugruppen
Zu den Vorarbeiten zählte auch die intensive Abstimmung mit den anderen drei Baugruppen, mit denen sich die Woge ein Grundstück teilt. Sie haben gemeinsam eine Kinderspielfläche festgelegt, eine Regenwasser-Zisterne abgestimmt und planen einen „essbaren Garten“. Gemeinsam haben die vier Gruppen eine Tiefgaragen-Gesellschaft gegründet, um dem komplizierten Grundbuchrecht Rechnung zu tragen.
Gemeinsam haben sie zudem einen Rohbauer beauftragt, der die Tiefgarage und die vier Häuser hochzieht. Inzwischen gibt es auch einen regen Austausch zwischen den insgesamt zehn Baugruppen auf dem Gelände. G10 nennen die Hausbauer die Zusammenkünfte aller Gruppen. Bei diesen Gipfeltreffen wird etwa abgesprochen, ob nicht gemeinsam Lastenfahrräder angeschafft werden sollen. „Schließlich muss nicht jeder alles kaufen“, sagt Pfaff. Zudem tauchten bei allen Gruppen die gleichen Fragen auf. Kommt ein zweites Klingelbrett an den rückwärtigen Eingang? Ist eine Schließanlage sinnvoll? Wie geht man die Gartengestaltung an? „Es ist sehr hilfreich zu sehen, wie die anderen das sehen“, sagt Woge-Mitglied Pfaff.
Zunächst steht nun Realisierung des Baus im Fokus
Zudem hätten die zehn Gruppen gemeinsam mehr Gewicht gegenüber Politik oder KVB. Obwohl es noch einige Zeit bis zum Einzug dauern werde, sei die KVB bereits kontaktiert worden, um das Quartier ins Bewusstsein zu rücken. Dass künftig Kindergarten- und Grundschulen-Kapazitäten benötigt werden, ist schon jetzt klar. Auch in diesem Bereich sind die Baugruppen bereits aktiv geworden und haben versucht, die Stadtverwaltung zu sensibilisieren.
Nun steht zunächst die Realisierung des Baus im Fokus. Haben in den vergangenen Monaten vor allem die juristisch Versierten und Planungsexperten die meiste Arbeit gehabt, steht die Truppe, die für den Innenausbau Eigenleistung einbringen möchte in den Startlöchern. Pfaff sagt lächelnd: „Die scharren schon mit den Hufen.“