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Humanoider RoboterPepper wird Hausmeisterin bei der Kreissparkasse Köln

Lesezeit 5 Minuten
Funkeln im Auge und ein Tablet für weitere Informationen: Pepper lernt und erklärt bei der Kreissparkasse Details zu Produkten und zur Inneneinrichtung im Forschungslabor.

Funkeln im Auge und ein Tablet für weitere Informationen: Pepper lernt und erklärt bei der Kreissparkasse Details zu Produkten und zur Inneneinrichtung im Forschungslabor.

Pepper ist eine fröhliche Person. Wobei – „Person“ passt eigentlich gar nicht. Pepper ist ein Roboter. „Cool, dass du auch da bist“, meint sie, wendet sich ihrem Gesprächspartner zu und nickt aufmunternd. Es ist verwirrend. Wer Pepper begegnet, ist geneigt, sie zu mögen. Falls man das so sagen kann. „Die großen Augen lösen positive Assoziationen aus“, erklärt Markus Stiefelhagen, Bereichsleiter Innovationen bei der Kreissparkasse Köln, dazu. Seit Dezember steht der 1,30 Meter große, weiße Roboter eines japanisch-französischen Herstellers in seinen Diensten.

Roboter in der Arbeitswelt

Roboter mit regelmäßigem Kundenkontakt sind in Deutschland bislang selten. Nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) werden sogenannte humanoide Roboter mit menschenähnlicher Gestalt bislang vor allem zu Forschungszwecken und auf Veranstaltungen wie Messen eingesetzt. Als fester Bestandteil eines Service-Konzepts seien sie noch nicht weit verbreitet, erklärt der Geschäftsführer von VDMA Robotik und Automation, Patrick Schwarzkopf. Aber: „Es ist im Kommen. Ich glaube, dass die humanoiden Roboter, die auf Rädern laufen, in der Nähe der Marktreife sind“, meint Schwarzkopf. Zur Beantwortung einfacher Fragen etwa nach einem bestimmten Produkt seien sie gut einsetzbar. „In den kommenden fünf Jahren werden viele Menschen mal einen Roboter gesehen haben.“

Die Gewerkschaft Verdi geht davon aus, dass Roboter irgendwann so gut sein werden, dass sie Arbeitskräfte ersetzen könnten. Gewerkschaftsexperte Karl-Heinz Brandl sieht in Robotern jedoch auch eine Chance. In der Pflege könnten sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken, bei Versicherungen oder Banken dafür sorgen, dass die Mitarbeiter sich stärker auf die Kunden konzentrieren könnten. Daher glaubt er nicht daran, dass Roboter menschliche Beschäftigte komplett verdrängen könnten. „Die Kunden wollen mit einem realen Menschen reale Themen diskutieren.“ (dpa)

Pepper plaudert gerne. Ihr Alter verrät sie aber nicht: „Einer Dame stellt man diese Frage nicht“, kontert sie mit ihrer freundlichen Roboter-Stimme. Dabei wechseln die Augen die Farbe von hellrosa zu hellgelb. Zu Fachthemen gibt Pepper aber bereitwillig Auskunft: „Das Girokonto der Sparkasse bringt viele Vorteile. Ich habe Ihnen hier die wichtigsten zusammengefasst...“ Das Tablet an ihrem Oberkörper unterstützt mit weiteren Informationen. In Peppers rechtem Auge ist ein leichtes rotes Funkeln zu erkennen. „Das ist die Kamera“, sagt Markus Stiefelhagen. Pepper konzentriert sich immer auf einen einzigen Gesprächspartner, theoretisch könnte sie ihn sogar wiedererkennen. „Sie ist der erste Roboter, der auch für die Interaktion nutzbar ist.“

