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ProzessSpielautomaten manipuliert – Angeklagter erklärt „Bremser“ und „Bucher“

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Spielautomat Symbol

Spielautomat. (Symbolbild)

Köln – Außergewöhnlich mitteilsam gab sich am Freitag ein Angeklagter vor Gericht. Er muss sich dort wegen Steuervergehen verantworten. Als Dienstleister für verschiedene Automatenaufsteller in Köln und Umgebung soll er im Auftrag seiner Kunden Geldspielautomaten manipuliert haben. Diese Kunden konnten so unversteuert Gewinne machen; die Schätzung des Steuerschadens liegt bei etwa 200 000 Euro. Zum Prozessauftakt legte der Angeklagte ein umfassendes Geständnis ab.

Der 42-Jährige, der selber eine Spielhalle in Bergheim besitzt, ist ein Tüftler. Neben seiner Spielothek hat er eine Werkstatt, in der er Automaten davor schützte, dass sie zu manipulieren waren. Wenn ein neuer Kniff auftauchte, um an den Automaten zu betrügen, dauerte es oft ein halbes Jahr, bis die großen Hersteller darauf reagierten, erklärte der Mann. Deswegen habe er einen breiten Kundenstamm gehabt, der seit 2015 seine Dienste im Manipulationsschutz in Anspruch nahm. Aber dann wollten manche Kunden umgekehrt die Geräte in ihrem Sinne beeinflussen. „Die haben mich gesagt: Du weißt wie man vor Manipulation schützt, dann weißt du auch, wie man manipuliert.“ Als er immer wieder darauf angesprochen wurde, witterte der Familienvater ein Geschäftsmodell.

Detaillierte Schilderung der Betrugschips

In der Branche, so der Angeklagte, wisse jeder, dass es so genannte Russenchips gebe, mit denen Aufsteller ihre Automaten frisieren können. „Bremser“ verringerten die Chance, dass der Spieler gewinnt. Mit Hilfe von „Buchern“, die in der Abrechnung des Geräts einen Gewinn simulieren, der nie ausgezahlt wurde, könne der Aufsteller dann Geld am Fiskus vorbei schleusen. Im Internet habe er im Internet einen ukrainischen Anbieter gefunden, der solche Mikrochips verkauft. Es sei zu mehreren Treffen mit einem Kontaktmann gekommen, bei denen er Chips für rund 300 Euro pro Bremser und 1000 Euro pro Bucher gekauft und mit Gewinn weiterverkauft habe. So habe er 153 000 Euro umgesetzt.

Der 42-Jährige ging teilweise so detailliert auf die Funktionsweise der Chips ein, dass er zwischenzeitlich von seinem Anwalt Gottfried Reims gebremst werden musste. „Wir erteilen hier keine Nachhilfe“; sagte er im Hinblick auf die Nebenklage – Anwälte, die den Automatenhersteller vertreten. „Sie verfolgen hier meinen Mandanten, da gibt es solche Informationen nicht umsonst“, so Reims.

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