Kölner OperNeue Kostenexplosion befürchtet – SPD erwägt Bühnen-Neubau

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Die SPD-Fraktion im Stadtrat befürchtet eine weitere Kostenexplosion für die Bühnensanierung und fordert, einen Neubau an anderer Stelle zu prüfen. „Wir haben es dort offensichtlich mit einem Fass ohne Boden zu tun“, sagte SPD-Fraktionschef Martin Börschel über die Baustelle am Offenbachplatz. „Wer glaubt, dass die 570 Millionen Euro eine Sicherheit wären, täuscht sich.“ Ein blindes „Weiter so“ dürfe es nicht geben. „Wir haben haben sonst Kosten wie bei der Elbphilharmonie, ohne dass wir eine Elbphilharmonie bekommen“, sagte er. Der Hamburger Kulturtempel wurde mit den Jahren immer teuerer, kostete die öffentliche Hand letztlich rund 789 Millionen Euro.

Aufforderung

Das schwarz-grüne Gestaltungsbündnis im Stadtrat und die FDP haben die SPD aufgefordert, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen, um über die Abwahl von Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach zu reden. Die SPD verweigere sich einem Neuanfang im Kulturdezernat.

Wie berichtet, wollen CDU, Grüne und FDP Laugwitz-Aulbachs Abwahl beantragen, sie steht in der Kritik wegen der Sanierungsprobleme bei den Kulturbauten. Die einfache Mehrheit des Dreierbündnisses im Rat reicht für den Antrag, für die Abwahl selbst benötigt es die SPD. (mhe)

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Zudem will die SPD analysieren, ob die aktuellen Interimsspielstätten als Dauerlösungen umgebaut werden können. Die Oper gastiert bis zur endgültigen Sanierung am Offenbachplatz vorübergehend im Staatenhaus, das Schauspiel im Depot. Eine Machbarkeitsstudie soll alle Möglichkeiten vergleichen, sie soll klären, ob nicht ein Investor das Grundstück am Offenbachplatz kaufen könnte und das Areal samt dem denkmalgeschützten Bau des Architekten Wilhelm Riphahn anders nutzen könnte.

Allerdings haben die Pläne der SPD einen großen Haken, sie finden keine Mehrheit im Kölner Stadtrat: Einige andere Fraktionen wähnten sich am Freitag an den 1. April erinnert und glaubten an einen Scherz der Sozialdemokraten. Ralph Sterck, Fraktionschef der FDP, sagte: „Ich finde es schade, dass die SPD einen vermeintlichen Vorschlag präsentiert, der den Boden der Realpolitik verlässt.“ Und Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank sagte: „Wie kann man so etwas in Erwägung ziehen?“ Dann müsse die Stadt mehrere Hundert Millionen Euro abschreiben, rutsche in den Nothaushalt. „Das ist Sommertheater und Klamauk“, sagte der kulturpolitische Sprecher der CDU, Ralph Elster.

Wie berichtet, hatte die Stadt Köln am 3. Juli neue Zahlen zur fehlgeschlagenen Sanierung der Kulturbauten am Offenbachplatz präsentiert. Im schlimmsten Fall kostet das „Heilen“ des Großprojektes rund 570 Millionen Euro, im besten Fall 544 Millionen Euro, hinzu kommen noch kommen rund 113 Millionen für Interimsstätten sowie Kosten für die Bankenkredite. Bis Ende 2022 soll die Sanierung abgeschlossen sein, der Rat hat bislang 404 Millionen Euro freigegeben, im Mai lag der Kostenstand bei knapp 368 Millionen Euro. Ursprünglich angesetzt waren zu Baubeginn im Jahr 2012 rund 253 Millionen Euro und eine Fertigstellung im November 2015. Doch erhebliche Probleme bei der Technischen Ausstattung, etwa dem Brandschutz, zogen eine massive Kostensteigerung nach sich sowie die Verschiebung der Eröffnung. Bei der Pressekonferenz Anfang Juli hatten sowohl Bernd Streitberger als Technischer Betriebsleiter der Sanierung als auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker einen Neubau ausgeschlossen, der Zeitpunkt dafür sei angesichts des Baufortschritts überschritten.

Der Plan der SPD sieht mehrere Schritte vor, unter anderem, zunächst den Bau am Offenbachplatz ruhen zu lassen und mögliche Alternativen zu prüfen – unter anderem einen Neubau, Börschel nannte als Beispiel den Deutzer Hafen, oder den Ausbau der Interimsspielstätten.

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