DuftmarketingRobert Müller-Grünow produziert Gerüche für Unternehmen

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Spezialist für Duft-Marketing: „Duft verändert die Bewertung von Sachen“, findet Robert Müller-Grünow.

Spezialist für Duft-Marketing: „Duft verändert die Bewertung von Sachen“, findet Robert Müller-Grünow.

Köln – Ein dezenter Geruch von Zedernholz schwebt durch das alte Industriegemäuer. „Das ist der Duft, den wir gerade produzieren“, sagt Robert Müller-Grünow. Er ist Spezialist für Duftmarketing. Vor 16 Jahren hat er sein Unternehmen Scentcommunication gegründet und beliefert inzwischen von Mülheim aus Kunden in der ganzen Welt.

Kürzlich erhielt er den Kölner Unternehmerpreis als „Pionier in der Entwicklung von Duft als neuer Dimension in der Kommunikation und in der Schaffung neuer Anwendungsfelder für Düfte und Aromen“. Das kann man so sagen.

Buch geschrieben

Robert Müller-Grünow (50) steht in seinem Lager und öffnet einen Schrank. Sortiert liegen kleine Duftkartuschen für den Versand bereit. „Fresh White Tea“ steht auf einem Etikett: „So riecht es im Ritz Carlton in Bahrain“, erklärt Müller-Grünow. „Wet Woods“: Das ist der Geruch eines Handy-Produzenten. Es gibt auch Kaffee-Duft aus der Gel-Kartusche. Zwölf Mitarbeiter kümmern sich um Produktion, Versand und Verwaltung. Früher war in dem Gebäude eine Farbenfabrik. Aber die ist längst Geschichte.

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Auf der anderen Seite des Lagers stapeln sich die Zutaten in schlichten Fässern. Daraus werden die Gerüche hergestellt. Sie sollen dafür sorgen, dass Kunden die Marke wiedererkennen oder sich bei einem Unternehmen wohlfühlen – und sich für dessen Produkte entscheiden. „Duft verändert die Empfindungen, das Verhalten und die Bewertung von Sachen“, weiß Robert Müller-Grünow. Seine Erkenntnisse hat er gerade in ein Buch einfließen lassen: „Die geheime Macht der Düfte“ ist im April erschienen. Müller-Grünow ist eigentlich studierter Betriebswirt. In die Duftbranche kam er eher zufällig, als es Ende der 1990er Jahre einmal ein Thema war, Bild, Ton und Gerüche bei Filmen zu synchronisieren.

„Relax“-Duft für die Bahn

Die Wirkung von Düften wurde vor einiger Zeit auch in einer Studie der Universität München mit der Deutschen Bahn bemerkt. Diejenigen Kunden, die in einem bedufteten Waggon saßen, bewerteten die Fahrt positiver. Den Duft dazu lieferte Müller-Grünow: Er heißt „Relax“. Und die Ruhr-Universität Bochum wollte einen eigenen Duft haben, in den 20 Jahre akademische Riechforschung einflossen. Herausgekommen ist „Knowledge“. Mit Hedion, das nach Magnolien duftet, Cineol, das in Eukalyptus vorkommt, und Geraniol, welches in Rosen steckt. „Ein echter Multifunktionsduft: steigert die Aufmerksamkeit, macht sexy und beruhigt die Nerven“, sagt Müller-Grünow. Er hat den Duft hergestellt, der auch in einer Parfümerie erhältlich ist. Seine Marketing-Düfte verbreiten sich ansonsten aus Kartuschen und Zylindern über Klimaanlagen oder eigene kleine Geräte.

Die Produkte von Scentcommunication, für die meistens ein vier- bis fünfstelliger Betrag fällig wird, müssen aber nicht immer wohlriechend sein. Für Sicherheitsübungen bei Fluggesellschaften werden auch Brandgerüche kreiert. Damit das Personal unterscheiden lernt, ob es sich um ein versengtes Kabel handelt, einen schmurgelnden Laptop – oder „nur“ um ein stinkendes Urlaubsmitbringsel.

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