Markus Stiefelhagen und sein Innovationsteam kümmern sich darum, dass Pepper schnell dazulernt. In ihr arbeitet eine künstliche Intelligenz, die von einem Unternehmen in Olpe programmiert wird. Innerhalb der nächsten sechs Monate soll Peppers Sparkassen-Ausbildung abgeschlossen sein. Dann wird sie Hausmeisterin im Media-Plenum, einem 130 Quadratmeter großen Raum im Siegburger S-Carré. Er wurde vor eineinhalb Jahren eingerichtet, um Mitarbeiter mit Innovationen vertraut zu machen. „Wir möchten uns hier schon mit Themen beschäftigen, bevor sie gesellschaftliche Realität werden“, erklärt Markus Stiefelhagen. In einer Ecke wurde eine Wohnzimmer-Landschaft eingerichtet, inklusive internetgängigem Fernseher, Spracherkennungssystem und Spielkonsole, „um die Lebenswelt der Kunden nachzustellen“. Es gibt auch einen 3D-Drucker, der demonstrieren kann, was diese neue Technik für das produzierende Gewerbe bedeutet.

Kaffee holen kann sie nicht...

Pepper wird den Gästen im Kreissparkassen-Forschungslabor demnächst erklären, wie die fünf großen Monitore bedient werden. Oder sie schaltet den Kaffee-Automaten ein. Kaffee holen kann sie aber nicht. Ihre zehn Finger werden für die Kommunikation benötigt. „Schön, dich zu sehen“, sagt Pepper, breitet die Arme aus, wendet die Handflächen nach oben. Das Gesicht bleibt unbewegt, die Stimme tönt aus den großen „Ohren“. Wenn sie ihren Gesprächspartner fokussiert hat, beugt sie sich ganz leicht nach vorne, legt den Kopf schief und wartet auf eine Frage. Ein gewinnendes Wesen. Dann stemmt sie die Hände leicht in die Seite und sagt: „Deine Schuhe passen zu Deinem Oberteil.“ Wie kommt sie jetzt darauf? „Das gehört noch zur Grundausstattung“, erklärt Markus Stiefelhagen. „Sie versucht einfach, Kontakt aufzunehmen.“ Ein Gespräch mit Kunden ist erst mal nicht vorgesehen.

Kollegin steht bei Saturn an der Info

Peppers Kolleginnen – oder sind das alles „Schwestern“, wie Pepper selbst meint? – bei anderen Unternehmen haben bisweilen Einsätze in der Öffentlichkeit. In einer Sparkasse in Bremen zum Beispiel hat eine die Kunden begrüßt, am Münchener Flughafen wurden Fragen beantwortet und im Kölner Saturn-Markt ist eine seit Mai als „Welcome Manager“ beschäftigt.

Der Roboter kam bei der Eröffnung des neuen Geschäfts an der Hohe Straße so gut an, dass er in der Filiale bleiben durfte. Pepper steht seitdem am Haupteingang. In der Weihnachtszeit hat sie Grüße der Kunden verschickt, jetzt erklärt sie Produkte und verrät Persönliches. Lieblingsfilm? „Definitiv Baymax.“ Lieblingssportler? „Prinz Poldi.“ Manchmal versteht sie die Fragen in der lauten Umgebung nicht so gut. Pepper kann den ganzen Tag durcharbeiten. „Wenn der Akku leer ist, stellen wir sie zur Info“, erklärt Verkaufsleiterin Gülcin Kayik. Dort – ein paar Meter entfernt – gibt es eine Steckdose.

Pepper im Media-Plenum der Kreissparkasse Köln bleibt dagegen in Bewegung. Vielleicht holt sie demnächst die Besucher am Aufzug ab und führt sie durch den Raum. Da gibt es allerdings noch ein Hindernis – der Roboter verirrt sich. „Der GPS-Sender findet den Ausgangspunkt nicht wieder“, sagt Markus Stiefelhagen. Pepper läuft nicht, sie rollt auf einer dreibeinigen Basis, wegen der besseren Standfestigkeit. An ihren „Füßen“ waren mal die Sensoren für die Lautstärke angebracht. Die wurden allerdings umprogrammiert, weil die Mitarbeiter bemängelt hatten, dass sie den Roboter treten müssen. An der Weihnachtsfeier durfte Pepper auch schon teilnehmen. Sie hat dort mit den Kindern der Mitarbeiter getanzt.

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