EhrenamtspreisKölner Wikipedia-Gruppe war eine der ersten in Deutschland

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Kameras und ein Fotolabor können Mitglieder wie Raimond Spekking im Lokal K in Ehrenfeld nutzen.

Kameras und ein Fotolabor können Mitglieder wie Raimond Spekking im Lokal K in Ehrenfeld nutzen.

Köln – Sie ist eine der größten Erfolge der Internet-Geschichte: die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Quasi über Nacht hat die Seite, die im Dezember 2016 auf dem fünften Platz der am häufigsten besuchten Webseiten weltweit lag, sämtlichen gedruckten Enzyklopädien den Rang abgelaufen. Sie gilt heute als das „umfangreichste Lexikon der Welt“ (Wikipedia über Wikipedia) – erstellt durch die Benutzer selbst. Jeder kann mitmachen. In Köln hatte sich damals bereits sehr früh eine feste Gruppe gebildet, die Spaß daran hat, an diesem Projekt aktiv mitzuarbeiten. Für ihr Engagement erhält sie nun den Ehrenamtspreis der Stadt.

Der Kölner Wikipedia-Stammtisch, den es seit 2004 gibt (drei Jahre nach Gründung der Webseite) war einer der ersten in Deutschland und wurde ins Leben gerufen, „weil es immer wieder Bedarf gab, sich im echten Leben zu treffen – aus unterschiedlichen Anlässen“, erklärt Elke Wetzig, die Teil des Kernteams der Kölner Wikipedia-Community ist. In der Regel treffen sich die „Wikipedianer“, wie sich die Autoren der Plattform nennen, am ersten Freitag eines Monats gegen 19 Uhr im Literaturcafé Goldmund in Ehrenfeld.

Aus Langeweile angefangen

„Ich denke, die Geschichte von Wikipedianern fängt irgendwie immer gleich an: Man stolpert auf der Seite über etwas, was einen interessiert, und sieht, dass es da auch einen Button gibt, der einlädt, selbst etwas beizusteuern – und wenn man das macht, merkt man, das funktioniert ja tatsächlich“, erläutert Achim Raschka, einer der Mitbegründer der Kölner Community, seine Beweggründe, bei der Online-Enzyklopädie aktiv mitzuarbeiten. Bei ihm war es „Langeweile“, als er 2003 alleine zu Hause mit seinem zweiten Neugeborenen war. „Am Computer war das damals das erste wirklich Sinnvolle, was man machen konnte“. Übergreifend bei allen Wikipedianern ist wohl auch der Glaube daran, dass Wissen sich auszahlt, wenn es frei zur Verfügung steht – ganz nach der Weltauffassung des Wikipedia-Gründers Jimmy Wales.

Um das Gemeinschaftsgefühl in der Community noch mehr zu verstärken und die Arbeit an Artikeln zu erleichtern, wurde 2014 an der Hackländerstraße 2 in Ehrenfeld mit dem Lokal K der damals weltweit erste reale Wikipedia-Treffpunkt errichtet. Betrieben und finanziert wird dieser von dem deutschen Ableger der Wikimedia-Foundation, einer nichtstaatlichen gemeinnützigen Organisation. In dieser Räumlichkeit im Erdgeschoss, so verkündet es ein Fensteraufdruck, „trifft sich die Wikipedia-Community und tut Dinge“ . Daneben prangt das offiziellen Logo der Wikipedia: Ein Weltkugel aus Puzzelteilen, die mit Formeln und Schriftzeichen versehenen sind.

Mehr als nur Artikel über Köln

Das Motto ist wörtlich zu verstehen. Jeden Donnerstag steht die Türe ab 16 Uhr allen offen, die mitmachen wollen. Manchmal wird auch einfach nur in der vorhandenen Küche gekocht – etwa weil Raimond Spekking für einen entsprechenden Artikel ein Foto von „Kölschem Kaviar“ machen möchte. Kameras und Fotolabor gibt es dort ebenfalls.

Auch wenn der Name es vermuten lässt, so produzieren die Mitglieder der Gruppe keinesfalls nur Artikel über Köln, jeder von ihnen hat seine Fachgebiete. Und manchmal kommen auch ganz neue Themengebiete zutage. „Ich habe neulich einen Artikel über das Flusspferd Fiona geschrieben, das war mein erster Artikel über ein solches Tier“, lacht „Nicola“, die wie viele andere aus der Community ausschließlich mit ihren Benutzernamen genannt werden will. Im Grunde mache sie bei Wikipedia dasselbe wie früher in ihren Job als Journalistin: „Ich bin einfach neugierig, erfahre gerne Neues – und ich schreibe wahnsinnig gerne.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Köln

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