Nationalmuseum in BrasilienHistorisches Archiv schickt zwei Experten zur Hilfe

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Lichterloh brannte das Nationalmuseum in Rio am 2. September. Kölner wollen helfen, Kulturgut aus der Asche zu retten.

Lichterloh brannte das Nationalmuseum in Rio am 2. September. Kölner wollen helfen, Kulturgut aus der Asche zu retten.

Köln – Die Kölner Chefrestauratorin Nadine Thiel und der stellvertretende Leiter des Historischen Archivs, Dr. Ulrich Fischer, sind auf dem Sprung nach Rio de Janeiro. Am Freitag geht der Flieger.

Das Konsulat hat die Stadt nach dem Brand des brasilianischen Nationalmuseums um Hilfe gebeten, das Auswärtige Amt übernimmt die Flugkosten. Auch die Kölner Feuerwehr stellt Spezialwissen zur Rettung von Kulturgütern zur Verfügung – allerdings per Videokonferenz. Dabei geht es um Wetterschutz und Handhabung von Kulturgut.

„Wir können Entsetzen und Verzweiflung in Rio nachempfinden“

„Wir haben eine weltweit bekannte Kompetenz zur Bewältigung einer solchen Katastrophe“, sagte Stadtsprecherin Inge Schürmann. Dr. Bettina Schmidt-Czaia, die schon in Australien und in Fernost auf Archäologen-Kongressen über die Rettung des Kölner Kulturguts nach dem Archiveinsturz 2009 berichtete, stimmte sofort zu: „Wir können Entsetzen und Verzweiflung in Rio nachempfinden. Wir wissen, wie wichtig rasche Hilfe ist, um zu retten, was zu retten ist. Wir haben damals Bergungslogistik gelernt und den Aufbau eines Versorgungszentrums.“

In einem solchen Zentrum“ wird geborgenes Kulturgut gereinigt. „Sonst zementiert es“, warnt Nadine Thiel. Sie hat mit ihrem auf 90 Personen aufgestockten Team einige Verfahren entwickelt und Erfahrung gesammelt, die in keinem Lehrbuch steht.

Fischer, Vorsitzender des erst im März gegründeten Notfallverbundes der Archive, wird den Aufenthalt in Rio auch dazu nutzen, neue Möglichkeiten zur Vorbeugung zu suchen. „Damals hat es uns sehr geholfen, dass die Feuerwehr unser Archiv sehr gut kannte und wusste, was sie nach dem Einsturz antreffen würde.“

„Multispektrales Digitalisierungsverfahren“

Fischer weiß, dass in Rio Papier, das zum Archiv gehört, in weiter Entfernung als Asche niederging. Nadine Thiel denkt daran, mit dem „multispektralen Digitalisierungsverfahren“, das zusammen mit der Technischen Hochschule Köln entwickelt wurde, verkohlte Informationen wieder lesbar zu machen. „Verschiedene Lichtwellen machen das möglich“, erklärte sie.

Eine Woche haben die beiden Zeit, um sich ein Bild vom Grad der Zerstörung und den Möglichkeiten vor Ort zu machen. Sie werden sehen, ob es möglich sein wird, Laienhelfer zu mobilisieren, wie das in Köln gelang, um Papier, Ton- und Bildträger aus Wasser und Schutt zu bergen „Vor allem wollen wir die Botschaft vermitteln, dass auch kleine Fragmente nicht aufgegeben werden sollen.“

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